

28.03.2017
Tagung des Instituts für Sozialethik und des Instituts für Hermeneutik und Religionsphilosophie der Universität Zürich: »Ehre. Interdisziplinäre Zugänge zu einem prekären Phänomen«, 19./20. Mai 2017, Theologische Fakultät, Kirchgasse 9, CH-8001 Zürich
Tagungsthema
Der Status der Ehre in unserer Gesellschaft ist prekär. Vielen gilt sie als patriarchales und gewaltproduktives Relikt einer hierarchischen Gesellschaftsordnung, als inkompatibel mit einer demokratischen, auf der gleichen Achtung jedes Einzelnen beruhenden Gesinnung. Die Anerkennung unter Gleichen hat dem Respekt für die Angehörigen bestimmter Stände, Ämter oder Berufe den Rang abgelaufen, zumindest in ethischer Hinsicht. Heißt das, dass der Ehrbegriff jene universalisierende Transformation nicht geschafft hat, die dem Würdebegriff seinen Aufstieg zu einem ethisch-rechtlichen Zentralbegriff ermöglicht hat? Ist Ehre nur noch ein Randphänomen, das z. B. im Sport als Ideal der sportsmanship, in der Wissenschaft in der Praxis von Festschriften, bei Klagen zu Ehrverletzungen im Internet oder bei »Ehrenmorden« in Erscheinung tritt?
In den letzten Jahren sind vor allem in den USA zahlreiche wissenschaftliche Publikationen erschienen, die bestreiten, dass der Ehre in der Moderne der Abschied gegeben wurde und dass ein solcher Abschied überhaupt möglich und wünschbar ist. Sie plädieren dafür, wenigstens bestimmten Formen der Ehre eine höhere Aufmerksamkeit zu schenken, weil ihnen eine zentrale soziale und moralische Bedeutung zukomme.
Die internationale Tagung möchte diesen Impuls aufnehmen und in ethischer, theologisch-anthropologischer und philosophischer Hinsicht kritisch weiterreflektieren. Es referieren namhafte Wissenschaftler aus Theologie, Philosophie, Islamwissenschaft, Jurisprudenz und Politikwissenschaft.
Tagungsprogramm
Freitag, 19. Mai 2017
10.00–10.15 Uhr
Matthias Wüthrich: Begrüßung und Einführung in das Tagungsthema
10.15–11.15 Uhr
Jean-Pierre Wils (Nijmegen): Partikularismus der Ehre, Universalismus der Würde. Eine fatale Opposition in religionsaktueller Hinsicht?
11.35–12.35 Uhr
Thomas Krüger (Zürich): Anmerkungen zum Thema Ehre aus biblisch-anthropologischer Sicht
Mittagessen
14.15–15.15 Uhr
Lama Abu-Odeh (Georgetown): Honor in a Pornographic World
15.30–16.30 Uhr
Hilge Landweer (Berlin): Ehrgefühl zwischen Scham und Stolz
17.00–18.00 Uhr
Winfried Speitkamp (Kassel): Historische Transformationen der Ehre im 20. Jh.
Samstag, 20. Mai 2017
9.45–10.45 Uhr
Meltem Kulaçatan (Frankfurt a. M.): Was hat das mit Religion zu tun? Islamisch-feministische Perspektiven, Abgrenzungen und Definitionen zum Begriff Ehre
11.00–12-00 Uhr
Anthony Cunningham (Saint Benedict and Saint John’s): Living With Honor: A Humane Vision
Mittagessen
13.45–14.45 Uhr
Klaas Huizing (Würzburg): Ehre und Parrhesia. Renovierungsanleitung für ein marodes Begriffspaar
15.10–16.10 Uhr
Robert L. Oprisko (Indiana): Dishonor and Shamelessness: Trump and Contemporary Political Reality
Abschluss: 16.15 Uhr
Referierende
Prof. Dr. Lama Abu-Odeh, Professorin für Rechtswissenschaften am Georgetown University Law Center
Prof. Dr. Anthony Cunningham, Professor für Philosophie am Philosophy Department, College of Saint Benedict and Saint John’s University in Minnesota)
Prof. Dr. Dr. Klaas Huizing, Professor für Evangelische Theologie mit Schwerpunkt Systematische Theologie und Gegenwartsfragen am Institut für Evangelische Theologie und Religionspädagogik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Prof. Dr. Thomas Krüger, Professor für alttestamentliche Wissenschaft und altorientalische Religionsgeschichte mit zusätzlichem Schwerpunkt orientalische Sprachen an der Universität Zürich
Dr. Meltem Kulaçatan, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Islamische Religionspädagogik und Fachdidaktik des Islamischen Religionsunterrichts an der Goethe Universität Frankfurt a. M.
Prof. Dr. Hilge Landweer, Professorin für Philosophie an der Freien Universität Berlin
Dr. Robert L. Oprisko, Politikwissenschaftler und gegenwärtig Research Fellow am Center for the Study of Global Change at Indiana University, Bloomington
Prof. Dr. Winfried Speitkamp, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Kassel
Prof. Dr. Jean-Pierre Wils, Professor für theologische Ethik an der theologischen Fakultät und für Kulturtheorie der Moral unter besonderer Berücksichtigung der Religion an der Fakultät der Religionswissenschaften der Radboud Universität Nijmegen
Veranstalter
Kooperation des Institutes für Sozialethik und des Instituts für Hermeneutik und Religionsphilosophie, Universität Zürich
http://www.ethik.uzh.ch/de/ise.html
www.hermes.uzh.ch
Organisation
Prof. Dr. Richard Amesbury, Dr. Christoph Ammann, Prof. Dr. Matthias Wüthrich
Mit freundlicher Unterstützung durch den Zürcher Universitätsverein (ZUNIV)
Veranstaltungsort
Theologische Fakultät der Universität Zürich
Kirchgasse 9
8001 Zürich
2. Stock, Raum 200
(Tram 4 bis Helmhaus)
Die Tagung ist allen Interessierten kostenlos zugänglich.
Anmeldungen
Per E-Mail an: hermes@theol.uzh.ch