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Ausgabe:

Oktober/2011

Spalte:

1007-1008

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Becker, Patrick [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Studienreform in der Theologie. Eine Bestandsaufnahme.

Verlag:

Berlin-Münster: LIT 2011. 185 S. m. Abb. gr.8° = Theologie und Hochschuldidaktik, 2. Kart. EUR 19,90. ISBN 978-3-643-10668-1.

Rezensent:

Lisa J. Krengel

Der Titel »Studienreform in der Theologie« könnte in die Irre weisen: Es geht lediglich um die Studienreform in der Katholischen Theologie. Diese Tatsache ist wohl darauf zurückzuführen, dass die Publikation »im Auftrag und unter Finanzierung von AKAST« (7) (Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung kanonischer Studiengänge e. V.) entstand, deren Geschäftsführer der Herausgeber Patrick Becker von 2009 bis 2010 war.
Gut elf Jahre nach der Bologna-Erklärung setzt der Band zu einer Beurteilung des Bologna-Prozesses in drei Schritten an: In einem ersten Schritt wird die Situation der Katholischen Theologie in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie auf gesamtkirchlicher Ebene in den Blick genommen. Der zweite Teil des Bandes fragt nach »Sinn und Umsetzung der Studienreform«, während sich ein dritter und letzter Teil mit dem Thema »Qualität und ihre Sicherung« auseinandersetzt.
»Ein erster nüchtern sortierender Blick« (7) wird von Martin Winter (Institut für Hochschulforschung Wittenberg) aus der Sicht der empirischen Hochschulforschung auf die Bologna-Reform geworfen (10-33). Neben einigen »ausgebliebene[n] Effekte[n] und andere[n] Relativierungen« (10) weist Winter auch auf einige »erstaunliche Effekte« (21) des Bologna-Prozesses hin wie z. B. auf die erfolgreiche Durchsetzung der formalen Studienstrukturreform. Einen guten Überblick über Entwicklung und Umsetzung des Bologna-Prozesses sowie damit einhergehende offene Fra­gestellungen der Katholischen Theologie in Deutschland, Ös­terreich und in der Schweiz bieten die drei Beiträge von Michael Gabel (35-50), Drago Pintaric (51-75) und Barbara Hallensleben (76-89). Neben einem gemeinsamen Grunddatum, dem Beitritt des Heiligen Stuhls zum Bologna-Prozess im September 2003, und dem damit verbundenen Ziel, »die Vereinbarkeit der weltweiten Gültigkeit des Studiums der katholischen Theologie mit den Kriterien des Bologna-Prozesses« (37) zu erreichen, werden auch nationale Be­sonderheiten im Rahmen der Umsetzung der mit dem Bologna-Prozess verbundenen Ziele deutlich. Alfred E. Hierold, seit 2003 Mitglied der Kommission der Vatikanischen Kongregation für das Katholische Bildungswesen, beschreibt in seinem knappen Beitrag aus gesamtkirchlicher Perspektive (90-92) die Arbeit der Kongregation im Bezug auf den Bologna-Prozess und resümiert, dass diese zum einen »inzwischen in den Bologna-Prozess voll integriert« sei, zum anderen bemüht sei, durch die Umsetzung der Vorgaben »den Status der theologischen Studien im Rahmen der übrigen Disziplinen zu wahren« (92).
Im zweiten Teil des Bandes geht zunächst Patrick Becker dem »Grundanliegen der Studienreform« (94-107) nach und macht dieses im »Ziel der Verbesserung der Bildung in Europa« (96) anhand der Aspekte Kompetenzorientierung, Vergabe von Leistungspunkten und Qualitätssicherung aus, deren grundlegendes Prinzip das »Einnehmen der Studierendensicht« (106) darstellen müsse. Oliver Reis setzt sich in seinem Beitrag auf erfreulich konkrete Weise mit »Sinn und Umsetzung der Kompetenzorientierung« (108-127) in Bezug auf die Katholische Theologie auseinander und dekliniert »die wichtigste Forderung der Kompetenzorientierung …, dass die Lehre von den gewünschten Lernergebnissen … her organisiert wird« (120) am Beispiel des Veranstaltungstyps »Grundfragen Systematischer Theologie« durch. Eher abstrakt bleibt dazu im Vergleich der Beitrag von Nicole Auferkorte-Michaelis und Sylvia Ruschin zur Konzeption von Studiengängen »im Zeichen der Studienreform« (128-138).
Der dritte Teil des Bandes startet mit einem allgemein gehaltenen Beitrag von Sibylle Jakubowicz (Evaluationsagentur Baden-Württemberg) zum Thema »Qualitätsmanagement an Hochschulen« (140-149), der in ein Plädoyer für die Stärkung der Eigenverantwortung der Hochschulen mündet. Einen gut strukturierten Einblick in die »Rechtsfragen der Akkreditierung von Studiengängen« (150-173) bietet sodann Katrin Mayer-Lantermann, die unter Einbeziehung wesentlicher Dokumente aus diesem Bereich auf »die Besonderheiten katholischer und evangelischer Studiengänge in den Bereichen Theologie und Religionspädagogik« eingeht und diese verständlich erläutert. In ihrem den Band abschließenden Beitrag »Intention, Verfahren und Chancen der Lehrevaluation« (174-183) spricht sich Maria Galda für das Überdenken dieses Instruments in der Praxis aus.
Insgesamt bietet der Sammelband vor allem in seinem ersten Teil einen guten Einblick in die Entwicklung der Umsetzung des Bologna-Prozesses innerhalb der Katholischen Theologie. Weite Teile der Beiträge zum Thema Kompetenzorientierung und Qualitätssicherung lassen jedoch eine Rückbindung an das Fach Katholische Theologie vermissen und stehen eher unverbunden nebeneinander.
Ob dieser Band tatsächlich wie im Vorwort angedeutet einen Beitrag zur angestrebten Beurteilung des Prozesses aus katholisch-theologischer Sicht leistet, sei dahingestellt.