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Ausgabe:

März/2020

Spalte:

241–243

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Antwi, Eric B.

Titel/Untertitel:

Human Creation in the Image of God. The Asante Perspective.

Verlag:

New York u. a.: Peter Lang 2018. X, 175 S. m. 3 Tab. = Bible and Theology in Africa, 25. Geb. EUR 84,95. ISBN 978-1-4331-5198-9.

Rezensent:

Markus Roser

Rev. Eric Baffoe Antwi ist katholischer Priester und theologischer Lehrer am St. Gregory Priesterseminar in Kumasi, Ghana. Seine hier zu besprechende Monographie wurde als Inauguraldissertation in Systematischer Theologie zur Erlangung eines Ph.D. an der Duquesne University, Pittsburgh (Pennsylvania) eingereicht. Be­treut wurde die Arbeit von Dr. Elochukwu E. Uzukwu.
Ausgangspunkt für A.s Anthropologie ist der biblische Glaube der Ebenbildlichkeit Gottes nach Genesis 1,27, wonach der Mensch einen zentralen Platz in Gottes Schöpfung einnimmt. »Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, …« (1). Als Interpretament des biblischen Schöpfungsansatzes bringt er die Asante Perspektive ein. Neuplatonischer und scholastischer Tradition folgend ist für ihn der göttliche Funke in jedem Menschen Ausdruck der Gottesebenbildlichkeit. Mit der Methode der Kontextualisierung will er die christliche Anthropologie durch die Asante Perspektive erneuern und die verborgene Gegenwart Gottes in jedem Menschen aufzeigen. »There is a spark of God in every human being […] I renew Christian anthropology through the method of contextualization with the Asante culture to disclose the hidden presence of God in the human beings.« (4 f.) In seinen weiteren Ausführungen wird deutlich, wie sehr er einer thomasischen Matrix folgt, nämlich, dass die menschliche Vernunft durch ihre Seelenkräfte Gott widerspiegelt. Neben seinem katholisch geprägten Denken bricht sich schließlich die afrikanische Anthropologie Bahn, welche den Menschen sogar als Quelle der Gotteslehre in den Mittelpunkt stellt. »Human beings have become a source of theology in addition to scripture and tradition.« (5)
Die Monographie ist übersichtlich in sieben Kapitel gegliedert. Im ersten Kapitel (11–24) steht die Kosmologie im Fokus, um das Asante Weltbild zu analysieren. Im zweiten Kapitel (25–28) geht es um das Asante Verständnis vom Menschen. Demnach gibt es einen allmächtigen Schöpfergott, Nyame. Jeder Mensch »has a spark of God in him or her«. Die Menschen kommen bei ihrer Geburt von Gott und gehen nach ihrem Tod wieder zu ihm zurück (25). Die Elemente, welche den Menschen konstituieren, werden in der Asante Anthropologie im dritten Kapitel (29–45) ausführlicher beschrieben. Demnach setzt sich der Mensch aus folgenden Wirkbereichen zusammen: Okra ist die Seele. Sie kommt direkt von Gott und ist präexistent. Sie wird auch als Lebenskraft bezeichnet. Mogya ist das Blut und wird matrilineal weitervererbt. Es be­stimmt die Klanzugehörigkeit. Honam beschreibt den physischen Teil des Körpers. Sunsum bezeichnet den Geist, welcher neben der Seele auch präexistent ist. Dieser Geist kann im Laufe des Lebens trainiert und weitergebildet werden, um bösen Geistern und Dämonen zu widerstehen. Honhom ist neben dem physischen Teil des Körpers der lebendig machende Lebensatem. Ntoro beschreibt das spirituelle Element, welches vom Vater an die Kinder weitergegeben wird. Saman ist der Geist, welcher nach dem Tod eines Menschen von ihm weiterlebt. Und Sasa gilt als Schutzprinzip, welches den Menschen bei Angriffen verteidigt. Es wird bisweilen auch als Element der Rache bezeichnet und kann andere Menschen sogar unbewusst töten. In seinen weiteren Ausführungen in Kapitel 4 (47–54) konzentriert sich A. auf den Dualismus Okra (Seele) und Sunsum (Geist) einerseits und Honam (Körper) andererseits und fasst hierzu die unterschiedlichen Positionen der Asante Philosophen wie Kwame Gyekye und Kwasi Wiredu zusammen.
