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Ausgabe:

Juli/August/2008

Spalte:

867

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Entrich, Manfred

Titel/Untertitel:

Überzeugend predigen. Ein Leitfaden für die Praxis.

Verlag:

Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 2005. 168 S. 8°. Kart. EUR 16,50. ISBN 978-3-460-33062-7.

Rezensent:

Michael Meyer-Blanck

Der Titel dieses kleinen Bandes ist ein wenig irreführend. Denn es handelt sich weniger um einen praktischen Leitfaden, sondern um eine Art geistliches Stundenbuch für Predigende, in dem besonders die Einsichten von Albertus Magnus homiletisch fruchtbar zu ma­chen gesucht werden. Entsprechend meditativ sind auch die Kapitelüberschriften gehalten (von »Die Wirklichkeit zulassen« über »Lebenskultur und Predigtkultur« bis »Ins Wort genommen« und »Lobpreis«). Ausgangspunkt der Überlegungen ist die Beobachtung, dass die Verbindung zwischen dem konkreten Leben und der theologischen Erkenntnis oft nicht gelingt: »Scheinbar theologische Kompetenz wird erworben, aber die Synchronisation eines menschlichen, verlässlichen und spirituell durchgeprägten Le­bensentwurfes misslingt!« (35) Gerade die historische Distanz zu Albertus Magnus soll in dieser Lage zu neuen Impulsen helfen: Zur Predigt finde man durch studium, instructio, meditatio (47) und durch »Askese, harte Übung«, weil sich das Wort leicht als »trocken und sperrig, brüchig und le­bensfremd erweist« (46). Zur Predigt gehöre darum auch die »Wü­stenerfahrung« als »psycho-theologische[s] Rigorosum« (85). Auch wenn da vieles sehr ungewohnt klingt – vielleicht sind derart differenztheoretische Betrachtungen, die an den frühen Karl Barth erinnern, näher an der Realität als die homiletische Allerweltsformel der »Vermittlung von Tradition und Situation«.
Einen praktischen Leitfaden für die Predigtgestaltung sucht man in diesem Buch vergeblich. Aber es animiert, nicht nur über die Sinnfrage zu predigen, sondern auch nach dem Sinn zu fragen bei der eigenen Predigtarbeit. Denn, so heißt es mit Johannes Tauler, Unfrieden bringt nicht das Amt, sondern die Unordnung darin: Diese macht sich breit, wenn man die Arbeit scheut – oder zu sehr liebt (105).