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Ausgabe:

März/2019

Spalte:

167–169

Kategorie:

Altertumswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Kóthay, Katalin Anna [Ed.]

Titel/Untertitel:

Burial and Mortuary Practices in Late Period and Graeco-Roman Egypt. Proceedings of the International Conference held at Museum of Fine Arts, Budapest, 17–19 July 2014.

Verlag:

Budapest: Museum of Fine Art 2018. 356 S. m. zahlr. Abb. Kart. Preis? ISBN 978-615-5304-77-4.

Rezensent:

Stefan Bojowald

Die Publikation umfasst die Beiträge zur Konferenz »Burial and Mortuary Practices in Late Period and Graeco-Roman Egypt«, die vom 17. bis 19. Juli 2014 in Budapest vonstatten ging. Das Oberthema stellt die Begräbniskultur des spätzeitlichen und griechisch-römischen Ägyptens dar.
M. A. Stadler geht auf funeräre Rituale ein. Das »Große Dekret« ist am vollständigsten auf P. MMA 35.9.21 erhalten (11). Die memphitischen Anspielungen sieht der Autor als Hinweis auf eine königliche Substruktur an (12).
S. Töpfer gleicht die Anweisungen im »Balsamierungsritual« mit Originalmumien ab. Das Balsamierungsritual liegt auf drei Papyri vom 1.–2. Jh. n. Chr. vor (22). Die dortige Mumifizierungstechnik wurde wohl von der Ptolemäer- bis zur Römerzeit praktiziert (29). Die Ursprünge reichen bis ins Alte Reich zurück (30).
N. Guilhou untersucht den Sarkophag Cairo 8390 aus der 30. Dynastie, wobei die Westgöttin auf der Wannenwand und Göttin Nut auf dem Innendeckel im Mittelpunkt stehen (33–43). Die Darstellungen werden durch ein reiches Textprogramm ergänzt, das u. a. hymnischer Natur ist.
L. Bareš handelt Opferlisten aus den großen spätzeitlichen Schachtgräbern aus Abusir ab. Die Listen sind bei Padihor und Udjahorresnet auf der Ostwand über dem Eingang zur Grabkammer positioniert (46). In der Grabkammer des Iufaa sind neun verschieden lange Opferlisten zu finden (46). Die Listen werden z. T. durch Opfertische begleitet (47).
S. Grallert befasst sich mit Modellgefäßgruppen auf gemeinsamen Basisplatten. Die descheret- und nemset-Gefäße treten nur in Vierergruppen auf (52), während »Eierbecher« fast nur als Zehnergruppen begegnen (53). Das Material besteht meist aus Fayence (53), wobei die memphitische Herkunft überwiegt (55).
M. Mamedow wertet Keramik aus dem ptolemäisch-römischen Tuna el-Gebel aus. Die Gefäße wurden aus einem lokalen alluvialen Tongemisch gedreht (62). Die Keramik wurde als Beigabe oder zu kultischen Zwecken verwendet (62). Das Gros der Keramik setzt sich aus Amphoren zusammen (63).
M. Tarasenko analysiert Papyrusrollen in Totenbuchvignetten. In der »Thebanischen Rezension« tauchen Papyrusrollen in den Vignetten zu Spruch 1, 21, 41, 42, 96 und 103 auf (71), während sie für die »Saitische Rezension« in den Vignetten zu Spruch 1, 25 und 52 belegt sind (73).
Z. I. Fábián nimmt zur Wiederbenutzung des thebanischen Saff 1-Grabes Stellung. Das Grab besaß zwei Grabkammern, die beide auf der linken Seite liegen (83). Das Gefäßinventar deutet auf die 1. Zwischenzeit als Datierung hin (84). In der 3. Zwischenzeit oder später wurde im östlichen Portikus eine Zweitbestattung eingebracht (84–85).
O. László erforscht die menschlichen Überreste aus Saff 1-Grab. Die Mumifizierung schloss das Weichgewebe aus (91). Im Innenraum herrscht der weibliche Skelettanteil vor (95). Das Alter der Kinder lag häufig unter sechs Jahren (95).
S. Einaudi widmet sich solaren und osirianischen Aspekten in den Spätzeitgräbern des Asasif. Das Phänomen hat sich auf Durchgänge, 1. Hypostylsaal und Lichthof erstreckt (103). Die Abteilung des Hofes in eine rechte osirianische und linke solare Seite lässt sich mit dem Gebäude des Taharka am Heiligen See von Karnak parallelisieren (106).
R. Landgráfová/J. Janák machen mit dem »Buch der Schlangen« im Grab des Iufaa aus Abusir vertraut. Die Texte zu den sechs Schlangen sind im oberen Teil der Westwand angebracht. Der Inhalt klärt u. a. über Farbe und Gestalt der Tiere sowie deren Beziehung zum Sonnengott auf (119).
