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Ausgabe:

November/2014

Spalte:

1318

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Dingel, Irene, u. Henning P. Jürgens [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Meilensteine der Reformation. Schlüsseldokumente der frühen Wirksamkeit Martin Luthers.

Verlag:

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2014. 296 S. m. 34 Abb. Geb. EUR 19,99. ISBN 978-3-579-08170-0.

Rezensent:

Uwe Wolff

Meilensteine sind Wegmarken. Sie schenken Orientierung über den Standpunkt des Reisenden und geben Auskunft über die Dauer des weiteren Weges. Als Meilensteine in der theologischen Wissenschaft gelten bahnbrechende Werke. Meilensteine definieren auch einen Konsens in der Forschung. Die Metapher »Meilensteine der Reformation« signalisiert bereits die Themenschwerpunkte der Anthologie. Es geht um klassische Themen der Reformationsgeschichtsschreibung wie Luthers Psalmenvorlesung (1513–1515) oder seine Römerbriefvorlesung (1515/1516), Luthers Handexemplar der hebräischen Bibelausgabe und seine Bibelübersetzungen, die zentralen reformatorischen Schriften, seine politischen und pädagogischen Aktivitäten und seine liturgischen und hymnologischen Arbeiten. Dem Band beigegeben sind farbige Reproduktionen von Dokumenten der frühen Wirksamkeit des Reformators. Auch ihnen eignet die Exemplarizität des Gegenstandes. Deshalb werden sie zu Recht als »Schlüssel«, eben Türöffner, bezeichnet.
Die Beiträge der Anthologie gehen zurück auf ein sogenanntes Expertengespräch im Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz vom 17. und 18. Februar 2012 mit internationalen Wissenschaftlern. Gefördert wurden Tagung und Buchprojekt durch die Stiftung Kultur (Rheinland-Pfalz) und das Förderprogramm Reformationsjubiläum 2017 der Bundesregierung.
Wer für das eigene Studium oder die Arbeit in der Gemeinde eine solide Einführung in die exemplarischen Themen der Reformationsgeschichte sucht, ist mit dem Band gut bedient. Er wird keinen Anstoß nehmen an dem, was aus wissenschaftlicher Perspektive den Widerspruch herausfordert. Ich nenne zwei Punkte:
1. Der Anthologie fehlt eine Kurzbiographie der Autoren, ihrer wissenschaftlichen Arbeiten und ihres konfessionellen Standpunktes. Denn Reformationsgeschichte wird auch heute noch durchaus unterschiedlich und kontrovers geschrieben. Dieses Ringen um ein Verständnis der Ereignisse wird besonders in den Kapiteln über den Thesenanschlag von 1517 ausgeblendet. 2. So wischen die Autoren Robert Kolb und Falk Eisermann die Iserloh-Kontroverse um den Thesenanschlag mit leichter Geste zur Seite, ohne die aktuelle Debatte und die Beiträge von Volker Leppin oder Landesbischof Friedrich Weber auch nur zu erwähnen.