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Ausgabe:

Oktober/2008

Spalte:

1045–1046

Kategorie:

Altertumswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Masada VIII

Titel/Untertitel:

The Yigael Yadin Excavations 1963–1965. Final Reports.

Verlag:

Jerusalem: The Israel Exploration Society 2007. XIV, 232 S. m. 1 Porträt u. zahlr. Abb. 4° = The Masada Reports. Geb. $ 68,00. ISBN 978-965-221-067-8.

Rezensent:

Jürgen Zangenberg

Der vorletzte Band der monumentalen Endpublikation der Grabungen Yigael Yadins auf Masada bietet eine Reihe spezieller Fundtypen, die auf ganz verschiedene Weisen Einblicke in das Leben auf der Festung und in der späthellenistisch-frührömischen Periode insgesamt geben.
Geradezu einzigartig für die Levante ist die vergleichsweise große Menge militärischer Ausrüstungsgegenstände und Waffen, die bis auf ganz wenige Ausnahmen aus der Zeit der Eroberung der Festung im Jahr 73/74 stammen. Typologisch gehören die meisten Ausrüstungsteile in den Bereich der Hilfstruppen, die wenigen Teile von Legionärsausrüstung wurden durch die Eroberer der 10. Legion nach Masada gebracht (1–94 inkl. 30 Tafeln mit Schwarzweißabbildungen, publiziert von Guy D. Stiebel und Jodi Magness). Besonders hervorzuheben sind die große Anzahl von Pfeilspitzen und die Fragmente von Holzschilden und Bogen (wohl die Hauptwaffe der Verteidiger).
Ascher Grossbergs Diskussion der insgesamt ca. 21 Miqwa’ot (Ritualbäder) (95-132 einschließlich eines »Appendix« zur chemischen Zusammensetzung des Putzes einiger Bassins von Ayeh E. Shimron) konzentriert sich im Wesentlichen auf Fragen der Halakha jüdischer Tauchbäder auf der Basis zum Teil sehr später Texte. Insofern setzt der Beitrag eine Zugangsweise fort, die seit den Grabungen 1963–1965, als die ersten Stufenbecken überhaupt gefunden wurden, bei der Behandlung dieser Fundgattung oft leitend war: die Frage des Verhältnisses der Stufenbecken zu den Regularien jüdischer Traditionsliteratur. Die Gestalt sowie der architektonische und archäologische Kontext der einzelnen Becken werden nicht noch einmal en détail besprochen; Lage, Maße und Datierung werden allein durch eine Karte sowie Tabellen präsentiert und für alle weiterführenden Fragen auf den Architekturbericht in Band III verwiesen. Wichtig ist vor allem Grossbergs nachdrücklicher Hinweis, dass die Verwendung eines »stepped pool« als Ritualbad in hellenistisch-frührömischer Zeit andere Nutzungen nicht ausschließen muss und dass bei einigen Bassins fraglich bleibt, ob sie überhaupt als Miqwa’ot gebaut wurden. Auffällig ist die durchweg andere Form der Becken im Vergleich zu z. B. Qumran und zahl­reichen Becken in Jericho. In jedem Fall belegen die Becken, dass zu­mindest die letzten, zelotischen Bewohner intensiv an Fragen ritueller Reinheit interessiert waren, da zahlreiche Becken auf de­ren Bauaktivität zurückgehen.
Der folgende Beitrag von Mordechai Kislev und Orit Simchoni behandelt einen Aspekt materieller Kultur, der selbst in den allermeisten heutigen Publikationen übergangen wird und bei den Grabungen durch Yadin ebenfalls noch kaum im Blick war: Entomologie, die Untersuchung von Insekten(resten) als Indizien für menschliche Hygiene und zur Qualität und zu Schäden an Ernte und Vorrat (133–170). Die ca. 400 noch erhaltenen und identifizierten Reste von »store pest insect remains« legen nahe (sofern sie tatsächlich antik sind, was mir nicht immer völlig gesichert er­scheint), dass die Vorräte vor allem in der letzten Phase der Belagerung hochgradig mit Ungeziefer infiziert waren und die mensch­liche Hygiene ebenfalls sehr zu wünschen übrig ließ.
In den drei folgenden Kapiteln legt Ronny Reich die 384 Spinnwirtel (171–194), die 22 kompletten Steinbecher sowie die zahlreichen Fragmente von Steingefäßen (195–206) und die Steingewichte (207–215) vor. Karten zur Verteilung und Überlegungen zum Ge­brauch der Objekte (z. B. über Aktivitäten von Frauen bzw. zum Maßsystem auf Masada) erlauben interessante Rückschlüsse auf Aspekte des täglichen Lebens. – Der letzte Beitrag von Malka Hershkovitz und Shua Amorai-Stark widmet sich den Gemmen (13 Intaglios und 26 ungravierte Rohlinge, das größte Korpus von einem einzigen Fundort in Israel). Sie stammen von der herodianischen Periode bis zum Ab­zug der römischen Garnison um 115 n. Chr.
Der letzte Band der Final Publications, angekündigt für den Sommer 2008, ist allein der Publikation der Textilreste von Masada vorbehalten.