G. Schreiber äußert sich zum Soter-Grab, das unter Umständen mit TT 32 zu identifizieren ist (124). Die Ikonographie und der Stil des Fundgutes zeigen eine regionale Variante der funerären Kunst (124).
M. C. Flossmann-Schütze dokumentiert Menschenbestattungen am Ibiotapheion von Tuna el-Gebel. Im Umfeld des früh- oder spätptolemäischen Pronaosgrabes TG2004. G2 wurden 41 Mumien entdeckt (133). Im römerzeitlichen Grab TG2006. G 6 wurden 14 Bestattungen geborgen (134). Die Grabbeigaben greifen lokaltypisch häufig auf Stuck zurück (137).
N. Markovi beschäftigt sich mit spätzeitlichen Apisbestattungen in Memphis. Die Gebäudekomplexe zum Apiskult waren im Südwestbereich des Ptahtempels angesiedelt (153).
M. Müller führt in das Sarkophagensemble der Istemkheb D aus TT 320/21. Dynastie ein. Die Szenen sind häufig von königlichen Denkmälern entliehen (157). Die äußeren Langseiten der beiden Särge sind nach dem gleichen Schema aus fünf großen Szenen mit Begleittexten dekoriert (163). Die Vergöttlichung der Dame ist aus der Hathorkrone zu folgern (170).
A. Dautant/R. Lucarelli/L. Miatello/C. M. Sheikholesslam spüren dem Sarg des Padiamun (Liverpool 1953.72) aus der 25. Dynastie nach. Der dritte Sarg ist auf dem Deckel und im Innenteil mit Text bzw. Bildern aus der Sonnenlitanei geschmückt (180).
B. Gessler-Löhr fokussiert sich auf spätzeitliche Mumiensärge aus el-Hibeh. Die umfangreichsten Sargfunde in el-Hibeh wurden 1934/35 bei den italienischen Grabungen getätigt (201). Die antithetischen geflügelten Schutzgöttinnen können als charakteristisches Motiv der Särge gelten (223).
S. Schmidt bezieht »weiße« Särge der 25./26. Dynastie aus Abusir el-Meleq ein. Der Dekor fällt sehr reduziert aus, wobei die größte Sargoberfläche weiß blieb (245). Die Inschriften bestehen aus einfachen Opferformeln mit Bitten um Kleidung, Weihrauch und Speisen (246).
K. A. Kóthay diskutiert die archäologischen Funde aus Gamhud, für die in El-Hibe, Abusir el-Meleq, Hawara, Lahun und Sedment ikonographische, textliche und paläographische Parallelen existieren (266–271).
A. Colazilli betrachtet sexuelle Fragen bei Mumien. Die Nachmodellierung der Genitalien ist bis ins Alte Reich zurückzuverfolgen (275). Die »paddle doll«-Figurinen hängen u. U. mit Fruchtbarkeit und Wiedergeburt zusammen (279).
A. Almásy informiert über demotische Leinenbinden aus TT 400. Die paläographischen und onomastischen Kriterien legen einen Ansatz ins 1./2. Jh. n. Chr. nahe (283).
A. Müller studiert römerzeitliche Mumienmasken. Die Produktion wurde wohl im 3. Jh. n. Chr. beendet (292). Das Material wurde oft von Kartonage und Gips gebildet (292).
C. R. Nuzzolo berichtet über die griechisch-römischen Kartonagen aus Grab 10 und 25 des Kellis 1-Friedhofs. Die Maske aus Grab 25 weist in Stil und Fabrikation große Ähnlichkeiten zu einem Objekt aus Ain el-Labakha auf (307).
P. Czerkwiński zielt auf den Hypocephalus eines Türhüters des Amun im Nationalmuseum Warschau hin. Das Objekt kann in die frühe Ptolemäerzeit datiert werden (315).
M. Tomorad zeichnet spätzeitliche und griechisch-römische Uschebtifunde außerhalb Ägyptens nach. Die Artefakte wurden in fast allen römischen Provinzen aus dem Boden geholt (326). Die Statuetten spielten vielleicht eine magische Rolle (327).
S. Musso/S. Petacchi stellen osirianische obeliskenförmige Reliquiare vor. Die Provenienz könnte aus Sakkara-Nord stammen (337).
G. First hebt auf pantheistische Götter ab. Das Hauptmerkmal drückt sich durch die Aufnahme von Tierelementen aus (346). Die als Amun-Re-Harachte interpretierte Gottheit mit vier Widderköpfen ist bereits unter Ramses IX. bezeugt (347).
Das Fazit sieht wie folgt aus: Die meisten Beiträge erlauben ein positives Urteil. In wenigen Fällen sind Wiederholungen zu früheren Arbeiten der Autoren zu konstatieren.