Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

September/2016

Spalte:

922–923

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Ralph von Battle

Titel/Untertitel:

Dialoge zur philosophischen Theologie. Lateinisch – Deutsch. Hrsg., übers. u. eingel. v. B. Goebel, S. Niskanen u. S. Sønnesyn.

Verlag:

Freiburg u. a.: Verlag Herder 2015. 496 S. = Herders Bibliothek der Philosophie des Mittelalters. 2. Reihe, 37. Geb. EUR 54,00. ISBN 978-3-451-34041-3.

Rezensent:

Gert Haendler

Ralph von Battle wurde 1040 in der Normandie geboren. Er besuchte eine Klosterschule, vermutlich die in Le Bec unter den Äbten Lanfrank und Anselm. Nach der Eroberung Englands 1066 wurde Lanfrank 1070 Erzbischof von Canterbury und Ralph folgte ihm als sein Kaplan. 1096 wurde Ralph als Prior eines Klosters eingesetzt und 1107 zum Abt der Abtei Battle gewählt. Er setzte sich für die Besitzungen seines Klosters ein und lebte die mönchischen Tugenden mit Hingabe vor, er starb abgemagert 1124. »Ralphs Wirken ist ein Beispiel dafür, wie die Reformer von Le Bec nach der normannischen Machtübernahme die englische Kirchengeschichte prägten« (16). Seine Schriften sollen in der Zeit vor 1107 entstanden sein. Das Verzeichnis nennt 14 Titel, die man ihm heute zuschreibt, nachdem bei einigen Arbeiten die Verfasserschaft umstritten war. Ralphs Schriften befinden sich in einem Oxforder Manuskript, das noch in das 1. Drittel des 12. Jh.s gehört. In London gibt es einen zweiten Textzeugen aus derselben Zeit. Beiden Texten soll ein Autograph Ralphs zugrunde liegen. Bisher liegen erst drei Arbeiten von Ralph in anderen Zusammenhängen vor: In den Studia Anselmiana 37, Rom 1937, den Studia monastica 11, Barcelona 1969, sowie zuletzt in dem von J.-F. Cottier vorgelegten Band Orationes et Meditationes, Tournhout 2001. Der jetzt erschienene Band erhebt erstmals Ralph von Battle und seine Schriften zu einem Buchthema.
Goebels Einleitung nennt bisherige Arbeiten und bietet den jetzigen Stand der Forschung, die 2009 auf einer Tagung in Canterbury über Saint Anselm and his legacy einen Höhepunkt gefunden hat. Es geht immer wieder um die Frage, welche Einflüsse auf Ralph gewirkt haben. Auf jeden Fall hat er viel von Augustin übernommen. Immer wieder zitiert er Stellen aus De Civitate Dei, den Enarrationes in Psalmos, aus De Trinitate oder den Sermones. Im Rahmen der direkten Ausbildung haben sicher Lanfrank und Anselm auf ihn gewirkt. Goebel formuliert: »Ralphs Lehrer Lanfrank, dessen Werk ganz im Zeichen der Autoritäten stand, hatte überhaupt keine philosophische Theologie entwickelt (ihre Möglichkeit aber auch nicht bestritten), während sein anderer mutmaßlicher Lehrer Anselm tendenziell die gesamte Theologie als eine philosophische entworfen hatte, die ohne den Autoritätsbeweis auskommt. Insofern ließe sich sagen, dass Ralphs theologische Methode eine Mittelstellung zwischen den Positionen seiner beiden Lehrer einnimmt. Sie stellt eine Alternative dar, deren große Zeit in der mittelalterlichen Theologie noch kommen sollte.« (66) In der Schrift »De inquirente et respondente« (80–241) legt ein neu zum Glauben gekommener Christ einem anderen Christen Zweifel an Einzelheiten des Glaubens vor. Der Dialog De nesciente et sciente (242–491) dokumentiert Fragen eines materialistischen Atheisten – »im lateinischen Mittelalter ein Novum« (28). Die Einleitung vermittelt ein Bild, das den Zugang zu den Texten eröffnet. Zwischen die Kapitel der Übersetzung wurden Zwischenüberschriften gesetzt, unter den lateinischen Texten stehen Anmerkungen, überwiegend Bibelstellen, deren Ziffern man in der Übersetzung findet.
Für Hilfe bei der Herstellung des Bandes wird der Theologischen Fakultät Fulda und ihrem Förderkreis gedankt sowie mehreren internationalen Institutionen: dem Jesus College Oxford, der Akademie von Finnland und dem Institut für Geschichte der Universität Helsinki, der Universität Kopenhagen sowie dem Institut für Mittelalterstudien der Universität Bergen. Die Herausgeber von Herders Bibliothek der Philosophie des Mittelalters, Matthias Lutz-Bachmann, Alexander Fidora und Andreas Niederberger, die diese Reihe 2005 projektiert hatten, nahmen den Band in diese Bibliothek auf, was sowohl Ralph von Battle als auch Herdes Unternehmen nützlich sein dürfte.