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Ausgabe:

Juni/2007

Spalte:

704 f

Kategorie:

Systematische Theologie: Ethik

Autor/Hrsg.:

Strahm, Doris, u. Manuela Kalsky [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Damit es anders wird zwischen uns. Interreligiöser Dialog aus der Sicht von Frauen.

Verlag:

Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag 2006. 159 S. 8°. Kart. EUR 16,80. ISBN 3-7867-2604-3.

Rezensent:

Gerdi Nützel

Die beiden Herausgeberinnen gehen zusammen mit sieben weiteren Autorinnen unterschiedlichen wissenschaftlichen und religiösen Hintergrunds auf zwei zentrale Fragen ein: Wie gestalten wir ein friedvolleres und gerechteres Zusammenleben in unseren multikulturellen und multireligiösen Gesellschaften? Was sind Grundfragen von Frauen in Bezug auf interreligiöse und interkulturelle Begegnung und gegenseitiges Verstehen?
In einem ersten Hauptteil geben zwei Beiträge aus einem langjährigen Begegnungsprojekt muslimischer und christlicher Frauen sowie aus dem Berliner Sarah-Hagar-Projekt von religiös und politisch engagierten Frauen erste Antworten auf die Frage nach den Auswirkungen von Rahmenbedingungen, Dialogregeln und Themen für das Gelingen interreligiöser Begegnungen von Frauen. Der zweite Hauptteil beschreibt die religiöse Identitätsfindung von Frauen in pluralistischen Gesellschaften jeweils aus der Perspektive einer jü­ dischen, muslimischen und christlichen Frau, die im Laufe ihres Lebens vor der Herausforderung stand, ihre Identität unter den Bedingungen von Migration in einem fremden Kontext neu zu konstituieren. Dabei werden Widersprüche zwischen Tradition und Moderne innerhalb der religiösen Gemeinschaften, die Herausforderung zur Bildung einer pluralen, sich transformierenden Identitätsbildung für die einzelnen Personen selbst und die spezifischen Probleme von religiösen Minderheiten deutlich. Ein dritter Hauptteil befasst sich mit dem Verhältnis von Migrantinnen zu Religion und Gesellschaft. So macht eine Untersuchung zur Religiosität von Mi­grantinnen der zweiten Generation in Deutschland auf die ambivalente Rolle vor allem der muslimischen Väter aufmerksam und auf das Engagement für eine selbständige religiöse Identitätsbildung bei vielen jungen Musliminnen. Um diesen Prozess und unter Um­stän den zunächst auch irritierende Äußerungsformen angemessen wahrnehmen zu können, wie z. B die Kopfbedeckungsfrage, ist ein wechselseitiges Nachfragen sowie eine kritische Auseinandersetzung mit den jeweiligen Selbst- und Fremdbildern sowohl im Blick auf das Geschlechterverhältnis als auch im Blick auf kolonialistische Denkstrukturen nötig. Wie aus all diesen Überlegungen Perspektiven für ein gemeinsames Handeln z. B. im Blick auf mehr Gerechtigkeit zwischen Armen und Reichen gewonnen werden können, zeigt das Gespräch von Frauen unterschiedlicher religiöser Traditionen am Ende des Buches. Eine wichtige Voraussetzung ist eine deutlichere Integration von Angehörigen der Minderheitenreligionen als ethisch und politisch handelnde Subjekte in die öffentlichen Diskussions- und Entscheidungsprozesse.
Insgesamt liegt ein spannendes Buch vor, das die Erfahrungen aus verschiedenen Formen und Ebenen des interreligiösen Dialogs von Frauen in einer Weise darstellt, die zum eigenen interreligiösen Engagement ermutigt: »Damit es anders wird zwischen uns«.