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Ausgabe:

Juni/2007

Spalte:

631 f

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Dozeman, Thomas B., and Konrad Schmid [Eds.]

Titel/Untertitel:

A Farewell to the Yahwist? The Composition of the Pentateuch in Recent European Interpretation.

Verlag:

Atlanta: Society of Biblical Literature 2006. VIII, 197 S. 8° = Society of Biblical Literatur. Symposium Series, 34. Kart. US$ 24,95. ISBN 978-1-58983-163-6.

Rezensent:

Henning Graf Reventlow

Die Vorträge dieses Bandes sind das Ergebnis einer Spezialsitzung des Pentateuch Seminars der Society of Biblical Literature während deren Annual Meeting 2004 in San Antonio, TX (vgl. Dozeman/ Schmid, Introduction [1–7], 7). Er hat einen Vorläufer in J. C. Gertz, K. Schmid, M. Witte, Hrsg., Abschied vom Jahwisten (BZAW 315), Berlin 2002, und bezweckt, amerikanischen Wissenschaftlern eine kritische Diskussion der gegenwärtigen Tendenzen europäischer Pentateuchforschung zu vermitteln (2). Genauer geht es um das Verhältnis der Patriarchentraditionen zu den Exodustraditionen, die sich am Übergang von Gen zu Ex begegnen, speziell um den sog. Jahwisten (J).
Von der Sicht der »Pentateuchquelle« J bei G. von Rad, der sie als das Produkt eines in der salomonischen Periode wirkenden heilsgeschichtlichen Theologen ansah, ist die gegenwärtige Forschung allerdings weit entfernt. Dazwischen liegt die Spätdatierung, hier durch J. van Seters vertreten, der an einer Persönlichkeit, dem Historiker J, als Verfasser festhält (143–157). T. C. Römer bringt anfangs (9–27) einen Überblick über die einschlägige Forschungsgeschichte mit dem Umbruch von der Quellenscheidung zur Theorie der Traditionsblöcke (R. Rendtorff, Das überlieferungsgeschichtliche Problem des Pentateuch [BZAW 147], 1977; E. Blum, A. de Pury, T. Römer). Konrad Schmid (29–50) hat den Themenartikel des Bandes verfasst. Nach Schmid sind die beiden heilsgeschichtlichen Traditionen Israels ursprünglich voneinander völlig ge­trennte Überlieferungen und auch inhaltlich total voneinander unterschieden: die Patriarchenüberlieferungen der Genesis, die von einem Wohnen der Patriarchen in Kanaan in friedlichem Umgang mit den Landbewohnern handeln, und die Exodusberichte, die von einem kriegerischen Eindringen in das Land mit einer kriegerischen Ausrottung erzählen. Nach Schmid hat erst die Pries­terschrift (P) spät eine literarische Verbindung zwischen diesen Traditionen geschaffen. P rechnet mit einem Aufenthalt der Israeliten in Ägypten von 430 Jahren (Ex 12,40–41); Ex 1,8; 2,1 mit einer unmittelbaren Generationenfolge auf Joseph. Die verbindenden Texte Gen 15,3–15 und Ex 4,19 sind nachpriesterlich. Konsequenz: Israel steht in Kontinuität zu den Landesbewohnern; Diskontinuität ist eine postexilische Theorie. Der heilsgeschichtliche Ansatz für eine biblische Theologie ist aufzugeben.
A. de Pury (51–72) wiederholt seine frühere These (VT.S 43, 1991, 78–96), dass die Jakoberzählung in Gen 25–35 die Gründungslegende des (nordisraelitischen) Israel gewesen sei. J. C. Gertz (73–87) greift ebenfalls auf frühere Thesen (Tradition und Redaktion in der Exoduserzählung [FRLANT 186], 1999) zurück. Die erste Verbindung zwischen den Patriarchenerzählungen und dem Exodusbericht wurde danach von P geschaffen. Die vorpriesterliche Josephsgeschichte endete mit der Versöhnung zwischen den Söhnen Josephs am Grab ihres Vater in Gen 50,1–5a, 5b*, 6–7a, 8a, 9–11, 15–21.
E. Blum (89–106) betrachtet die Berufungsgeschichte Moses in Ex 3,1–4,18 (mit anderen) als einen nachpriesterlichen Zusatz. Ein Rückbezug auf die Patriarchenerzählungen fehlt dort. – Einen durchlaufenden Erzählstrang findet er über die Prolepsis in Gen 35,1–7 von der Erwähnung der Knochen Josephs in Gen 50,25–26 über Ex 13,19 zu Jos 24,28–30 und der redaktionellen Umformung in Ri 2,6–10. Das Stratum in Jos 24, das eine Art »Hexateuch« zu formen beabsichtigte, wurde nach Abschluss des priesterlichen Pen­tateuchs eingefügt, der Urgeschichte, Patriarchengeschichte und Exoduserzählung verbunden hatte.
T. B. Dozeman (107–129) vertritt eine gegensätzliche These: Danach ist der Auftrag an Mose in der Wildnis eine vorpriesterliche Komposition (128), und die vorpriesterliche Geschichte enthielt eine Version von Gen und Ex. Der priesterliche Berufungsauftrag in Ex 6–7 ist von dem vorpriesterlichen in Ex 3–4 abhängig.
Von den drei Antworten im zweiten Teil des Bandes sind wir auf van Seters bereits eingegangen. C. Levin (131–141) unterstützt G. von Rads These, dass der Jahwist eine Person war, allerdings kein Theologe, sondern ein Historiker, und datiert ihn nachexilisch. Er widerspricht der Theorie im ersten Teil des Bandes, findet stattdessen Verbindungslinien zwischen Gen und Ex, die von diesem nachexilischen Jahwisten stammten.
In einem abschließenden Beitrag (159–180) fasst D. Carr die Ergebnisse der Diskussion noch einmal zusammen.
For English speaking readers, especially in the USA, this book provides a good introduction to recent developments in redactional criticism of the Pentateuch in continental Europe, especially in Germany and Switzerland.