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Ausgabe:

Oktober/2018

Spalte:

1084–1085

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Meyer-Blanck, Michael

Titel/Untertitel:

Zeigen und Verstehen. Skizzen zum Glauben und Lernen.

Verlag:

Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2018. 244 S. Kart. EUR 28,00. ISBN 978-3-374-05422-0.

Rezensent:

Christian Grethlein

Michael Meyer-Blanck trat nach seinen Qualifikationsschriften (zu Konfirmandenunterricht und Wilhelm Stählins Praktischer Theologie) u. a. durch ein entschiedenes Plädoyer für eine zeichentheoretisch fundierte Religionspädagogik und schließlich ein mittlerweile zum Standardwerk avanciertes Lehrbuch zur Gottesdienstlehre hervor. In vorliegender Aufsatzsammlung, die – bis auf eine Ausnahme – bereits veröffentlichte Aufsätze seit 2006 umfasst, präsentiert er Einsichten vor allem zu religionspädagogischen Themen und Herausforderungen.
Deutlich – und durchaus im Gegensatz zum heutigen religionspädagogischen Mainstream – tritt bei ihm die Bedeutung der Dogmatik auch für gegenwärtiges Lernen von Religion hervor. So beginnt der Band mit einer eindrücklichen Erinnerung an Martin Luthers Kleinen Katechismus (11–28). Es folgen gelehrte Ausführungen zur Kreuzestheologie im Religionsunterricht (»Für uns gestorben«; 29–44) sowie zu »Die Unterscheidung von Gesetz und Evangelium« als »Aufgabe des problemorientierten Religionsunterrichts« (45–59). M.-B.s »Umrisse einer Jugendtheologie« tragen sogar den – ungewöhnlichen – Untertitel: »Vorüberlegungen zu einer didaktischen Dogmatik« (83–102). Sie münden in die – nicht ganz einfache – Begriffsbestimmung: »Didaktische Dogmatik ist die Form evangelischer Lehrbildung im Modus bildender Lehre im Unterricht.« (98), was wohl das religionspädagogische Programm des vorliegenden Bands auf den Begriff bringt. Dazu treten Reflexionen zu Themen der aktuellen religionspädagogischen Diskussion wie ein sehr instruktiver Aufsatz zu »Symbolisierungs- und Zeichendidaktik. Grundlinien eines unterrichtlichen Konzepts« (61–82) und zu »Konfessionslosigkeit und die konfessorische Di­mension« (153–168). Schließlich enthält der Band noch grundsätzliche theologische Reflexionen zu Aufgabe und Grenzen der Pädagogik. Historisch gehaltvoll werden z. B. »als unlösbares theoretisches Problem« »Das Böse in der Pädagogik« (103–133) sowie »Pädagogik und Theologie. Zwei ungleiche Geschwister und produktive Fiktionen des Menschseins« (223–235; der einzige bisher unveröffentlichte Beitrag) reflektiert.
Der dabei jeweils bestimmende Grundsatz findet sich bereits zu Beginn des Vorworts formuliert: »Religiöses Lernen geschieht durch Zeigen und Verstehen, denn der lebensbestimmende Glaube kann nicht übertragen oder beigebracht werden. Er muss sich im eigenen Lebenszusammenhang erschließen.« (7) Von daher greifen die religionspädagogischen Argumentationen auch immer wieder auf den Bereich liturgischer Vollzüge aus. Dies ist jeweils mit gelehrten Rückgriffen in die Tradition, allen voran auf Martin Luther und Friedrich Schleiermacher, verbunden und vermeidet dadurch Aktualitäts-Hascherei. Allerdings bleiben dabei die heutige Lebenswelt prägende Veränderungen, etwa durch die vielfältigen Formen digitalisierter Kommunikation, unberücksichtigt.
Abgeschlossen wird der insgesamt sehr sorgfältig lektorierte Band durch die Angaben zu den Erstveröffentlichungen sowie ein Bibelstellen- und Personenregister.