Buch des Monats: April 2013

Bünker, Michael, u. Martin Friedrich [Hrsg.]

Die Kirche Jesu Christi / The Church of Jesus Christ. Der reformatorische Beitrag zum ökumenischen Dialog über die kirchliche Einheit / The Contribution of the Reformation towards Ecumenical Dialogue on Church Unity.

Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2012. 152 S. = Leuenberger Texte, 1. Kart. EUR 16,00. ISBN 978-3-374-03088-0.

1994 wurde auf der vierten Vollversammlung der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa in Wien von den Delegierten ein Text verabschiedet, der seither Ökumene-Geschichte schreibt. Es handelt sich um die Studie Die Kirche Jesu Christi, deren Anliegen es ist, einen reformatorischen Beitrag zum ökumenischen Dialog über die Einheit zu leisten (so der Untertitel). Nachdem sie 1995 als erster Band der Leuenberger Texte erschien, wurde noch im gleichen Jahr eine zweite Auflage nötig. Eine dritte Auflage erfolgte 2001. Die Studie erzielte weit über die Grenzen der GEKE hinaus internationale Aufmerksamkeit in der Ökumene. Allerdings wurde dabei auch deutlich, dass die englische Übersetzung, die unter sehr großem Zeitdruck hatte angefertigt werden müssen, von einer Reihe stilistischer Schwächen abgesehen »an manchen Stellen durchaus irreführend« (14) war. Für die ökumenische Rezeption der Studie ist es darum außerordentlich wichtig, dass der Generalsekretär der GEKE Michael Bünker und ihr Studiensekretär Martin Friedrich nun eine revidierte Auflage besorgt haben, für die die englische Übersetzung grundlegend überarbeitet und korrigiert wurde.
Das Ökumeneverständnis, welches die Studie in den ökumenischen Dialog einbringt, wird im ersten Kapitel in einer ekklesiologischen Reflexion auf das »Wesen der Kirche als Gemeinschaft der Heiligen« fundiert. Entscheidend ist hier die Unterscheidung von Grund, Gestalt und Bestimmung der Kirche. Sie gibt zu verstehen, warum Unterschiede in Bezug auf den Bekenntnisstand und die kirchlichen Strukturen Kirchen nicht hindern sollten, Kirchengemeinschaft zu erklären, wofern Übereinstimmung im Verständnis des Evangeliums und in der stiftungsgemäßen Feier der Sakramente herrscht. Das zweite Kapitel widmet sich dem Auftrag der Kirchen in der pluralistischen Gesellschaft der Gegenwart. Hier geht es um die Verantwortung für die Zukunft der Kirche, wie das Umschlagbild sehr schön unterstreicht, indem es Kinder in der ersten Reihe einer Kirchenbank zeigt. Die ökumenischen Implikationen werden schließlich im dritten Kapitel über die »Einheit der Kirche und die Einigung der Kirchen« entfaltet. Der Grundgedanke lautet: »Wo immer eine Kirche oder kirchliche Gemeinschaft die Kennzeichen der wahren Kirche aufweist, ist sie als Teil der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche anzuerkennen.« (76) Die durchaus differenzierte ekklesiologische Begründung wird mit Hilfe der neuen Übersetzung außerhalb des deutschen Sprachraums nun besser diskutiert werden können. Darum sei die Neuauflage dieses wichtigen Textes als Buch des Monats empfohlen.

Friederike Nüssel (Heidelberg)

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