Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Dezember/2008

Spalte:

1324–1326

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Becking, Bob, and Eric Peels [Eds.]

Titel/Untertitel:

Psalms and Prayers. Papers Read at the Joint Meeting of the Society of Old Testament Study and Het Oudtestamentisch Werkgezelschap in Nederland en België, Apeldoorn August 2006.

Verlag:

Leiden-Boston: Brill 2007. VI, 306 S. gr.8° = Oudtestamentische Studiën, 55. Lw. EUR 99,00. ISBN 978-90-04-16032-3.

Rezensent:

Beat Weber

Wie im Untertitel angezeigt handelt es sich bei den Beiträgen dieses Bandes um Referate der genannten Fachtagung, die mit dieser Publikation einer weiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das Oberthema der Konferenz ist im Titel angezeigt. Es suggeriert Konsistenz, die der Band allerdings nicht einzulösen vermag. Der Titel ist vielmehr ein umbrella term, unter dem sich doch recht disparate Aufsätze versammelt finden. Eine eigentliche Interaktion zwischen den Beiträgen ist – jedenfalls in der publizierten Fassung – kaum ersichtlich. Man mag dieses bei Konferenzen häufige Vorgehen bedauern; der Vorteil ist natürlich, dass jeder und jede Beitragende das eigene Fachgebiet bzw. Spezialwissen entsprechend einbringen kann.
Nach einer Einleitung von Peels enthält der Sammelband insgesamt 15 Essays (das ebenfalls an der Tagung gehaltene Referat von Susan Gillingham zu Ps 8 wurde anderweitig veröffentlicht). Der Band wird beschlossen mit einem Stellen- und einem Autorenindex. Die einzelnen Beiträge können hier nur angezeigt und in aller Kürze besprochen werden.
P. C. Bentjes, Psalms and Prayers in the Book of Chronicles, 9–44: Von Quellen rezipierte Texte werden nie verbatim aufgenommen. Mehr als die Hälfte der Gebete in Chronika stammen vom Chronisten selbst (und offenbaren Eigenheiten seiner Theologie). Die Gebete konzentrieren sich weithin auf die vier Könige: David, Salomo, Josaphat und Hiskia. – A. H. W. Curtis, »Our Father …«: An Inherited Title and its Presence (or Absence) in the Psalms?, 45–63: Verglichen wird die »Vater«-Porträtierung Els in ugaritischen Texten mit JHWH in der Hebräischen Bibel. Während sich gewisse Parallelen aufweisen lassen, ist im Psalter allerdings die Rede von JHWH als Vater seines Volkes oder der Menschheit praktisch nicht gegeben. – J. Day, The Ark and the Cherubim in the Psalms, 65–77: Einzig Ps 132,8 erwähnt die Lade explizit. In diesem vor­exilisch anzusetzenden Psalm ist eine Ladeprozession (im Kontext des Laubhüttenfestes) greifbar. In drei weiteren Psalmen (Ps 24; 47; 68) sind ebenfalls Spuren eines solchen rituellen Geschehens erkennbar. Die Rede von der Zuflucht im Schatten von JHWHs Flügel ist nicht auf die Cheruben zu beziehen, sondern bezieht sich metaphorisch auf die Gottheit als beschützenden Vogel. – J. Elwolde, The Hodayot’s Use of the Psalter: Text-Critical Contributions (Book I), 79–108: Der Vf. erwägt in Darbietung und Diskussion des Vergleichsmaterials insgesamt 17 Psalmenstellen (limitiert auf Psalterteilbuch I: Ps 1–41) als Quellentexte für Hodajot-Passagen und zieht daraus textkritische Schlüsse. Insgesamt macht die Art, wie die Hodajot die Texte aufgreifen und verarbeiten, Schlussfolgerungen schwierig. – A. G. Hunter, Inside Outside Psalm 55: How Jonah Grew out of a Psalmist’s Conceit, 129–139: In dieser intertextuellen Studie werden, ausgehend vom Mo­tiv der »Taube« (= Jona), Ps 55 und Jon verglichen. Der Psalm wird dabei als Quelle für die Prophetenerzählung (samt Jonapsalm) veranschlagt. – M. C. A. Korpel, The Demarcation of Hymns and Prayers in the Prophets (2), 141–157: Die Vfn. untersucht Einbettung bzw. Abgrenzung der poetischen Stücke Jes 12,1–6 und Jer 10,23–25 in ihren Kontexten in hebräischen, griechischen, lateinischen und syrischen Handschriften. Betreffend Jes 12,1–6 bestätigt sich die Annahme einer redaktionellen Einfügung. – C. de Vos/G. Kwakkel, Psalm 69: The Petitioner’s Understanding of Himself, His God, and His Enemies, 159–179: Es geht um das Verstehen spannungsvoller Aussagen des Psalms, nämlich zwischen der Klage des für das Haus Gottes eifernden Beters angesichts grundlosen Hasses (V. 5.10), seinem Geständnis eigener Schuld (V. 6) und der Bitte um Schuldbehaftung seiner Feinde, ja deren Austilgung aus dem Buch des Lebens (V. 28 f.). Gemäß den Autoren ist der Psalm auf der synchronen Ebene hinreichend zu verstehen (und entsprechend ein redaktionskritisches Schichtenmodell nicht zwingend). – P. Sanders, Argumenta ad Deum in the Plague Prayers of Mursili II and in the Book of Psalms, 181–217: Als Auswertung seines religionsgeschichtlichen Vergleichs zwischen hethitischen und hebräischen (Bitt-)Gebeten im Blick auf das Motiv der Argumentation zu Gunsten bzw. im Interesse der Gottheit (Überzeugungsrhetorik) notiert der Vf. sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede. – H. N. Wallace, King and Community: Joining with David in Prayer, 267–277: Die David-Zuschreibungen von Psalmen und die Verlagerung von individuellen zu gemeinschaftlichen Anliegen durch die Inkorporierung in den Psalter sind wesentliche Aspekte, die eine spätere Adaption und Neuaneignung durch jüdische und christliche Gemeinschaften erleichtert und gefördert haben. – G. Wenham, Prayer and Practice in the Psalms, 279–295: Der Vf. macht auf die unterweisende bzw. ethische Funktion der in der (kirchlichen) Liturgie verwendeten Psalmen aufmerksam (lex orandi, lex credendi). Gegenüber anderen biblischen Texten wird bei Verwendung der Psalmen »Ethik« weniger präsentiert als be­zeugt und bekannt. Insofern werden die Gottesdiensteilnehmer stärker persönlich involviert (»commitment«).
Mitgearbeitet haben über diese Autorenauswahl hinaus J. van Dorp, J. Fokkelman, J. Holman, E. Talstra und R. Tomes.