16.01.2013

Einladung zum Wissenschaftlichen Colloquium an der Theologischen Fakultät der Universität Rostock am 11./12.03.2013

»Historische Bibelkritik und Auslegung der Heiligen Schrift«

Dass die Bibel als Heilige Schrift Grundlage christlicher Gotteserkenntnis und Theologie ist, wird sowohl durch das Sola Scriptura der Reformation betont wie durch die Feststellung des Zweiten Vatikanischen Konzils, nach welcher das Studium der Heiligen Schrift als Seele der Theologie gelten könne (Sacrae Paginae studium sit veluti anima Sacrae Theologiae, Dei Verbum 24).
Durch die historische Bibelkritik, die die an den theologischen Fakultäten beider Konfessionen institutionalisierte Exegese weithin bestimmt, sind die alten Fragen nach Schriftautorität und Schriftverständnis um weitere Aspekte ergänzt worden.
Die historische Kritik versteht sich als »Anwalt« der Texte, indem sie bemüht ist, diese möglichst unvoreingenommen – das heißt vor allem: befreit von den Vorgaben kirchlicher und dogmatischer Tradition – wahrzunehmen. Allerdings ergibt sich nicht zuletzt aufgrund dieses Ansatzes die Frage nach der theologischen Relevanz ihrer Ergebnisse, die dadurch noch verstärkt wird, dass sich die exegetischen Fächer zu teilweise sehr spezialisierten und nicht nur für Außenstehende unübersichtlichen historischen Disziplinen entwickelt haben.
Da eine Rückkehr zu einem unhistorischen Bibelverständnis weder möglich noch überhaupt wünschenswert ist, ist an die exegetischen Disziplinen die Frage zu richten, inwiefern ihre Ergebnisse in ein theologisch begründetes Schriftverständnis eingebunden werden können, innerhalb dessen deren theologische Relevanz deutlich wird.
Nach einem theologisch begründeten Schriftverständnis zu fragen, bedeutet unter anderem, Auffassungen über Autorität und Grundverständnis der Heiligen Schrift, wie sie von der Alten Kirche an entwickelt wurden, daraufhin zu befragen, inwiefern sie angesichts von Aufklärung und historischer Bibelkritik noch Bestand haben können oder aktualisierungsfähig sind.
Das Colloquium möchte anhand der angebotenen Vorträge Vertreter exegetischer und nichtexegetischer Fächer sowie Angehörige verschiedener Konfessionen über diese unverzichtbaren Grundfragen von Theologie und Kirche in ein ergebnisoffenes Gespräch bringen.

Programm:
Montag, 11. März 2013
14.30 Uhr: Begrüßung und Einleitung
15.00–16.00 Uhr: PD Dr. phil. habil. Friedemann Drews (Altertumswissenschaften, Philosophische Fakultät, Universität Rostock): »Eine Schöpfung und zwei Berichte?« Augustins Bibelexegese in De Genesi ad litteram und ihre erkenntnistheoretisch-ontologischen Grundlagen.
16.15–17.15 Uhr:
– Prof. Dr. Udo Kern (Systematische Theologie, Theologische Fakultät, Universität Rostock): Luthers christologisches Schriftverständnis
– Prof. Dr. Marius Reiser (Neutestamentler, Privatgelehrter): »Absurd« und »lächerlich«. Die Bibel in der Sicht einer aufgeklärten Frau des 18. Jahrhunderts. Zu Madame du Châtelets »Examens de la Bible«.
19.00 Uhr: Prof. Dr. Rochus Leonhardt (Systematische Theologie, Theologische Fakultät, Universität Leipzig): Schriftbindung und religiöse Autonomie im Protestantismus (zugleich öffentlicher Abendvortrag)

Dienstag, 12. März 2013
9.00–10.00 Uhr: PD Dr. Meik Gerhards (Altes Testament, Theologische Fakultät, Universität Rostock): Zur biblisch-theologischen Auslegung der Abrahamgeschichte (Gen 11,27–25,10)
10.15–11.15 Uhr: Prof. Dr. Jörg Jeremias (Altes Testament, Fachbereich Ev. Theologie, Philipps-Universität Marburg): Religionsgeschichte Israels und Theologie des Alten Testaments
Im Anschluss: Abschließendes Gespräch

Tagungsort:
Das Colloquium findet statt im Seminarraum 201 (Heinrich-Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften, Schwaansche Straße 3, Rostock).

Kontakt:
PD Dr. theol. Meik Gerhards
Theologische Fakultät der Universität Rostock
Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Lehrstuhl für Altes Testament
Schwaansche Straße 5
18055 Rostock
E-Mail: meik.gerhards@uni-rostock.de