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Ausgabe:

März/2012

Spalte:

350–351

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Gasser, Georg [Ed.]

Titel/Untertitel:

Personal Identity and Resurrection. How Do We Survive Our Death?

Verlag:

Farnham/Burlington: Ashgate 2010. XV, 277 S. m. Abb. 23,4 x 15,6 cm. Geb. £ 55,00. ISBN 978-1-4094-0493-4.

Rezensent:

Werner Thiede

Fast alle Beiträge dieses Sammelbandes gehen auf eine Konferenz zum Titelthema zurück, die im Sommer 2008 in Österreich stattfand. Die 15 Autoren entstammen teils dem deutschen, teils dem angloamerikanischen Sprachraum – daher die internationale Publikationsform. Fokussiert ist primär die römisch-katholische Eschatologie, was auch die starke Einbindung philosophischer Fragestellungen erklärt. Gleichwohl kommen einige namhafte protes­tantische Theologen (von Thielicke über Moltmann und Pannenberg bis hin zu Körtner) hier und da mit zur Sprache, während evangelische Dissertationen oder andere Spezialstudien zur Auferstehungsthematik schon nicht mehr im Blick sind. Eine ökumenisch ausgerichtete Bemühung um eschatologische Perspektiven wird sich allemal für den vorliegenden Band interessieren können und müssen.
»Perhaps the most profound and terrifying of existential questions is this one: what will happen to me when I die? Oblivion? Non-being? The forgetting of all that has been and the loss of all expectation of what will come? Or, might there be some truth to one or another religious claim? Immortal soul? Astral body? Reincarnation? Resurrection into God’s new creation? How can we be sure? We cannot. What we can do is speculate« (XIII). Mit diesen Worten eröffnet Ted Peters den Band voller zeitgemäßer philosophisch-theologischer Spekulation. Die weitgesteckten Bemühungen um eine metaphysisch gegründete Auferstehungshoffnung beziehen Immanuel Kant ebenso ein (Johannes Haag: 127 ff.) wie Joseph Ratzinger (Christian Tapp: 207 ff.).
Einen Schwerpunkt bilden Fragen um die Leiblichkeit der Auferstehung und die Art der hierfür zu denkenden Identität. Lynne Rudder Baker unterstreicht in diesem Kontext die Bedeutung des Personbegriffs, insofern dieser die biologische Verfasstheit des Menschseins transzendiert (161 ff.). Zugleich wird in Absetzung von rein philosophischen Ansätzen des Unsterblichkeitsgedankens herausgestellt, dass Leben nach dem Tod allemal ein Gottesgeschenk und insofern nicht rationalistisch ableitbar oder beschreibbar sein kann. Der »Constitution view« besagt laut Baker, dass der Mensch zwar leiblich konstituiert sei, aber seine Identität sich nicht hierauf beschränke: Die Person sei mehr als das von ihr be­nutzte Gehirn. Josef Quitterer verschärft diese Bestimmung noch, indem er betont, der so verstandene Begriff der Person umfasse mehr als deren Selbstbewusstsein (177 ff.). Der Gedanke einer irgendwie leiblich dimensionierten Auferstehung gewinnt insofern verstärkt Evidenz. Zur Identitätsthematik gehört selbstverständlich auf dem Gebiet der Eschatologie auch das Problem des Purgatoriums, das neu zu durchdenken sich Nikolaus Wandiger anheischig macht (225 ff.).
Wer eschatologische Fragen als solche ernst nimmt, ja als theologisch zentral einschätzt, wird die gedankliche Arbeit sorgfältiger Spekulation zu würdigen wissen und das in diesem Band Vorgelegte als Anregung zu weiterer Reflexion nehmen.