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Ausgabe:

Mai/2016

Spalte:

509-510

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Weyer-Menkhoff, Martin, u. Reinhard Breymayer [Bearb.]

Titel/Untertitel:

Die Werke Friedrich Christoph Oetingers. Chronologisch-systematische Bibliographie (1707–2014).

Verlag:

Berlin u. a.: De Gruyter 2015. VIII, 445 S. = Bibliographie zur Geschichte des Pietismus, III. Lw. EUR 149,95. ISBN 978-3-11-041450-9.

Rezensent:

A. B.

Der spekulative Pietist, Theosoph, Universalgelehrte, Bengel-Schüler und württembergische Kirchenmann Friedrich Christoph Oetinger (1702–1782) zählt unter die namhaften Theologen des an originellen Gottesgrüblern nicht armen 18. Jh.s. Seine literarische Hinterlassenschaft ist reichhaltig und vielgestaltig, freilich auch auf nur schwer zu entwirrende Weise ineinander verwoben. Umso verdienstvoller erscheint darum die hier anzuzeigende Werke-Bibliographie, die aus einer mehr als drei Jahrzehnte umfassenden Spurensuche und Mikrorecherche hervorging.
Das Schriftenverzeichnis Oetingers ist, anders als in den meis­ten Fällen dieser Gattung, mehrdimensional angelegt. Zunächst verzeichnet der Band die gegenüber einer älteren Bibliographie kritisch geltend zu machenden Neuentdeckungen und Fehlzuschreibungen. Sodann folgen zwei Kurztitel-Sortierungen der Werke Oetingers in chronologischer sowie in alphabetischer Ordnung. Die eigentliche Bibliographie notiert, oft um präzise entstehungs-, entwicklungs- und überlieferungsgeschichtliche Kommentierung ergänzt, insgesamt 167 Titel (21–295). Verweise auf Werkausgaben und Teilsammlungen treten ergänzend hinzu (297–342). Danach wird das Material in fünf gattungsspezifischen (etwas irreführend als »thematisch« [343] ausgewiesenen) Rubriken nach Predigten, pädagogischen sowie philosophischen Texten, Kleinschriften (Lieder, Gedichte, Gebete) und Briefen noch einmal neu sortiert. Interessante bibliographisch-biographische Einzelheiten, denen R. Breymayer in mikroskopischer Leidenschaft auf die Spur kam, sind in 29 Exkursen zusammengetragen (378–421).
Entsprechend feingliedrig gestalten sich auch die Register der Bibelstellen, der nach Mitgliedern des Druckgewerbes und anderen Individuen differenzierten Personen sowie der ihrerseits in zwei sich teilweise überlagernde Gruppen unterschiedenen Orte.
Diese bibliographische Datensicherung erfolgt in geradezu perfektionistisch anmutender Akribie. Offenbar rechnen die Bearbeiter auch mit bildungs- und divinationsschwachen Nutzern, denen sie mit liebenswürdiger Fürsorglichkeit zu Hilfe kommen. So wird die Ortsbezeichnung »Tubingen« durchweg, wenn auch nicht mit letzter Konsequenz (vgl. 22), in »Tübingen« aufgelöst, »Weinsperg« als »Weinsberg« identifiziert (90 u. ö.) und die von Oetinger als »Monica« angesprochene Mutter Augustins hilfreich als »Monika« (111) kenntlich gemacht. Allein in der Frage, ob der Druckort »Stutgart« (101) womöglich auf Stuttgart verweist, ist Selbsthilfe vonnöten. Alles in allem: ein ungemein nützliches Hilfsbuch für mancherlei Spezialinteressen zur frühneuzeitlichen Kirchen- und Geis-tesgeschichte!