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Ausgabe:

April/2015

Spalte:

411–412

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Reformationsgeschichtliche Sozietät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Spurenlese. Wirkungen der Reformation auf Wissenschaft und Bildung, Universität und Schule.

Verlag:

Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2014. 361 S. m. 3 Abb. = Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie, 22. Geb. EUR 68,00. ISBN 978-3-374-03623-3.

Rezensent:

A. B.

Die an der Universität Halle angesiedelte Reformationsgeschichtliche Sozietät ist eine umtriebige, fleißige Institution: Binnen kurzer Zeit sind nun schon drei Bände der dort betriebenen »Spurenlese« – der gleichbleibende Obertitel hätte jeweils mit einer Bandzählung versehen werden können – erschienen. Der Rezensent hat über das Gesamtprojekt dieses bis zum Reformationsjubiläum 2017 fort-laufenden Forschungsprojekts schon berichtet (ThLZ 139 [2014], 1179f.). Ohne das dabei Gesagte zu wiederholen, sei jetzt nur das Profil des vorliegenden Bandes umrissen.
Die hier versammelten Aufsätze dokumentieren eine im No­vember 2010 abgehaltene Fachtagung. In lockerer Addition sind dabei fünf Themengruppen zusammengefügt worden. Völlig zu­treffend wird zunächst der »intellektuelle Knoten Universität« als konstitutiver Ausgangspunkt der Reformation aufgerufen und in der Kombination von personenbezogenen Studien (etwa Henning Schluß: »Luthers Pädagogik zwischen Mangel und Utopie«) mit problemgeschichtlichen Längsschnitten (etwa Johannes Wischmeyer: »Leitbilder des protestantischen Theologiestudiums«) exemplarisch erkundet.
Die wenig aussagekräftige Überschrift »Reformatorischer Impetus und Charakteristika« verbindet Beiträge zu den sächsischen Fürsten- und Landesschulen (Jonas Flöter) oder zur naturphilosophischen, medizinischen und astronomischen Bedeutung der Re­formation (Ole Peter Grell) mit der höchst instruktiven, gelehrten Studie »Zum Wandel des theologischen Bildungsverständnisses im Zeitalter der Aufklärung« (Markus Wriedt). Das Leitwort »Vergleich« rückt daraufhin die für Thorn geplante protestantische Landesschule (Michael G. Müller) sowie »Katholische Bildungskonzepte und katholisches Schulwesen« (Sylvia Schraut) in den Blick. Ein vierter Schwerpunkt widmet sich den seit 1945 bestehenden Herausforderungen, die am deutsch-deutschen Bildungsvergleich (Heinz-Elmar Tenorth) – hier hätte der Titel des vorigen Kapitels besser gepasst – sowie mit bildungstheoretischen Analysen zur Bundesrepublik Deutschland und zur DDR exempli-fiziert werden. Unter dem Stichwort »Moderne« führt das letzte Kapitel, ein wenig überraschend, zunächst auf »Schleiermachers Bildungs-verständnis« zurück (Felix Grigat), analysiert sodann »Protestantische Wertekonzepte in Bildung und Wissenschaft« (Konrad Fees), um schließlich durch Friedrich Schweitzer »Fragen evangelischer Bildungsverantwortung heute« aufzuwerfen und zu bedenken.
Insgesamt ist damit ein buntfarbener Strauß entstanden, der seine volle Wirkung erst dann wird entfalten können, wenn man ihn beherzt aufbindet und die einzelnen Blumen dorthin verteilt, wo sie in den ihnen jeweils gemäßen Boden einwurzeln und dergestalt neue Blüten hervorbringen können.