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Ausgabe:

Juni/2020

Spalte:

511–512

Kategorie:

Altertumswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Lange-Athinodorou, Eva

Titel/Untertitel:

Sedfestritual und Königtum. Die Reliefdekoration am Torbau Osorkons II. im Tempel der Bastet von Bubastis.

Verlag:

Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2019. VII–IX, 503 S. m. 88 Abb., Katalogbd. als CD, 4 Tfn. = Ägyptologische Abhandlungen, 75. Geb. EUR 148,00. ISBN 978-3-447-11192-8.

Rezensent:

Stefan Bojowald

Die hier zu besprechende Publikation stellt die überarbeitete Fassung der Doktorarbeit von Eva Lange-Athinodorou dar, die im Jahr 2008 an der Universität Leipzig verteidigt wurde. Die Studie wählt den Sedfestzyklus am Torbau des ägyptischen Königs im Tempel von Bubastis als Thema aus. Der Aufbau des Werkes lässt sich folgendermaßen beschreiben: In der Einleitung werden einige Vorbemerkungen formuliert. Das Sedfestritual lässt sich von der frühdynastischen bis ptolemäischen Zeit verfolgen (1). Die umfangreichste Fassung spiegelt die Reliefdekoration des von Osorkon II. (874–850 v. Chr.) errichteten Torbaus im großen Tempel von Bubas-tis wider (1).
In Kapitel 1 wird die Begriffserklärung vorgenommen. Der Na­me des Sedfestes leitet sich vielleicht vom sd-Gewand ab, das der König während der Zeremonie trägt (3). In Kapitel 2 wird das Sedfesttor Osorkons II. in Bubastis vorgestellt. Die schriftliche Bezeugung des Siedlungsnamens »b3s.t« reicht bis in die Negade IIIa 2-Zeit zurück (5). Die Anfänge des Kultzentrums der Bastet in Bubastis können ins Alte Reich datiert werden (8). Der Torbau Osorkons II. bildet den Durchgang zwischen dem Eingangshof und einem schmalen offenen Hof (10). In Kapitel 3 wird über die Reliefdekoration des Tores berichtet. Der Vergleich der Sedfestdarstellungen in Abu Ghurob, Soleb und TT 192 läuft auf verschiedene Modifikationen hinaus, die sich u. a. in der Anzahl der Szenen, Kultleute und Aktanten manifestieren (88–95). Die Sedfest-Episoden von Abu Ghurob, Soleb, TT 192 und Bubastis gestehen Prozessionen den weitaus größten Raum zu (160). Die Prozessionen lassen sich in Geleitprozessionen und Huldigungsprozessionen für den König unterteilen (160). Die zentrale Position der meisten bubastidischen Geleitepisoden nimmt die Standarte des Gottes Upuaut ein (162). Die wirklich eindeutigen Anfangsepisoden des Sedfestes sind in Bubastis auf den Torseiten A und D zu finden (166). Die Episode der Ankunft im Palast auf der Torseite B markiert eine Zäsur, nach der vorrangig das Thronen des Königs in der Sedfest-Kapelle fokussiert wird (167). Die bubastidische Sedfest-Episode enthält einige neue Motive, zu denen z. B. das Weihrauchopfer vor Göttersymbolen und der Barkenempfang gehören (171). Die Dekrettexte in Bubastis und Soleb weisen viele Gemeinsamkeiten auf (258). Die Texte der Sedfest-Episode von Bubastis besitzen ansonsten nur wenige Parallelen zu den Beischriften der übrigen Sedfestcorpora (313).
In Kapitel 4 werden Inhalt und Bedeutung der Ritualepisoden in den Sedfestreliefs Osorkons II. erläutert. Das Thronen des Königs in der Sedfest-Kapelle blickt unter allen Handlungen des Rituals auf die längste Tradition zurück (374). Die Sedfest-Episoden Osorkons II. zielten auf die rituelle Neuerlangung der göttlichen Herrschaftslegitimation ab (391). In Kapitel 5 wird die Bedeutung des königlichen Sedfestes akzentuiert. Der Charakter des Sedfestes hängt generell mit der Legitimation durch göttliche Designation, Krönung und Herrschaftsausübung zusammen (405). Die rituelle oder reale Tötung des Herrschers im Rahmen des Sedfestes ist wohl abzulehnen (409). Im Zentrum des Rituals hat die Erneuerung der Fähigkeiten und Rechte des Königs gestanden, die er durch die Krönung erworben hatte (409). In Kapitel 6 werden noch einmal die wichtigsten Ergebnisse rekapituliert.
Im Anhang wird die Übersetzung der Beischriften der Sedfestcorpora von Abu Ghurob, Soleb und TT 192 präsentiert. Die Übersetzung »Zu zählen Rinder« (416) ist in »in Bezug auf die Zahl der Rinder« zu ändern. Die Übersetzung »Erreichen der Thronstufen« (417) ist in »Betreten der Thronstufen« zu korrigieren. Das Literaturverzeichnis (465–474) und die Indizes (475–503) werden ans Ende gesetzt. Das Wort »Maat« (495) taucht – als kleine Randnotiz – an der verkehrten Stelle auf.
Fazit: Die Interpretationen leuchten in der Regel ein. Die Mehrheit der Übersetzungen weiß durchaus zu überzeugen. Die zeichnerische Wiedergabe der Reliefs fällt zum Teil zu klein aus. Die bildkritische Methode hätte im Prinzip auch ohne Anlehnung an die textkritische Methode entwickelt werden können. Das Buch hat dennoch viele Leser verdient.