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Ausgabe:

November/2011

Spalte:

1249

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Meier, Esther

Titel/Untertitel:

Handbuch der Heiligen.

Verlag:

Darmstadt: Primus 2010. 400 S. m. zahlr. Abb. gr.8°. Geb. EUR 49,90. ISBN 978-3-89678-692-0.

Rezensent:

A. B.

Die jüngst erfolgte Seligsprechung Papst Johannes Pauls II., die als Vorstufe seiner Beatifizierung erforderlich war, hat auch religiös oder theologisch weniger interessierte Zeitgenossen daran er­in­nert, dass sich der Heiligenhimmel in unablässiger Bewegung befindet. Als unübersichtlich erscheint er, selbst dem Fachmann für religiöse Fragen, schon lange.
Insofern wird man das Erscheinen eines »Handbuchs der Heiligen« nur begrüßen. Die damit verbundenen Schwierigkeiten sind der Vfn. vollauf bewusst. Mit 150 Personalartikeln vermochte sie lediglich eine »kleine Auswahl der bekanntesten Heiligen« (8) zu versammeln. Und auch dabei musste ein dreifacher geschichtlicher Wandel berücksichtigt werden: die Zu- oder Aberkennung des Heiligenstatus, die Umdeutung der einer als heilig verehrten Person zugesprochenen Eigenschaften sowie, bisweilen, deren kompetenzspezifische Plurifizierung. Das Letztere führte zu der nicht ganz glücklichen Konsequenz, dass etwa der Apostel Petrus gleich drei weit auseinanderliegende Einträge erhielt: als Märtyrer (Artikel Petrus I: 29–31), Begründer der Papstsukzession (Artikel Petrus II: 183–185) und Exemplum wahrer Buße (308 f.).
Das »Handbuch« ist eine Mixtur aus Lexikon und kulturhistorischer Monographie. Die Entscheidung, das darzustellende Personal in 18 jeweils fundiert eingeleiteten Sachgruppen zu präsentieren, dient zwar kaum, wie auf der Umschlagseite versprochen, der »schnellen Orientierung«, kommt allerdings dem eindringenden Verstehen durchaus zugute. Hervorzuheben sind insbesondere die sorgfältig ausgewählten, reichen Bildbeigaben des Bandes, mit deren Hilfe die Vfn. das Wechselspiel von Volksfrömmigkeit, Le­gendenbildung und ikonographischer Typisierung anschaulich werden lässt.
Entstanden ist also ein zu selbstständiger Vertiefung reizendes Arbeitsbuch, das den Rezipienten nachhaltiges Initiativpotential zu unterstellen scheint – die »Hinweise zur weiterführenden Literatur« (10) füllen 41 zweispaltige Seiten! (343–383) –, sich nach einer gewissen Einübungszeit aber durchaus auch als Nachschlagewerk für den punktuellen Bedarf eignet. Nützlich sind das beigefügte (sehr knappe) Glossar sowie die Verzeichnisse der Namen, Orte und Heiligenattribute. Dass sich die Vfn. nicht veranlasst sah, konfessionsspezifische Differenzen der Heiligenverehrung zu reflektieren, mag durch die Gattung des Handbuchs erklärt und entschuldigt sein.