Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Januar/2020

Spalte:

47–48

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Häusl, Maria [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Vom Garten Eden bis zu Salomos Weinberg. Pflanzen der Bibel.

Verlag:

Stuttgart: Verlag Katholisches Bibelwerk 2018. 176 S. m. Abb. Geb. EUR 19,95. ISBN 978-3-460-30207-5.

Rezensent:

Peter Riede

Der Band zur biblischen Pflanzenwelt ist das Ergebnis eines an der Professur für Biblische Theologie an der Technischen Universität Dresden angesiedelten Forschungsprojekts, das in Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten der Technischen Universität Dresden und Schloss & Park Pillnitz durchgeführt wurde. Durch die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Wissenschaftler-innen aus verschiedenen Disziplinen können Erkenntnisse aus Theologie, Archäologie, Kulturgeschichte und Botanik zusammengeführt werden, was einen guten Gesamtüberblick ermöglicht. Der Band ist klar gegliedert: Die Einleitung (9–16) nimmt Bezug auf die Bedeutung der Pflanzen in der Lebenswelt des Alten Israel, wobei alltagspraktische, topographische, klimatische und metaphorische Aspekte aufgegriffen werden und auch auf das Problem der Zuordnung der Pflanzennamen in den Ursprungssprachen der Bibel zu in der heutigen Botanik geläufigen Pflanzenarten und -gattungen eingegangen wird.
Behandelt werden dann in jeweils eigenen Kapiteln mit je eigener kleiner Einführung Gartenpflanzen und Feldfrüchte, Gewürze und Duftstoffe, Fruchtbäume, Waldbäume, Feldblumen, Pflanzen an Gewässern und in Feuchtzonen und schließlich Dornen und Disteln. Dabei werden die für den Band ausgewählten 34 biblischen Pflanzen zunächst jeweils biblisch-kulturgeschichtlich und dann unter botanischen Aspekten vorgestellt (vgl. 7), wobei zu beiden Bereichen eine Fülle grundlegender Informationen zusammengetragen wird. Hilfreich ist auch, dass die behandelten biblischen Texte in der Regel mit abgedruckt werden, was die Benutzung des Bandes deutlich erleichtert.
Allerdings lässt sich feststellen, dass das eine oder andere Kapitel ein Ungleichgewicht in der Darstellung des behandelten Stoffes aufweist. So wird z. B. den biblischen Hinweisen auf den Wein etwas mehr als eine Seite gewidmet, dem Granatapfel aber zwei Seiten, obwohl Weinstock/Weinberg/Wein deutlich häufiger in der Bibel vorkommen (allein für den Weinstock gibt es nur im Alten Testament mehr als 50 Belege gegenüber – abgesehen von Orts- und Eigennamen – 32 beim Granatapfel). Andererseits fehlen kulturgeschichtlich interessante Stellen wie z. B. Am 7,14 (Amos als »Maulbeerfeigenritzer«) bei der Maulbeerfeige, oder auch 1Makk 6,34, wo erwähnt wird, dass Kriegselefanten durch den Saft von Maulbeeren zum Kampf gereizt wurden.
Zu begrüßen ist, dass dem Band auch Abbildungen aus unterschiedlichen kultur- und kunstgeschichtlichen Epochen beigegeben sind, die im Text und in den Bildunterschriften allerdings kaum näher erläutert werden. Ihre Auswahl überzeugt nicht durchgehend. So wird z. B. auf S. 95 den Ausführungen zur Schwarzen Maulbeere eine Darstellung zur Zachäusgeschichte Lk 19 beigegeben. In Lk 19,4 ist aber eindeutig von einer Maulbeerfeige (συκομορέα) die Rede ist, die Zachäus als Ausguck wählt, und eben nicht vom Maulbeerbaum (συκάμινος) wie in Lk 17,5 f. Die Maulbeerfeige als typischer Stadtbaum gehört unmittelbar zum Lokalkolorit von Lk 19,1 ff., einer Stelle, die bei der Behandlung der Sykomore leider außer Acht bleibt. Andere Abbildungen, wie z. B. die Karatwaage (87), tauchen unvermittelt auf und werden erst einige Seiten später in ihrer Bedeutung erläutert, was die Lektüre erschwert.
Auch werden die jedes Hauptkapitel eröffnenden Vignetten nicht erklärt, zum Teil sind sie ohne Bezug zum behandelten Ge­genstand. Was hat z. B. die Szene aus dem Grab des Neferhotep mit der Überreichung eines Blumenstraußes mit dem Thema »Fruchtbäume« zu tun (69)? Oder die Darstellung eines Nomaden, der einen Steinbock als Geschenk mit sich führt (19), aus Beni Hasan, mit dem Thema Gartenpflanzen und Feldfrüchte?
Leider wird an keiner Stelle des Bandes auf den schönen Titel des Buches eingegangen, der gut als Hinführung zum Thema im Rahmen des Vorwortes oder der Einleitung gepasst hätte. Nicht jeder Leser wird bei »Salomos Weinberg« sofort an Hld 8,11 f. denken und um die bildhafte und durchaus doppeldeutige Bedeutung dieser Wendung im Rahmen der Liebespoesie wissen. Dabei hätte diese Stelle gut als Ausgangspunkt für die Erläuterung der metaphorischen bzw. symbolischen Bedeutung der Pflanzen in der Lebenswelt des Alten Israel dienen können, auf die in der Einleitung des Bandes zumindest kurz eingegangen wird.
Der Band schließt u. a. mit einem Verzeichnis weiterführender Literatur, einem Bibelstellenverzeichnis, einem Sachregister sowie mit einem hilfreichen Anhang mit Darstellungen von Blattformen, Blatträndern und Blatt- und Blütenständen.
Insgesamt macht diese Einführung in die biblische Flora Lust darauf, sich intensiver mit dem Thema »Pflanzen der Bibel« und den biblischen Pflanzentexten zu befassen. Sie kann auch gut dazu dienen, sich für den Besuch der einen oder anderen Ausstellung mit Bibelpflanzen im Rahmen eines Bibelgartens vorzubereiten.