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Ausgabe:

Mai/2000

Spalte:

525–527

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Mayer, Cornelius [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Augustinus-Lexikon. Vol. 2. Vorspann. Fasc. 1/2: Cor-Deus.

Verlag:

Basel: Schwabe 1996. XLVIII, 320 Sp. 4. Kart. DM 78,-. ISBN 3-7965-1007-8.

Rezensent:

Michaela Zelzer

Die zu besprechenden Faszikel erschienen zehn Jahre nach der Vorlage der beiden ersten Faszikel, die der Hauptherausgeber, Cornelius Mayer, am 28. August 1986, am Festtag des Bischofs und Kirchenlehrers Augustinus und genau 1600 Jahre nach seiner Bekehrung, im Rahmen einer feierlichen Präsentation der Öffentlichkeit vorlegte. Dieses Begriffs- und Reallexikon, das sich auf Grund der Kompetenz der Mitarbeiter und der mustergültigen redaktionellen Betreuung sofort hohes Lob verschaffte, ist auf fünf Textbände zu je acht Faszikel angelegt. Da der 1994 abgeschlossene erste Band in seiner Konzeption und seiner redaktionellen Gestaltung große Anerkennung fand, hält man sich auch im nächsten Band "strikt" an die "bewährten Grundgedanken und Richtlinien".

Vom Konzept her sehr gelungen ist die Festlegung der Lemmata: durchwegs lateinischer, den Werken Augustins entnommener Stichwörter (und keiner moderner Begriffe); berücksichtigt werden Personen aus seinem Umkreis, Orte und Sachen, seine Werke und die für sein Denken charakteristischen Begriffe - wie das im Einzelnen aussieht, geht aus der weiter unten abgedruckten Liste der Lemmata von Vol. 2, Fasc. 1 und 2, hervor. Ausgeklammert wurde die Wirkungsgeschichte, da der große Einfluss Augustins auf die Nachwelt noch viel zu wenig aufgearbeitet ist. Veröffentlicht werden die Artikel in deutscher, englischer oder französischer Sprache (die in anderen Sprachen abgefassten Beiträge werden übersetzt); dreisprachig sind auch alle Benutzerhinweise. Lobenswerterweise wird großer Wert darauf gelegt, dass bedeutende Aussagen Augustins wörtlich (d. h. lateinisch) angeführt werden. Die beigegebene Bibliographie enthält die wichtigste Literatur, für Augustinus möglichst vollständig ab 1970 (das führt manchmal zu recht umfangreichen Verzeichnissen. Um ein Beispiel aus den zu besprechenden Faszikeln zu geben: Zum Lemma "Creatio, creator, creatura" umfasst die Bibliographie fast sieben eng gedruckte Spalten).

Dem Hauptherausgeber steht ein Gremium zur Seite, das für diesen Band aus folgenden Patristikern und Augustinusspezialisten besteht: Erich Feldmann, Wolfgang Hübner, Therese Fuhrer, Martin Klöckener, Serge Lancel, Goulven Madec, Gerard O’Daly, Alfred Schindler, Otto Wermelinger, Antonie Wlosok; Änderungen gegenüber dem ersten Band ergaben sich durch den Tod von R. Herzog und das Ausscheiden von W. Geerlings, wofür Therese Fuhrer und Wolfgang Hübner zugewählt wurden. Von Anfang an wird die redaktionelle Arbeit in bewährter Weise von Karl Heinz Chelius wahrgenommen.

Mit der sorgfältigen Planung hängt zusammen, dass am Konzept nichts etwas geändert werden musste. Daher sei kurz an die Entstehungsgeschichte erinnert. Dieses internationale geisteswissenschaftliche Langzeitprojekt begann Mitte der siebziger Jahre: in den Jahren 1976 bis 1978 trafen sich Fachgelehrte aus dem In- und Ausland in den Räumen des Augustinus-Institutes der Deutschen Augustiner in Würzburg und legten nach regen Diskussionen die Kriterien fest: Es wurde eine Liste von 1200 Lemmata erstellt, die Wertung der einzelnen Stichwörter vorgenommen, der gesamte Umfang des Lexikons errechnet und auf fünf Textbände mit je 1280 Spalten und einen Registerband festgelegt sowie ein Zeitplan aufgestellt. Das Projekt wurde zunächst (ab 1979) von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und nach Auslaufen dieser Förderung in die Obhut der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz übernommen.

Dem zweiten Band vorangestellt ist ein Vorspann, der nach einer dreisprachigen Benutzeranleitung das von Karl Heinz Chelius erstellte und für diesen Band revidierte Verzeichnis "Augustins Werke und kritische Editionen", Ergänzungen zu den Abkürzungen griechischer und lateinischer Schriftsteller und ihrer Werke sowie ein Verzeichnis der Abkürzungen für Zeitschriften, Standardwerke u. Ä. enthält.

