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Ausgabe:

März/2019

Spalte:

164–165

Kategorie:

Altertumswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Hayes, Christine

Titel/Untertitel:

What’s Divine about Divine Law? Early Perspectives.

Verlag:

Woodstock: Princeton University Press 2015. XV, 412 S. Lw. US$ 39,50. ISBN 978-0-691-16519-6.

Rezensent:

Udo Rüterswörden

Die Monographie von Christine Hayes stellt die Vorstellungen vom gottgegebenen Recht im Alten Testament und in der Antike dar. Ihre Unterschiede werden im Frühjudentum ausgeglichen, bei Paulus dagegen deutlich herausgestellt. Einen Schwerpunkt legt die Arbeit auf die Diskussion im rabbinischen Judentum.
Das Kapitel zum Alten Testament setzt mit Ex 24,3–4a ein. Für diesen Strang der Gesetzesüberlieferung formuliert H.: »Specifically, divine law is represented as particular rather than universal, arbitrary rather than rational, evolving rather than static, coercive rather than instructive, and as adressed to obediant servants.« (16) Diese Beobachtung ist typisierend und somit heuristisch hilfreich. Natürlich ist H. bewusst, dass schon im Alten Testament die Torah mit der Weisheit und Weltordnung korreliert ist, Prov 8,22 f.27–30a.32 f.35 f. (30). Der Weise folgt der Weisung aus Einsicht: »Law deploys reason in order to inspire compliance rather than to coerce it.« (37) Den zweiten Bereich, in dem die oben genannte Typisierung weitergedacht ist, stellt die Prophetie der Exilskrise, repräsentiert durch Jeremia und Ezechiel, dar. Nicht das Gesetz wird sich ändern, sondern der Mensch, repräsentiert durch das Herz, seine innere Entscheidungsinstanz (Jer 31,31–34; Ez 36,24 f.). »With perfect knowledge of Yahweh’s teaching, obedience to the divine law is automatic, a state we may refer to as ›robo-righteousness.‹« Der letztgenannte Terminus bringt die Sache mit einem aparten Neologismus auf den Punkt; in Stil und Darstellung ist das Werk eine höchst erfreuliche Lektüre.
Das Kapitel zur griechisch-römischen Antike setzt mit Cicero ein. Für ihn gibt es nur ein wahres Gesetz: die Vernunft, die sich in Übereinstimmung mit der Natur weiß. »This universal law of nature (logos) is everywhere the same and unchangeably and eternally binding upon all the peoples and nations.« (56 f.) Das positive Gesetz ist nur die zweitbeste Lösung zur Regelung menschlichen Verhaltens, vor allem, wenn die Erziehung versagt hat. Eine vernunftgesteuerte Steuerung von innen ist allemal besser als Druck und Zwang. Zudem ist geschriebenes Recht nur ein toter Buchstabe (87 f.). H. gelangt somit zu einer Gegenüberstellung (92):