Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Januar/2016

Spalte:

69-70

Kategorie:

Kirchengeschichte: 20. Jahrhundert, Zeitgeschichte

Autor/Hrsg.:

[Greschat, Martin]

Titel/Untertitel:

Reform – Aufklärung – Erneuerung. Trans­formationsprozesse im neuzeitlichen und modernen Christentum. Festschrift zum 80. Geburtstag von Martin Greschat. Hrsg. v. Th. K. Kuhn u. K. Kunter.

Verlag:

Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2014. 368 S. m. Abb. Kart. EUR 44,00. ISBN 978-3-374-03899-2.

Rezensent:

A. B.

Die drei Leitworte des Titels suchen das imposante wissenschaftliche Lebenswerk des Kirchenhistorikers Martin Greschat, dem der Band als Festgabe zu seinem 80. Geburtstag gewidmet ist, zu umreißen. Als Entrée bietet die Historikerin Ursula Büttner eine doppelte Laudatio auf den Jubilar. Dann folgen, in chronologischer Ordnung, 18 gelehrte Studien, deren thematische Bandbreite sich von der Wittenberger und Genfer Reformation bis zum bevorstehenden Reformationsgedenkjahr 2017 erstreckt, deren überwiegende Mehrzahl freilich, bei solchem Anlass kaum überraschend, das Feld der neuesten Kirchengeschichte besiedelt.
Jeder einzelnen Studie ist, neben durchgehend innovativer Sachhaltigkeit, aufrichtige Verehrung für den Jubilar abzuspüren. Fünf kleine Kostproben mögen den Lesern Appetit auf das ganze Sammelwerk machen. Unter dem provozierenden Titel »Luther und Demokratie« untersucht Markus Wriedt (Frankfurt) die Inanspruchnahme des reformatorischen Erbes für gegenwärtige pro-testantische Erinnerungskultur. Der Mitherausgeber Thomas K. Kuhn (Greifswald) skizziert im Spiegel der Debatte um »Wahre und falsche Aufklärung« die reflexive Selbstverständigung neologischer Theologie. Komplementär zu der jüngsten Monographie Greschats (Der Erste Weltkrieg und die Christenheit, 2014) erörtert Jochen-Chris­toph Kaiser (Marburg), ob und inwiefern die Jahre 1914 bis 1918 als eine kirchengeschichtliche Epochenzäsur zu interpretieren sind. Eindrücklich führt Michael Beintker (Münster) die theologischen Arbeiten, die Karl Barth 1933, im Erinnerungsjahr an den 450. Geburtstag Luthers, erbracht hat, in systematischer Analyse und zeitgeschichtlicher Kontextualisierung vor Augen. Mit seinen ebenso gelehrten wie instruktiven »Überlegungen zur Protestantismusgeschichte der alten Bundesrepublik« begibt sich auch Anselm Doering-Manteuffel (Tübingen) auf ein von Greschat vielfach beackertes Feld.
Die im Anhang gebotene Bibliographie des Jubilars (341–364) droht (nicht nur) jüngeren Kollegen den Atem zu rauben. Abhilfe schafft die in den Beiträgen durchweg niveauvoll und anregend offerierte Inspiration. Ungeachtet der gelegentlichen Fehlschreibung seines Namens (85, Anm. 76) empfiehlt der Rezensent eine breite, nachhaltige Rezeption dieses Bandes.