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Ausgabe:

April/2009

Spalte:

502-503

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Lange, Christian, Leonhard, Clemens, u. Ralph Olbrich [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Die Taufe. Einführung in Geschichte und Praxis.

Verlag:

Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2008. XII, 196 S. gr.8°. Geb. EUR 39,90. ISBN 978-3-534-20782-4.

Rezensent:

Christian Grethlein

Auf die knappe, durch Schaubilder didaktisch geschickte Einführung in den christentumsgeschichtlichen, liturgischen und konfessionellen Kontext des Themas (IX–XII) folgen neun gelehrte Beiträge, die jeweils Taufe als Initiation (und somit auch Firmung und teilweise Erstkommunion umfassend) in unterschiedlichen Zeiten und Konfessionen vorstellen. Dabei werden die grundlegenden Quellen historisch ausgewertet. Der Bezugspunkt im Hintergrund ist meist die römisch-katholische Kirche.
Einen guten Überblick gibt der die biblischen Wurzeln und ihre vielfältige Rezeption und Weiterbildung in den einzelnen Liturgiefamilien rekonstruierende Beitrag von Christian Lange: »Gestalt und Deutung der christlichen Initiation in der Alten Kirche« (1–28). Gelungen ist ebenfalls der grundsätzliche Entwicklungen herausarbeitende Artikel von Stephan Wahle: »Gestaltung und Deutung der christlichen Initiation im mittelalterlichen lateinischen Wes­ten« (29–48). Von daher kommen dann die orthodoxen Liturgien (vor allem die byzantinische) in den Blick und ausführlich die (durchaus kritisch dargestellte) Entwicklung der Initiation in der römisch-katholischen Kirche. Ein eigener Beitrag beschäftigt sich mit Luthers Taufverständnis (Karl Pinggéra, 85–112), einer skizziert knapp einige Aspekte der evangelischen Taufpraxis in Deutschland im 19. und 20. Jh. (Jörg Neijenhuis, 151–164).
Inhaltlich beeindrucken die große Fülle der Rituale und ihre vielfältigen Verästelungen. Der Ablauf einzelner Liturgien wird in übersichtlichen Schaubildern präsentiert (für den akademischen Unterricht oft gut geeignet!). Vor allem die Beiträge zur Alten Kirche und zum Mittelalter (1–66) arbeiten überzeugend die grundlegenden alternativen Optionen heraus (z. B. entweder Taufe als »Mutterschoß« oder als »Grab«) und führen so das große semantische Potential der Taufe anschaulich vor Augen. Neuere hermeneutische Verfahren, wie etwa die Semiotik, finden aber leider keine Berücksichtigung. Auch der jeweilige kulturelle (und ästhetische) Kontext bleibt unerwähnt. Schließlich werden die für Taufpraxis wichtigen poimenischen und katechetischen Aspekte nur manchmal am Rande gestreift.
Insgesamt liegt ein für historisch an liturgischen Formularen Interessierte gut und übersichtlich informierendes Werk vor, mit einem Schwergewicht bei den römisch-katholischen und orthodoxen Liturgien (für das Täufertum müssen historisch und aktuell 2,5 Seiten genügen; 101–103; die Pfingstkirchen bleiben unerwähnt). Zahlreiche Literaturhinweise erleichtern die Weiterarbeit am Thema. Ein Glossar, auf das an entsprechender Stelle jeweils durch Sternchen verwiesen wird, erklärt liturgische Fachausdrücke.