Im fünften Kapitel (55–114) erläutert A. aus seiner Sicht die biblische Schöpfungslehre und die Lehre der Kirchenväter Origenes und Augustin zur Erschaffung des Menschen als Ebenbild Gottes. Dabei verweist er auf unterschiedliche exegetische Ansätze (56–72), wie den strukturellen, funktionalen, relationalen, existentiellen und ganzheitlichen Ansatz, um dann folgende Zwischenbilanz zu ziehen: »My approach embraces all the approaches discussed above, particularly the structural and relational approaches. The holistic approach, as used in this dissertation, describes the whole human being representing the image of God.« (72) Am Ende seines Exkurses über die paulinische Schöpfungslehre (75–83) setzt er sich mit der Frage auseinander, ob sich der Sündenfall auf die Anthropologie auswirkt. Dabei benutzt er wie einleitend angekündigt die Asante Perspektive als Interpretament. »The Asante understanding of the human being will later help in clarifying this issue, as the Akan believe that sin is a perversion, but does not affect human nature. Asante understand-ing of the human person is that humanity is created good by God, so it is not human nature to sin. However, since humans have a free will, they can choose to go against their nature.« (80) In dieselbe Richtung zielen auch die beiden Unterkapitel über Origenes und Augus-tin (83–103). Zusammenfassend kommt A. zu dem Fazit: »The an­thropologies of Origen and Augustine help in examining the biblical view of the human being. They show the communion human beings have with God. Their anthropologies run parallel to the un­derstanding of the human being of the Akan people.« (103) In dieser Logik betont A., dass die unterschiedlichen Dimensionen im Menschenbild der Akan den Menschen ontologisch mit Gott verbinden. Okra (Seele), Honhom (Lebensatem), Sunsum (Geist), Magya (Blut) und Ntoro (Geist vom Vater) bezeugen die Gottesebenbildlichkeit des Menschen (105). Bei so viel Übereinstimmung lässt A. es nicht, aus Gaudium et Spes des Zweiten Vatikanischen Konzils zu zitieren, um die Würde des Menschen und seine fundamentale Orientierung zu Gott hin zu betonen (104).
Im sechsten Kapitel (115–144) über den Heiligen Geist und die menschliche Identität bringt A. Honhom, den Lebensatem, mit dem Heiligen Geist als Honhom Kronkron in Verbindung. Den Heiligen Geist sieht er als Lebensspender und Indiz der Präsenz Gottes und seines Leben schaffenden Prinzips im Menschen. Daran an­schließend durchläuft er den Parcours der unterschiedlichen Ah­nentheologien von Charles Nyamiti über David Tonghou Ngong, Joseph Boakye Danquah, Kwame Bediako, John Pobee, Abraham Akrong bis hin zu Peter Kwasi Sarpong, bevor er im letzten Kapitel (145–157) auf die Afrikanisch Initiierten Kirchen und die dort auftretenden Phänomene der Geistbesessenheit und Heilung zu sprechen kommt.
Wie ein roter Faden durchzieht das Postulat des göttlichen Funkens als anthropologischer Grundkonstante A.s Monographie, mit der er die biblische Schöpfungslehre und die Asante Perspektive zu harmonisieren versucht. Innerhalb der Matrix seiner scholastischen Anthropologie bleibt sein Ansatz der Gottesebenbildlichkeit letztlich aber auf der Ebene einer analogia entis stecken. Der protes-tantisch geschulte Leser bezweifelt genau diesen Punkt, ob wirklich allen Menschen nach dem Sündenfall im status corruptionis automatisch die Gottesebenbildlichkeit erhalten bleibt oder ob sie erst dem glaubend Hoffenden im Rahmen einer analogia relatio-nis geschenkt wird. Bei den beziehungsorientierten afrikanischen Stammesreligionen hätte dies möglicherweise auch ein Ansatzpunkt sein können. Trotz allem, ein interessanter Versuch kontextueller Theologie.