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Ausgabe:

1980

Spalte:

144-145

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Die zehn Gebote 1980

Rezensent:

Petzoldt, Martin

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143

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 2

144

Sohellong, Dieter: Hermeneutik und Kritik (EvTh 38, 1978 S. 213
bis 226).

Solllink, Edmund: Kontinuität und Abwechslung (VVPKG 67,
19/8 8. 2-5).

Schmalenberg, Erich: Zum Verhältnis von Theologie und Wissenschaft
(KuU 24, 1978 S. 194-203).

Tängerberg, K. Arvid: Det gamle testamentes plass i Kornelis
Heiko Aliskottes teologi (TTK 49, 1978 S. 197-208).

Trillhaas, Wolfgang: Paul Tillich im Lichte seiner Wirkungsgeschichte
. Eine Bilanz (ZThK 75, 1978 8. 82-98).

Ulrich, Hans Günter: Hat .Religion eine kirchliche Zukunft? (Bh
EvTh 23, 1978 Heft 1 S. 54-65).

Veit, Marie: Wer ist das „Subjekt" der Theologie? (JK 39, 1978
S. 306-308).

Wagner, Falk: Vernünftige Theologie und Theologie der Vernunft.

Erwägungen zum Verhältnis von Vernunft und Theologie (Kul)

24, 1978 S. 262-284).
Werbick, Jürgen: Theologie als Theorie? Zur Diskussion um die

Wissenschaftlichkeit der Theologie (KuD 24, 1978 S. 204-228).
Winn, Albert Curry: The Holy Spirit and the Christian Life (In-

terp. 33, 1979 S. 47-57).
Ziegenaus, Anton: Die Bildung des Schriftkanons als Formprinzip

der Theologie (MThZ 29, 1978 S. 264-283).

Praktische Theologie: Allgemeines

Bastian, Hans-Dieter, Emeis, Dieter, Krusche, Peter u. Karl-
Heinrich Lütcke: Taufe, Trauung und Begräbnis. Didaktischer
Leitfaden zum kirchlichen Handeln. München: Kaiser; Mainz:
Matthias-Grünewald-Verlag [1978]. 208 S. 8° = Gesellschaft
und Theologie. Praxis der Kirche, 29. Kart. DM 24,-.

Wie lernt man taufen, trauen und bestatten? Drei Praktische
Theologen, der Katholik Dieter Emeis zur Taufe und die evangelischen
Karl-Heinrich Lütcke und Peter Krusche zu Trauung und
Begräbnis, versuchen eine Antwort darauf, indem sie jeweils einen
kleinen Kursus und didaktischen Leitfaden zu diesem kirchlichen
Handeln anbieten. Hans-Dieter Bastian, der das ganze Unternehmen
offenbar in Gang gesetzt hat, steuert ein kurzes Abschlußkapitel
bei, das die methodische Konzeption des Buches erläutert.
Darin wird deutlich, wie er sich und seinem Ansatz treu geblieben
ist. Er will eine Praktische Theologie betreiben, die mit sozialwissenschaftlichen
Methoden arbeitet und sie möglichst sauber und
nüchtern benutzt. Sein didaktischer Ansatz ist so gedacht, daß er
„weder Dogmatik noch Ratschläge oder Appelle" vermittelt, sondern
„ein auf selbständige Einsichten und Entscheidungen ausgerichtetes
Lernen" ermöglicht. „Lernziel ist die kasuelle Handlungs-
kompetenz, also die Fälligkeit des Lesers, mit Hilfe von Regeln
eigenverantwortlich Handlungsprozesse zu erzeugen." Kirchliche
Kasualpraxis soll als soziales Handeln verstanden und methodisch
bearbeitet werden. „Im Idealfall" sollte es möglich sein, von der
Kasualpraxis ein Ablauf-Diagramm zu zeichnen, das die verschiedenen
Phasen, seine Makro- und Mikrostrukturen erfaßt und zeigt,
wie unterschiedlich sie geprägt sind. Ein Hauch von Labor-Klima
und technischer Sachlichkeit soll also über dem Ganzen liegen, und
man hat den Eindruck, traditionelle Praktische Theologie ist dem
gegenüber eine hausbackene, eine eher lyrische Angelegenheit.

Wie wirksam erweist sich dieser didaktische Ansatz in den drei
darstellenden Hauptteilen des Buches? Am ehesten trifft offenbar
Peter Krusche diesen unterkühlten Ton in seinem Teil, der vom
Begräbnis redet. Bei ihm steht die Analyse und die Diskussion der
Problemfelder im Vordergrund. Sein Leser soll sich etwa nüchtern
fragen lernen: Was will ich, Pfarrer X., warum mit einer bestimmten
Gruppe in einer spezifischen Situation auf welchem Wege erreichen
? Bei Dieter Emeis dagegen dringt immer wieder die sympathische
Wärme einer katholischen Gemeindepastoral durch,
wenn er über Taufkinder und über Taufeltern spricht. Und der
Konsistorialrat Karl-Heinrich Lütcke ist anscheinend so unmittelbar
mit den Problemen und den Erfahrungen seiner Pfarrer befaßt ,
daß der neue Weg einer Kasualien-Didaktik oft in den bewährten

