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Ausgabe:

Dezember/2019

Spalte:

1256–1257

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Luz, Ulrich

Titel/Untertitel:

Theologische Aufsätze.

Verlag:

Tübingen: Mohr Siebeck 2018. XI, 516 S. = Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament, 414. Lw. EUR 159,00. ISBN 978-3-16-156523-6.

Rezensent:

K.-W. N.

Der zweite Aufsatzband von Ulrich Luz (vgl. zum ersten ThLZ 142 [2017], 629 f.) enthält 26 Beiträge, darunter einige wenige Erstveröffentlichungen und Neubearbeitungen. Erarbeitet wurden die Texte zwischen 1974 und 2017, zum größten Teil allerdings nach dem Jahr 2000. Eingeteilt sind sie in folgende Rubriken: I. Studien zur neutestamentlichen Theologie, II. Studien zur Ekklesiologie, III. Studien zur Hermeneutik, IV. Studien zur spätantiken Religionsgeschichte, V. Biographische und autobiographische Studien. Jede Rubrik wird eingeleitet durch kurze kommentierende Bemerkungen L.s (jeweils ca. drei bis sechs Seiten), in denen er seine früher vertretenen Auffassungen zum Teil gravierend hinterfragt (besonders beim ersten Aufsatz zur theologia crucis bei Paulus und Markus).
Im Zentrum des Bandes stehen sieben zum Teil grundsätzlich angelegte Aufsätze zu Fragen der Hermeneutik, die in die »Theologische Hermeneutik des Neuen Testaments« (Gütersloh 2014, vgl. die Rezension von C. Landmesser in ThLZ 140 [2015], 803 f.) eingemündet sind, darunter seine Berner Antrittsvorlesung von 1981 und die »presidential address« zum Kongress der SNTS in Birmingham von 1997; beide Aufsätze fanden seither große Aufmerksamkeit in der internationalen Diskussion.
Aus der letzten Rubrik besonders hervorzuheben ist der autobiographische, bisher unveröffentlichte Beitrag »Ost-Gänge« (481–500), in dem L. persönliche Erinnerungen mit weitreichenden Reflexionen verknüpft. Der erste Teil handelt von seinen Kontakten zu ostdeutschen Theologischen Fakultäten zu DDR-Zeiten, der zweite von den wesentlich auf ihn selbst zurückgehenden Initiativen der Osteuropa-Kommission der SNTS seit 1995. Beide Teile sind nicht nur zeitgeschichtliche Zeugnisse besonderer Güte, sondern weiten zugleich den Horizont akademischer Bibelwissenschaft für ihre politischen Kontexte. Dass damit zugleich auch die kirchlichen und theologischen Zusammenhänge exegetischer Arbeit be­rührt sind, belegen im Grunde alle Beiträge des Aufsatzbandes und geben damit Zeugnis vom Lebenswerk eines unvergleichlichen Neutestamentlers unserer Zeit.
Am 13. Oktober 2019 ist Ulrich Luz im Alter von 81 Jahren in seinem Wohnort Laupen bei Bern verstorben.