Die beiden vorliegenden Faszikel umfassen folgende Lemmata (mit Angabe ihrer Verfasser): "Cor" (G. Madec), "Corpus" (M. R. Miles), "Corpus Christi! Amen - Sanguis Christi! Amen" (M. Klöckener), "Corpus permixtum" (E. Lamirande), "Correctio, corrigere" (T. J. van Bavel), "Correctione Donistarum (De -)" (= ep. 185) (J. S. Alexander), "Correptio, corripere" (T. J. van Bavel), "Correptione et gratia (De -)" (A. Zumkeller), "Corruptio - incorruptio" (Chr. Müller), "Coruus" (D. Lau), "Creatio, creator, creatura" (C. Mayer), "Crede ut intellegas", "Credere" (E. TeSelle), "Cresconium grammaticum partis Donati (Ad -)", "Cresconius procurator" (M. Moreau), "Crimen" (H. A. Gärtner), "Crux" (J. Hammerstaedt), "Culpa" (A. Fitzgerald), "Cultus" (M. Klöckener), "Cupiditas" (G. Bonner), "Cura" (H. A. Gärtner), "Cura mortuorum", "Cura pro mortuis gerenda (De)" (M. Klöckener), "Curiositas" (A. Labhardt), "Cyprianus" (E. Dassmann), "Da quod iubes et iube quod uis" (C. Mayer), "Daemon(es)" (J. den Boeft), "Damasus" (M. Wojtowytsch), "Damnatio" (A. Fitzgerald), "Dani(h)el (propheta et liber)", "Dauid" (C. Mayer), "Dea Caelestis" (C. Lepelley), "Decalogus" (A. Schindler), "Dedicare, dedicatio" (M. Klöckener), "Defectus" (G. Madec), "Defensor ciuitatis (plebis), defensor ecclesiae" (S. Lancel), "Definitio (G. J. P. O’Daly), "Deificare" (G. Bonner), "Delectatio (delectare)" (C. Mayer), "Delictum" (H. A. Gärtner), "Demetrias" (O. Wermelinger), "Demonstrare, demonstratio" (H. A. Gärtner), "Deo gratias, deo laudes" (M. Klöckener), "Deogratias" (G. Madec), "Depositum" (J. Andreau), "Descensus Christi (in inferna)", "Desiderare, desiderium" (J. Doignon), "Deuotio" (Chr. Müller), "Deus" (G. Madec; nur der Anfang).

Den Verfassern der Lemmata steht eine Aufstellung sämtlicher Belege aus dem großen uvre Augustins zur Verfügung. Das führt meistens zu sehr instruktiven Artikeln. Als ein Beispiel soll aus den vorliegenden Faszikeln das Lemma "Cyprianus" herausgehoben werden, das, übersichtlich gegliedert in die drei Hauptkapitel "C. Bedeutung für die nordafrikanische Kirche", "C. im Urteil A(ugustins)" und "Theologie", sowohl über Person und Lehre als auch über den Einfluss auf Augustin informiert (mit dem wichtigen Hinweis, dass die häufige Nennung C.s auch damit zusammenhängt, dass ihn A. im pelagianischen Streit immer wieder als einen der Zeugen für seine Rechtgläubigkeit anführt). Unbefriedigend ist dagegen der Artikel "Damasus", der mit den Worten beginnt: "Die Beziehungen zwischen Papst D. (366-384) und der afrikanischen Kirche ... waren offenbar nicht sehr intensiv. Nur zwei Quellen geben Nachrichten" (223); es findet sich kein Hinweis auf die (schlechte) Quellenlage zum Leben und Wirken des D. und auf seine große Verdienste (wie z. B. die Pflege der Martyrergräber und ihre Ausschmückung mit Epigrammen). Als junger Rhetoriklehrer erlebte A. in Rom noch das letzte Pontifikatsjahr des D. und erfuhr damals sicher von den Gesandtschaften an den Kaiser unter der Führung des Symmachus um die Aufhebung der heidenfeindlichen Dekrete Gratians und von ihrer zweimaligen Ablehnung: Beim ersten Mal spielte dabei neben Ambrosius auch D. eine große Rolle. Dieser Artikel stellt jedoch eine Ausnahme dar.

Ein wertvolles Hilfsmittel ist auch das sorgfältig von K. H. Chelius erstellte und separat erhältliche Verzeichnis "Augustins Werke und kritische Editionen", das nicht nur über die Abkürzungen der augustinischen Schriften und die jeweils als beste ausgewählte Edition Auskunft gibt, sondern auch über die authentischen Titel (auch der verlorenen Werke), und über das eventuelle Vorhandensein nicht augustinischer Texte innerhalb eines augustinischen Werkes und deren Zitierweise. Wenn man schon beim Technischen angelangt ist, sollte doch darauf hingewiesen werden, dass die lateinischen Zitate in Anführungszeichen (und nicht kursiv) zumindest der Rez. etwas gewöh-nungsbedürftig erscheinen, ebenso die Abkürzung una. für ,unaugustinisch’ (250).

Gerade in Zeiten, in denen die Spätantike immer mehr an Beachtung gewinnt, leistet dieses Lexikon mit seinen interessanten und meistens gut lesbaren Artikeln eine wertvollen Beitrag, der weit über das eigentliche Thema hinausreicht.