Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Februar/1999

Spalte:

149 f

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Nielsen, Kirsten

Titel/Untertitel:

Satan - The Prodigal Son? A Family Problem in the Bible.

Verlag:

Sheffield: Sheffield Academic Press 1998. 198 S. gr.8 = The Biblical Seminar, 50. Kart. £ 14.95. ISBN 1-85075-820-4.

Rezensent:

Walter Rebell

Die Vfn. sieht das Buch Hiob, die Versuchungsgeschichte nach Matthäus (4,1-11) und das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32) von der Metaphorik eines Familien-Dramas bestimmt: Jedesmal gehe es um das Verhältnis eines Vaters zu seinen zwei Söhnen.

In einem methodologischen Anfangsteil (Kap. 1-3) werden zunächst Regeln für ein theologisch angemessenes Reden über das Böse herausgearbeitet: "Everything said about the devil must be figurative. And of the devil we must speak both impersonally, as we speak of powers, and personally" (23). Danach beschäftigt sich die Vfn. mit allgemeinen Fragen der Hermeneutik metaphorischer Texte und weist darauf hin, daß es "root metaphors" gibt: solche, die anderen Metaphern zugrunde liegen, um die herum sich "clusters" bilden. Zu dieser "root metaphors" gehört das Bild von Gott als Vater. Damit ist die Wichtigkeit einer Exegese im Schema eines "Familien-Ansatzes" begründet, mit dem nun an die oben genannten Texte herangetreten wird. Zentrale These des Buches ist, daß auch die Rede vom Satan, vom Bösen, innerhalb dieses "Familien-Ansatzes" verstanden werden muß. Für das Buch Hiob ergibt sich von hier aus, daß des Vaters (Gottes) "indulgence towards the jealous Satan is more understandable if Satan is one of his sons, and suspicion is sown that the favourite son is a time-server whose loyalty and love are founded solely on calculation" (88).

In der Versuchungsgeschichte streiten zwei Söhne Gottes um den 1. Platz: "What if you are the son of God? Perhaps the devilish question has this undertone: Which of us two is the true Son of God? Is it you, Jesus, you who have seen the heavens open above you, or is it I, I who have been given dominion over the world?" (115)

Das Gleichnis vom verlorenen Sohn schließlich muß im Lichte des "Familien-Modells" folgendermaßen gelesen werden: "God is depicted as the father who has not only a younger son, Jesus the favourite, but also an elder son who envies the younger brother his father’s love ... If we interprete this on the basis of Matthew 4, the two brothers are an image of Jesus and Satan" (136). Verräterisch ist hier das "If we ...": Wenn man derart arbiträr die Ausgangspunkte der Exegese festsetzt, gelangt man zu jedem beliebigen Ergebnis. Für gelungen halte ich jedoch, was die Vfn. zur Versuchungsgeschichte zu sagen hat, hier eröffnet ihr Ansatz neue Einsichten.