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Ausgabe:

April/2012

Spalte:

487

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Ebertz, Michael N., u. Bernhard Wunder [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Milieupraxis. Vom Sehen zum Handeln in der pastoralen Arbeit.

Verlag:

Würzburg: Echter 2009. 192 S. 22,5 x 14,0 cm. Kart. EUR 14,00. ISBN 978-3-429-03161-9.

Rezensent:

Norbert Mette

Ähnlich wie im evangelischen Raum ist in der katholischen Pastoral »Milieu« zu einem ihrer Leitbegriffe avanciert. Landauf, landab arbeiten sich Seelsorgekonferenzen, Verbandsgremien u. a. in die sog. Sinus-Milieustudien hinein. Von ihnen lassen sie sich gewissermaßen einen Spiegel vorhalten, in welchen Milieus der Gesellschaft sie präsent sind und welche sie offensichtlich nicht erreichen. Überlegungen werden angestellt, wie Pfarreien und Verbände in diese weißen Flecken auf ihrer Landkarte vorstoßen können.
Das vorliegende Buch verdankt sich sichtlich Erfahrungen, die mit entsprechenden pastoralen Weiterbildungen gemacht worden sind, und möchte für diese Anregungen geben. In einem 1. Teil (Sehen) wird in die Milieustudien eingeführt. Im 2. Teil (Üben) werden Übungen vorgeschlagen, die dazu verhelfen sollen, sich in andere als das eigene Milieu hineinzuversetzen. Im 3. Teil (Handeln) werden verschiedene Konzepte und Modelle einer milieusensiblen Seelsorge vorgestellt. Um einige Beispiele zu nennen: die Gestaltung eines Pfarrbriefs, der verschiedene Milieus anspricht; die Nutzung des Internets; die Gewinnung ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für neu ins Ziel gestoßene Sozialprojekte; die Planung einer neuen Gottesdienstordnung.
Dem Buch ist insgesamt zu bescheinigen, dass es in gekonnter Weise zu einer Umsetzung der Sinus-Milieu-Forschung in die pastorale Praxis beiträgt und damit Wege zu einer Pastoral weist, die den Mut hat, überkommene und liebgewordene Gewohnheiten infrage zu stellen und mit Menschen den Kontakt zu suchen, die sie bislang nicht wahrgenommen hat und somit auch nicht zu erreichen vermochte. So sehr auch die Milieustudien den in der Pastoral Tätigen die Augen zu öffnen vermögen, so weisen sie selbst allerdings auch blinde Flecken auf. Von ihrer empirischen Anlage her heben sie auf die Erfassung von individuellen Lebensstilen ab und vernachlässigen dabei deren Abhängigkeit von objektiven Lebenslagen. Theologisch kommt eine grundlegende Vergewisserung darüber zu kurz, worum es gerade heute bei einer Kommunikation des Evangeliums zu tun sein muss. Die Begründung, Kirche für alle sein zu wollen, reicht nicht aus.