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Ausgabe:

Juni/2021

Spalte:

596–597

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Friedrichs, Lutz

Titel/Untertitel:

Bestatten. M. e. Geleitwort v. R. Sörries.

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2020. 150 S. m. 1 Abb. u. 8 Tab. = Praktische Theologie konkret, 2. Kart. EUR 18,00. ISBN 9783525634066.

Rezensent:

Peter Amberg

Die Reihe »Praktische Theologie konkret« will Studenten, Vikare und Pfarrer mit Literatur für ihre Ausbildung und den Dienst in der Gemeinde ausstatten. Im ersten Band befasste sich Christian Grethlein mit dem Thema »Taufen«. Im vorliegenden zweiten behandelt nun Lutz Friedrichs die Kasualie »Bestatten«. Der Vf. war Gemeindepfarrer der Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck und ist Leiter des Evangelischen Studienseminars Hofgeismar und apl. Professor für Praktische Theologie an der Georg-August-Universität Göttingen. Bestatten wird in diesem Band als eine spezielle Form der Kommunikation des Evangeliums angesehen. Zunächst wird die Situation, in der sich die Bestattungskultur befindet, beschrieben. Des Weiteren werden neue Ansätze und Aufbrüche angezeigt und Handlungsspielräume in Spannungsfeldern genannt. Es folgen Anregungen für die Praxis, zehn goldene Regeln für die Kommunikation mit den Trauernden und die Ausarbeitung einer Trauerpredigt. Die Befassung mit besonderen Fällen, unter anderem auch das Bestatten in der Corona-Pandemie, schließt das Buch ab.
Ein wesentlicher Schwerpunkt des Werkes ist die Trauerbegleitung. Sie wird nicht nur in dem Trauergespräch vor der Bestattung gesehen, sondern auch in einem Trauernachbesuch einige Zeit nach dem Trauergottesdienst. Ein Spannungsfeld tut sich auf, wenn das Bestatten zum Teil als religiöse Dienstleistung verstanden wird. Es kann zwar aus seelsorgerlichen Gründen geboten sein, bei Liedwünschen weltlicher Art ein Entgegenkommen zu zeigen, eine Annahme der Rolle als religiöser Dienstleister durch die Pfarrperson, wie auf S. 42 angedacht, würde die Relevanz der evangelischen Kirche aber nur weiter minimieren. Für den Vf. lässt die Geschichte der Bestattungspredigt »eine grundlegende Spannung zwischen Lobrede auf die Toten und Predigt über Tod und Auferstehung erkennen«. Für die jetzige Zeit erscheint es ihm »ratsam, die Trauerpredigt in einem Spannungsfeld zwischen Lobrede auf die Toten und Auferstehungspredigt zu verorten. Wird der Fokus auf das Verhältnis von Religion und Biographie gerichtet, lassen sich zwei idealtypische Grundmodelle unterscheiden: das eher biographiekritische Distanzmodell der Verkündigung und das eher biographieoffene Nähemodell der religiösen Rede« (71). Freilich erscheint es heute besonders wichtig, die Botschaft von der Auferstehung als zentrale Hoffnung des christlichen Glaubens in jedem Fall deutlich zu vertreten.
Das Buch bietet umfangreiche Anregungen für die Praxis, z. B. für das Trauergespräch und die Trauerpredigt. Diese sind für Studenten und Vikare besonders hilfreich, wie vor allem auch die zehn goldene Regeln, von denen zwei genannt werden sollen: »1. Erinnere dich an etwas, was dich selbst getröstet hat« und »5. Lies von Zeit zu Zeit Luthers Sermon von der Bereitung zum Sterben.«