Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1959 Nr. 3

Spalte:

185-186

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Ziener, Georg

Titel/Untertitel:

Die theologische Begriffssprache im Buche der Weisheit 1959

Rezensent:

Fichtner, Johannes

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

J85 Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 3 186

Ziener, Georg, O. M. J., Dr. theol. Lic. bibl.: Die theologische Begriffssprache
im Buche der Weisheit. Bonn: Haustein 1956. 166 b. 4
= Bonner biblische Beiträge. 11. DM 19.80.

Die Arbeit über „Die theologische Begriffssprache im Buche
der Weisheit", die Ziener in den bekannten „Bonner Biblischen
Beiträgen" vorlegt, ist von der Katholischen theologischen Fakultät
der Universität Mainz als Dissertation angenommen worden
. Der Verfasser hat 6ich in ihr das Ziel gesetzt, dem möglicherweise
vorhandenen „fremden Einfluß auf die Anschauungen
des Weisheitsbuches" nachzugehen. Das ist an sich kein
neues Unternehmen, und Ziener weiß sich dabei auch seinen Vorgängern
verpflichtet, die in Kommentaren und Monographien
dieses Problem bearbeitet haben. AbeT er bezeichnet die bisherigen
Untersuchungen darüber als unvollständig, weil sie zumeist
nur die Stellen in der Sap. Sal. beachtet hätten, „die durch
sprachliche Anklänge an philosophische Schriften einen Einfluß
der griechischen Philosophie vermuten lassen" (S. 15 f.). Dagegen
will der Verfasser einen sichereren Weg beschreiten und „die
Begriffe und Lehren des Weisheitsbuches mit denen der früheren
alttestamentlichen Bücher vergleichen" (ebd.), um gegebenenfalls
das Vorhandensein fremder Einflüsse feststellen zu können.

In drei großen Kreisen wird die theologische Konzeption
der Weisheit Salomos umschrieben: I. der Gottesbegriff (Wesen
Gottes, Gottesnamen und -bezeichnungen, Eigenschaften Gottes),
S. 22—75; II. Gott und die Menschen (Bundesvorstellung, Gottes
Königreich auf Erden, die Weisheit, Messianisches und Eschatolo-
gisches u.a.), S. 75-123 und III. Gott und die Welt (Schöpfungsbegriff
, Offenbarung in der Schöpfung, Wunder u.a.), S.-123—159.
Auf 3 Seiten stellt Ziener das Ergebnis heraus (S. 159—161).
nachdem er 6chon jeden der drei Teile mit einer Zusammenfassung
beschlossen hat, und fügt einige Register an.

Im ersten Teil („Gottesbegriff") werden zwei Paragraphen an
den Anfang gestellt, in denen „Gott erkennen" und „das Dasein
Gottes" im Weisheitsbuch behandelt werden. Es wäre zu wünschen
gewesen, daß auch der zweite Teil („Gott und die Menschen
") eine derartige Vorklärung erfahren hätte in einem Paragraphen
über die Anthropologie des Weisheitsbuches. Diesen
wichtigen Fragenkomplex hätte sich der Verfasser eigentlich nicht
entgehen lassen dürfen, wenn er auch nur eine Auswahl aus den
theologischen Begriffen des Weisheitsbuches behandeln will
(S. 21). Wahrscheinlich wäre er dann auch zu einem differenzierteren
Ergebnis gekommen, als er es jetzt vorlegt.

Im ganzen ist das Thema gründlich bearbeitet und dazu eine
Fülle an Literatur herangezogen worden, wenn auch hier und da
eine wichtige Arbeit fehlt (z. B. zur Erörterung von "icn
H. J. Stoebe, Vet. Test. Vol. II, 1952, S. 244-254 und zum Erkennen
Gottes W. Zimmeriis bedeutsame Studie über „Erkenntnis
Gottes nachdem Buch Ezechiel", 1954).

Das Ergebnis der Arbeit bestätigt im wesentlichen die Ergebnisse
vorangegangener Forschungen, stellt sie aber — das ist
ein Vorzug der Arbeit — auf eine etwas breitere Basis. Auch nach
Zieners Ansicht will der Verfas6eT des Weisheitsbuches durch
reichliche Verwendung der früheren alttestamentlichen Schriften
zeigen, „daß er sich mit seinen neuen Gedanken (Universalismus,
Individualismus und Ien6eit6glaube) ganz auf dem Boden der alttestamentlichen
Überlieferung befindet" (S. 160); er hat die
Uberlieferung aber „tiefgehend umgestaltet", wie auch unter anderem
die Übernahme griechischer Vorstellungen erweist (S. 161).
So stellt er „die Begriffe der griechischen Philosophie in den
Dienst der Offenbarung" (ebd.), um - die Formulierung scheint
mir anfechtbar! - „mit Hilfe der Philosophie zu einem vertieften
Verständnis der Glaubenslehren zu gelangen" (ebd.).

