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Ausgabe:

September/2014

Spalte:

1066–1067

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Brinkmann, Frank Thomas

Titel/Untertitel:

Religionspädagogik. Ein Arbeitsbuch.

Verlag:

Stuttgart: W. Kohlhammer 2012. 295 S. Kart. EUR 24,90. ISBN 978-3-17-022214-4.

Rezensent:

Erhard Holze

Dieses Buch von Frank Brinkmann stellt eine in vieler Hinsicht unkonventionelle Veröffentlichung zur Religionspädagogik dar. Von seinem Selbstverständnis her handelt es sich um »ein Lern- und Arbeitsbuch« – »für das Theologiestudium, für die Vorbereitung auf Examina, für die religionspädagogische Berufspraxis«. Als Format wurde ein sogenanntes »Baukasten-Lernsystem« gewählt: Das Buch besteht aus insgesamt sieben »Bausätzen«, die wiederum jeweils zwei bis drei »Bausteine« sowie »drei Bauhilfen« enthalten; mitunter gibt es noch ein »Ergänzungsmanual« (37) oder einen »Ergänzungsbaustein« (207).
Die recht technisch klingende Sprachmetaphorik könnte als Indiz für einen besonders klaren Aufbau und eine präzise Strukturierung verstanden werden, doch leider bilden die Inhalte und Gedanken keineswegs ein gut strukturiertes, sinnvoll aufeinander aufbauendes »Lernsystem«. Vielmehr handelt es sich bei den »kompletten Lernbausätzen« (21) um eine Fülle an Namen und Themen und geistreichen Ideen, die oft narrativ ins Spiel gebracht und mit einer Vielzahl an Fragen verbunden werden. Überhaupt ist die Frage ein bevorzugter Modus dieses Buches: Die sogenannten »Bauhilfen« in den einzelnen »Bausätzen« bestehen zu einem großen Teil aus der Aneinanderreihung von Fragen; bei Bausatz 5 werden dem Leser sage und schreibe 18 Fragen gestellt! Aber auch die Fußnoten sind mitunter ein einziges Konglomerat von Fragen: Zum Beispiel bestehen die fünf Fußnoten Nr. 47 bis 51 ausschließlich aus Fragen (aus 17 an der Zahl)! Neben dieser Fülle fällt auch die syntaktische Verkürzung auf, in der Fragen mitunter dargeboten werden, z. B. 230: »Schon mal überlegt, wie eine theologische, womöglich gar biblische Anthropologie aussehen könnte?« Saloppe Formulierungen begegnen auch an vielen anderen Stellen des Buches, z. B. 49: »Alles in allem haben wir jetzt ein ganz schön kräftiges Paket geschnürt«, 107: »die liebe alte Frau K.«, 182: »Auch die Theologie kann davon ein Liedchen singen«, 216: »Vielleicht hätte sich Herr Fowler […] verständlicher machen können«.
Gegen Ende wechselt der Vf. von der »Bau«-Metaphorik zu den Termini »Stationen« und »Streckenabschnitte« (268 ff.). Wurden die Leserinnen und Leser in weiten Teilen in einem inklusiven Wir angesprochen, werden sie gegen Ende auf einmal gesiezt (»Ihr Resumée […] ziehen Sie bitte selbst«, 270) und dann plötzlich als »unsere geneigten Lesenden« apostrophiert (270).
Angesichts der großen und vielfach assoziativ und narrativ dargebotenen Fülle an Informationen und Einfällen, Zitaten und Fragen, Beispielen und Assoziationen wäre es hilfreich gewesen, diesem Buch ein Namen- und Sachregister beizugeben. Stattdessen enthält es ein 17-seitiges Literaturverzeichnis (278–294) sowie im Laufe der Kapitel weitere 12 Seiten »Lesetipps«.
Für religionspädagogisch Fortgeschrittene kann dieses Buch eine inspirierende, leicht feuilletonistisch anmutende Lektüre bieten; als »ein Lern- und Arbeitsbuch« vor allem für Studium und Examensvorbereitung wird es wohl nur dann gewinnbringend verwendet werden können, wenn es nicht als Lektüre im Selbststudium, sondern im lebendigen Dialog gebraucht wird, z. B. in Übungen oder Tutorien. Der unkonventionelle Charakter dieses Buches hat anscheinend ein Vorbild in einer musikpädagogischen Buchreihe aus Großbritannien, mit »innovativen Lehrbüchern«, auf die der Vf. in der Einführung Bezug nimmt. Dort werde der »Stoff so formatiert, dass sowohl der spielerische Umgang als auch der informative Zugewinn gewährleistet ist« (21).