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Ausgabe:

September/2014

Spalte:

1010–1011

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Sous la direction de J.-R. Armogathe.

Titel/Untertitel:

Histoire générale du christianisme.

Verlag:

2 Vols. Paris: Presses Universitaires de France 2010. Vol. 1: Des origines au XVe siècle. Dirigé par P. Montaubin et M.-Y. Perrin. XII, 1533 S. m. Abb. u. Ktn. Vol. 2: Du XVIe siècle à nos jours. Dirigé par J.-R. Armogathe et Y.-M. Hilaire. XII, 1317 S. m. Abb. u. Ktn. = Quadrige dicos poche, 1. Kart. EUR 49,90. ISBN 978-2-13-052292-8.

Rezensent:

Klaus Fitschen

Die Geschichte des Christentums in zwei Taschenbuchbänden auf rund 2800 Seiten in einem Schuber: wieder einmal ein Überblick, hier in einer fein ausdifferenzierten Gliederung, deren einzelne Partien ausgewiesenen Autorinnen und Autoren zur Bearbeitung überlassen wurden. Es handelt sich um 80 Personen aus neun Ländern; Namen wie Timothy Barnes, Averil Cameron, Judith Herrin, Friedrich Prinz, Walter Brandmüller, Hubert Bost, Mario Rosa, Gé-rard Cholvy und Karl Christian Felmy sind darunter zu finden. Der Hauptherausgeber, Jean-Robert Armogathe, ist katholischer Geistlicher und ein auf die Frühe Neuzeit spezialisierter Historiker. In der Einleitung wird erklärt, was sich in der Gliederung abbildet und was also eine Histoire générale des Christentums ausmachen soll: ein konfessionsübergreifender und globaler Ansatz, der nicht auf eine Kirchengeschichte im engeren Sinne reduziert ist (auch wenn diese nicht gänzlich aus dem Blick geraten soll), sondern kultur- und gesellschaftsgeschichtlich angelegt ist. Dies und schon der Titel ist durchaus typisch für die Historiographie in Frankreich: So wie es eine Histoire générale der Presse, des Kinos und des Sozialismus gibt, so eben auch eine des Christentums. Abschließend wird das Konzept von Jean-Robert Armogathe in einer »Conclusion générale« noch einmal erläutert: Die Histoire générale zielt auf Lebendigkeit und Vielfalt und einen Strom von Bildern, Fakten, Konzepten und Erinnerungen – was sie nicht ist, ist eine Histoire totale oder Histoire complète (Bd. 2, 1223).
Dem entsprechend spannt sich ein Bogen von der neutestamentlichen Zeit bis in die Gegenwart mit allem, was man erwarten kann: Orient und Okzident, Reformation und Orthodoxie, Mission, Ökumene, das weltweite Christentum und die Religionsgeschichte kommen vor, Strukturen und gesellschaftliche Wechselwirkungen, aber auch Theologie und Frömmigkeit. Die Beiträge sind gut geschrieben, und die Herausgeber der einzelnen Teile haben offensichtlich Überlappungen verhindert. Beigegebene Karten erleichtern die Orientierung. Querschnittsdimensionen wie Raum und Zeit werden angesprochen, ebenso die Geschlechterthematik.
Der erste, bis ins Spätmittelalter reichende Band macht etwas mehr als die Hälfte des Gesamtumfangs aus. Die moderne Konfessionsgeschichte darzustellen ist die Herausforderung des zweiten Bandes, der den Protestantismus angemessen berücksichtigt, auch wenn er abschließend das Zweite Vatikanische Konzil als Epocheneinschnitt hin zum letzten, bis in die Gegenwart ausgreifenden Abschnitt nimmt.
Der in der Einleitung angekündigte Ansatz wird umgesetzt. Das Werk zu lesen kann sich also lohnen, auch wenn man es nicht in Gänze tut, sondern es nur für einen Einblick in einzelne Partien der Kirchengeschichte nutzt. Auf Fußnoten wurde verzichtet, dafür wird weiterführende Literatur benannt. Am Ende der Bände findet sich eine Zeittafel. Leider ist den beiden Bänden nur ein Namens-register beigegeben und kein Orts- oder Sachregister.