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Ausgabe: | Dezember/2014 |
Spalte: | 1448–1449 |
Kategorie: | Neues Testament |
Autor/Hrsg.: | Porter, Stanley E. and Andrew K. Gabriel |
Titel/Untertitel: | Johannine Writings and Apocalyptic. An Annotated Bibliography. |
Verlag: | Leiden u. a. Brill 2013. XVIII, 343 S. = Johannine Studies, 1. Geb. EUR 109,00. ISBN 978-90-04-25445-9. |
Rezensent: | Jörg Frey |
Dieses Buch ist ein unnötiges und konzeptionell verfehltes Buch und markiert den Beginn einer ebenso unnötigen Buchreihe. Der Band will eine Auswahlbibliographie zu den johanneischen Schriften, also einschließlich der Apokalypse bieten, und in Ergänzung dazu folgt am Ende eine etwa 20-seitige Bibliographie zur Apokalyptik. Daher der etwas unpräzise Titel »Johannine Writings and Apocalyptic«, der zunächst suggeriert, dass die Beziehung beider Größen im Fokus stünde. Der Teil zur Apokalyptik ist jedoch nur ein kleiner und in sich extrem lückenhafter Zusatz.
Bibliographien zur johanneischen Literatur gibt es mehrere, gedruckt zuletzt von Gilbert van Belle (Johannine Bibliography 1966–1985, BETL 82, Leuven 1988) und Ulrich Busse (Das Johannesevangelium. Bildlichkeit, Diskurs und Ritual. Mit einer Bibliographie über den Zeitraum 1986–1998, BETL 162, Leuven 2002), die beide im vorliegenden Band nicht einmal erwähnt werden, daneben online-Suchinstrumente wie der Index Theologicus, BILDI und andere. Letztlich kann man nur noch online mit der rapiden Publikations entwicklung mithalten, die Zeit gedruckter Bibliographien ist m. E. vorbei.
Die hier vorgelegte Bibliographie will unerfahrenen Studierenden und Forschern mit knappen Erläuterungen Hinweise geben, was in den genannten Arbeiten zu erwarten ist; freilich bleiben diese Hinweise (etwa im Stil von New Testament Abstracts) eher grob und oberflächlich. Einführend erläutern die Herausgeber ihre Auswahlkriterien. Dass die Auswahl schwerfällt, ist klar, wenn Klassiker, breitere Überblicke und ein Spektrum der gegenwärtigen Diskussion aufzunehmen sind.
Freilich entscheiden sich die Autoren, nur englischsprachige Literatur aufzunehmen; nur in einem einleitenden Abschnitt werden einige, vor allem deutsche Werke kursorisch erwähnt, aber nicht näher charakterisiert. Mit dieser Entscheidung ist die Bibliographie definitiv unter dem Standard der gegenwärtigen internationalen Forschung. Ob amerikanische graduate students mit fehlenden Fremdsprachenkenntnissen, die die Autoren als Grund für diese Entscheidung nennen, letztlich ein Buch für US$ 140 kaufen, ist mehr als fraglich. Für sie wäre ein kleines Paperback besser gewesen. In dem Überblick mit einigen nicht-englischen Titeln begegnet z. B. auch das Werk des katholischen Fundamentaltheologen M. Bongardt, Theologie der Offenbarung, der keineswegs auf die Johannesoffenbarung, sondern auf den dogmatischen Topos de revelatione bezogen ist. Solche Fehlgriffe zeigen, dass die Autoren der Bibliographie hier zu einer sachkundigen Sichtung nicht-englischer Literatur letztlich gar nicht in der Lage gewesen wären. Dann aber möchte man erst recht sagen: »Si tacuisses …«!
In der mit diesem Band eröffneten Reihe sind weitere Bände zu Teilgebieten der Johannesforschung angekündigt, für die das Vorwort des Reihenherausgebers Stanley Porter eine Art ›call for papers‹ bietet. Auch das spricht nicht für Qualität, sondern eher dafür, dass (wie bereits in der von St. Porter initiierten und ebenfalls bei Brill herausgegebenen Reihe ›Pauline studies‹, z. B. St. E. Porter [Hg.], Paul and His Theology [Pauline Studies 3], Leiden/ Boston 2006) ein relativ wahlloses Sammelsurium von Beiträgen zu den geplanten Themenfeldern (angekündigt sind: The Origins of John’s Gospel, Johannine Christology, The Johannine Prologue and its Resonances, John’s Gospel and its Sources) ergeben dürfte, ohne ein leitendes Konzept oder eine klare Disposition. Solche Bücher sind weder wissenschaftlich stimulierend noch anschaffenswert, sondern nicht mehr als ein wahlloses Produkt einer sich immer schneller drehenden Publikationsmaschine, bei der es letztlich nur darum geht, die Publikationsliste im CV zu verlängern. Das ist eine Sackgasse für die Wissenschaft, und es stimmt bedenklich, dass sich ein renommierter Verlag immer wieder auf derartige Projekte einlässt. Qualität sieht anders aus.