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Ausgabe:

Juli/August/2020

Spalte:

628–629

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Dohmen, Christoph, u. Günter Stemberger

Titel/Untertitel:

Hermeneutik der Jüdischen Bibel und des Alten Testaments.

Verlag:

2., überarb. Aufl. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer 2019. 241 S. m. 2 Abb. u. 2 Tab. = Kohlhammer Studienbücher Theologie, 1/2. Kart. EUR 36,00. ISBN 978-3-17-036140-9.

Rezensent:

B. E.

Über 20 Jahre nach dem Erscheinen der Erstauflage dieses Werkes legen die Autoren hier nun eine Neubearbeitung ihres Werkes vor. Der Aufriss folgt im Wesentlichen dem der Erstauflage (vgl. hierzu die Rezension zur Erstauflage von Jürgen Ebach, ThLZ 123 [1998], 363 f.), aber die Neuauflage zeichnet sich dadurch aus, dass nun neuere einschlägige Publikationen der letzten 20 Jahre aus dem Bereich der Kanongeschichte, der Erforschung des antiken Judentums und seiner Beziehung zum Christentum, der biblischen Hermeneutik sowie dem jüdisch-christlichen Dialog aufgenommen wurden. Die erweiterten Literaturlisten, die den einzelnen Ab­schnitten vorangestellt sind, dokumentieren diese Entwicklungen.
Insbesondere ist hier auf das Referat zur Kanongeschichte sowie zur Frage der Beziehung des rabbinischen Judentums zum frühen Christentum (siehe hierzu insbesondere die Diskussion von Peter Schäfer und Daniel Boyarin) zu verweisen. Die Neuauflage schließt nun mit Ausführungen, welche die beiden Autoren gemeinsam verantworten: Unter der Überschrift »Verbunden und getrennt« betonen die Autoren, dass die Unterschiede zwischen jüdischer und christlicher Bibelhermeneutik sich nicht nur auf die Kanondifferenz oder Auslegungsunterschiede beziehen, sondern das Entscheidende darin bestehe, dass Juden und Christen in der Heiligen Schrift und ihrer Auslegung ihre je eigene Identität gefunden und artikuliert haben (236). Christen sind zu einer »doppelten Leseweise« des Alten Testaments aufgefordert, indem sie diese Texte sowohl ohne als auch mit einer christlichen Interpretation lesen sollen. Deutlicher als in der Erstauflage wird nun das Schlagwort von der »doppelten Hermeneutik« mit der Dimension des jüdisch-christlichen Dialogs ins Gespräch gebracht. Christen sollen verstehen, wie der Text »Grundlage der christlichen Tradition geworden ist, ohne dabei seinen jüdischen Ursprung zu vergessen und ohne ihn zu enteignen.« Wenn Jesus-Gläubige das Bewusstsein haben, dass die Bibel zuerst ein jüdischer Text ist, dann könne auch jüdischerseits akzeptiert werden, »dass auch Christen auf ihre eigene Weise den gemeinsamen Text lesen und verstehen« (238). Der Dank gilt allen, die die Neubearbeitung dieses wichtigen Werkes ermöglicht haben.