Weg einer Praxisberatung einmündet. Das ganze Buch scheint mir
von Emeis über Lütcke zu Krusche ein Gefälle zu haben, bei dem
der erste stärker an der Frage interessiert ist: Was kann man im
Kasualhandeln tun und sagen ?, der letzte mehr an der Frage: Was
muß man zum Kasualhandeln bedenken und sich deutlich machen ?
Der eine gerät dabei gelegentlich in die .Nähe dessen, was man in
unsrer Kirche et was treuherzig eine „Handreichung" nennt; der
andere hat zuweilen darunter zu leiden, daß die säuberliche Matrix
aller wichtigen Faktoren ihn dazu zwingt, bestimmte Sachverhalte
in verschiedenen Zusammenhängen nochmals anzubieten - im
Klartext: der Autor wiederholt sich. Ich gestehe, ich halte das
zweite eher für einen Mangel als das erste.

So haben die Teile des gemeinsam konzipierten Leitfadens deutlich
ihr jeweils eigenes Gepräge. Auch das Programm, dem Leser
die alternativen Handlungsmöglichkeiten lediglich vorzuführen
und anzubieten, die Entscheidung jedoch ihm selbst zu überlassen,
ist gewiß nicht durchgängig verwirklicht. Lütcke favorisiert offensichtlich
ein Verständnis der Trauung als „Gottesdienst anläßlich
einer Eheschließung", Krusche offensichtlich ein diakonisches Verständnis
der Bestattung: das hat Konsequenzen für alles weitere,
was sie sagen und anbieten. Auch traditionolle oder experimentelle
Agenden beurteilen sie offenbar unterschiedlich. Aber die Gemeinsamkeiten
überwiegen doch deutlich. Das gilt besonders für die
einleuchtende Anlage der jeweiligen Darstellungen: Der heutige
sozio-kulturelle Hintergrund von Taufe, Trauung oder Begräbnis
wird jeweils beleuchtet, ausführlich und praktisch werden die
Kasualgespräche bedacht, zur Gestaltung des gottesdienstlichen
Aktes werden grundsätzliche und konkrete Angebote gemacht.
Manches wird auch dem Anfänger wie Selbstverständlichkeit und
Binsenwahrheit erscheinen; aber bei genauem Zusehen ist dessen
Einordnen und Bewußtmachen doch oft nützlich. Manches wird
auch dem Versierten neu und erprobenswert sein; es gibt Gelegenheiten
zum Dazu- und Umlernen.

Sympathisch ist, daß Hans-Dieter Bastian auch hier wieder sein
letztes Kapitel darauf verwendet, die Grenzen seines Unternehmens
deutlich zu machen. Er weiß, es ist ergänzungsbedürftig.
Vielleicht ist es in seinen konkreten Ausführungen nicht einmal so
neu, wie es im didaktischen Ansatz beschrieben wird. Aber ich will
mich hier gern mit Bastian einigen auf die Formulierung seiner
eigenen Überschrift: „Auf dem Wege zu einer Didaktik der Kasua-
lien". Zuletzt finde ich es nicht am wichtigsten, ob das hier Gesagte
neu, sondern ob es nützlich ist.

Jena Klaus-Peter Hertzsch

Klein, Dans: Die zehn Gebote für Pfarrer und Gemeinde. Sibiu:
Intreprinderea poligraficä 1978. 68 S. 8° = Beihefte der Kirohl.
Blätter, 1.

Die nach Beginn ihres Wiedererscheinens im 6. Jahrgang hrsg.
Monatsschrift der Ev. Kirche A.B. in der SR Rumänien „Kirchliche
Blätter" eröffnet mit dieser Publikation die Reihe ihrer Beihefte
. Der Adressatenkreis ist dem Titel zufolge mit dem der
Kirchl. Blätter identisch. Der Vf. ist verschiedentlich mit theolog.
Beiträgen hervorgetreten. Das Ziel dieser Arbeit sieht er darin,
„von dem Verständnis der Gebote im AT über das NT in die
Gegenwart zu gelangen" (3); es geht nicht um die Frage nach der
Anwendung, sondern der „Bedeutung der Gebote für uns heute".
Einführung (Liebe und Gebot) und Beschluß (Zu den 10 Geboten)
umrahmen die Abhandlung. Je ein Anhang ist im Anschluß an
das 1. Gebot (Der eine Gott und die Dreieinigkeit) und am Beschluß
(Die 10 Gebote im Gottesdienst Israels) zu finden.

Einige Gedanken aus der Einführung und der Interpretation des
1. Gebotes (Textgrundlage ist Ex 20,2-6) sollen von der Gediegenheit
des ganzen Heftes zeugen. Die 10 Gebote sind „Grenzsteine
rechten Lebens, . . . der Liebe" (9). Gewarnt wird aber auch vor
einer Überschätzung des Für-andere-da-Seins im Sinn des Sich-
selbst-zugrunde-Richtens (11). Wohltuend unkompliziert handelt
Vf. die aktuellen Intentionen des 1. Gebotes ab, ohne Vernachlässigung
der bibeltheologischen Verklanimerung. Drei Themen folgen:
1. Der eine Gott und die anderen Götter (Probleme des siebenbür-