Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Juni/2007

Spalte:

722 f

Kategorie:

Kirchenrecht

Autor/Hrsg.:

Winzeler, Christoph

Titel/Untertitel:

Einführung in das Religionsverfassungsrecht der Schweiz.

Verlag:

Zürich-Basel-Genf: Schulthess Juris­tische Medien 2005. XXVII, 174 S. 8° = Freiburger Veröffentlichungen zum Religionsrecht, 16. Kart. EUR 33,00. ISBN 3-7255-4993-1.

Rezensent:

Cla Famos

Das Werk versteht sich als Hilfsmittel für Studium und Praxis und wird diesem Anspruch auch gerecht. Prägnant und präzis führt es den Leser zu den wichtigsten Topoi des staatlichen Religionsverfassungsrechts der Schweiz. Ein zweiter Teil über das interne Recht ausgewählter Religionsgemeinschaften (von René Pahud de Mortanges) ist in Planung.
Der Band enthält neben einem Überblick zu den wichtigsten Quellen- und Literaturangaben ein nützliches Begriffs-, Orts- und Namensregister. Die ausführlichen Zitate und Quellenangaben im Text machen das Buch sehr anschaulich.
Der Vf. wählt einen Aufbau, der vom Grundrecht der Religionsfreiheit ausgeht. Nach einem einleitenden ersten Teil, der das Re­ligionsverfassungsrecht schlaglichtartig in seinen historischen und gesellschaftlichen Kontext stellt (wobei insbesondere auf den mittelbaren Einfluss der religiösen Pluralisierung auf die Rechtsentwicklung hingewiesen wird), widmet sich der zweite Teil der Religionsfreiheit. Der Vf. zeigt die Entwicklung von den Ursprüngen im 18. Jh. bis zur neuen Bundesverfassung von 1999 auf. Die wichtigsten rechtsdogmatischen Themen wie positiver und negativer Teilgehalt, Kerngehalt und die Schrankenfrage werden präzise und verständlich behandelt.
Der dritte Teil befasst sich mit der Beziehung zwischen den Religionsgemeinschaften und dem Staat, dem Religionsverfassungsrecht im engeren Sinne. Große Bedeutung kommt hier der öffentlichrechtlichen Anerkennung zu – also dem System der Verleihung von Körperschaftsrechten an die Religionsgemeinschaften. Der Vf. unterscheidet zwischen Subordinations- und Koordinationsmodellen, wobei das Schweizerische Recht dem ersten, das Deutsche dagegen dem letzteren zuzuordnen ist. Die Trennung von Kirche und Staat gilt dem Vf. dagegen – weil nicht konsequent durchführbar – lediglich als ein Programm und nicht als Rechts­prinzip. Angesichts der Bedeutung des Trennungsregimes weltweit (z. B. in den USA und in Frankreich) und in der Schweiz (in den Kantonen Neuenburg und Genf) kann man hier durchaus geteilter Meinung sein.
Der letzte Teil widmet sich verschiedenen Feldern der Kooperation von Staat und Religionsgemeinschaften. Exemplarisch be­leuchtet werden u. a. der Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, die Theologischen Fakultäten und die Anstaltsseelsorge.
Das Buch verschafft einen aktuellen Einblick in die Entwick­lung vom Staatskirchenrecht vergangener Jahrzehnte zu einem modernen Religionsverfassungsrecht.