Eine Reihe von Einzelaussagen müssen noch in ein kritisches
Licht gerückt werden: Die Umformung der alttestamentlichen
Messiaserwartung in der Sap. Sal, das heißt die Ausstattung der
"Weisheit" mit messiani6chen Prädikaten (S. 113 ff.), scheint mir
mcht in dem Maße erwiesen, wie es Ziener behauptet. Die
t'arallelisierung von Ps. 8 8 mit Sap. 2, 12 ff. (S. 8 5 ff.) ist inter-
f*S jnt' daraus gezogene Folgerung aber nicht überzeugend
" den Aussagen über die Schöpfung (S. 81 ff.) sehe ich ebensowenig
etwas vom „Bundesgedanken" im Weisheitsbuch wie in
aenen über die „Gottesfreundschaft"; hier hätte im übrigen

Hi. 16,21 nicht fehlen dürfen — Gott als Freund des Menschen
—, wenn auch LXX für hier nicht qiXog, sondern

nlrjniov setzt. Die Ausführungen über die natürliche Offenbarung
als Weg zu Gott erwecken zum mindesten für den evangelischen
Leser einige Bedenken (vergleiche die Formulierungen
S. 132).

Im ganzen bringt also Zieners Arbeit keine unerwarteten
und aufregenden Neuigkeiten; im einzelnen ist zut Auslegung
des Weisheitsbuches mancherlei beigetragen worden, und dies
macht letztlich den Wert dieser Arbeit aus.

Bethel Johannes Fichtner

Auer, Wilhelm: Der Friede im Buche Isaias.
Bibel und Kirche 12, 1957 S. 35—43.

— Das Geheimnis der Essener von Qumrän.
Bibel und Kirche 12, 1957 S. 80—83.

— Wir und Qumrän.

Bibel und Kirche 13, 1958 S. 19.
Eichrodt. Walter: Zum Problem des Menschensohnes.

Evangelische Theologie 19, 1959 S. 1—3.
E i s i n g, Hermann: Balaams Eselin.

Bibel und Kirche 13, 1958 S. 45-47.
Günther, Johannes: Die Psalmen als Schule des Gebetes.

Bibel und Kirche 13, 1958 S. 7-11.
Nötscher, F.: Die Handschriften aus der Gegend am Toten Meer.

Theologische Revue 53, 1957 Sp. 49—58.
Ohlmeyer, Albert: Der Erlösergott im brennenden Dornbusch.

Bibel und Kirche 12, 1957 S. 98—111.
Wildberger, Hans: Auf dem Wege zu einer biblischen Theologie.

Erwägungen zur Hermeneutik des Alten Testamentes.

Evangelische Theologie 19, 1959 S. 70-90.
Z i m m e r 1 i, Walther: Die Frage des Reichen nach dem ewigen Leben.

Evangelische Theologie 19, 1959 S. 90—97.

NEUES TESTAMENT

9r«ndmann, Walter: Die Geschichte Jesu Christi. Berlin: Evang.
Verlagsanstalt [1957]. 421 S. gr. 8°. Lw. DM 18.-.

Noch vor drei Jahren galt die Frage nach dem „historischen
Jesus" weithin als ein wissenschaftsgeschichtlicher Anachronismus.
Seit den beiden Jesusbüchern von Bultmann (1926) und Dibe-
lius (1939) hatte die protestantische Jesusforschung in Deutschland
keine nennenswerte Jesusdarstellung mehr vorgelegt. Viele
betrachteten die Jesusforschung als ein antiquarisches hobby ohne
theologische „Relevanz", ein hobby, das zwar in der katholischen
und angelsächsischen Forschung noch eine gewisse Rolle spiele,
in> protestantischen Deutschland aber nur noch von den allerletzten
Nachzüglern des unseligen neunzehnten Jahrhunderts gepflegt
werde. Es bleibt das historische Verdienst Fritz Kerns,
daß er schon 1946 in seine zehnbändige Historia Mundi eine Geschichte
Je6u eingeplant hat, die von allen sogenannten Legitimitätsfragen
theologischer Art grundsätzlich unabhängig 6ein und
'm übrigen so viel Raum haben sollte, wie wohl noch nie eine
Jesusdarstellung im Rahmen eines internationalen Geschichtswerkes
eingenommen hat. Im Frühjahr 1956 ist der Band IV mit
einem Jesuskapitel von 61 Seiten erschienen. Kern hat das Erscheinen
dieses Bandes leider nicht mehr erlebt. Aber die Renaissance
der Jesusforschung, die er 1946 vorausahnte und forderte,
hat begonnen. In den letzten zwei Jahren sind auf dem Arbeitsfelde
der deutschen protestantischen Forschung die Jesusdarstellungen
hervorgescho6sen wie die Weizenhalme von Markus 4,28.
Im Dezember 1956 erschien Günther Bornkamms Taschenbuch
.Jesus von Nazareth", im Februar 1957 mein Taschenbuch „Jesus,
Gestalt und Geschichte", im Herbst 1957 „Die Geschichte Jesu
Christi" von Walter Grundmann, im November 1958 „Da6 Leben
Jesu der Heilsgeschichte" von Ernst Barnikol (567 Seiten). Aber
auch Herbert Brauns Doppelband über den Spätjüdisch-häretischen
und frühchristlichen Radikalismus und mein Taschenbuch
über Jerusalem und Rom im Zeitalter Jesu Christi (beide Sommer
1957) gehören in diesen Problemkreis. Andere Monographien
zum Thema Jesus sind in Vorbereitung - ganz zu'
gen von den Diskussionsbeiträgen über Recht, Sinn und Möglich-