11.07.2013

Einladung zur Internationalen Tagung des Instituts für Praktische Theologie und Religionspsychologie der Evangelisch-Theologischen Fakultät Wien, 9.–12. April 2014 an der Universität Wien, und zur Parallelveranstaltung Juniorsymposion am 11. April 2014 »RELIGIÖS: empfehlenswert? praktisch?« – Call for Papers

Menschsein und Religion
Anthropologische Probleme und Perspektiven der Glaubenskultur des Christentums

Die theologische Kritik und Begleitung der religiösen Praxis einer Gesellschaft steht letztlich im Dienste des Menschseins des Menschen. Religiöse Praxis ist nur insofern eine gute Empfehlung, als sie dazu beiträgt, dass der Einzelne durch eine entsprechende Glaubenskultur als Mensch zum Vorschein kommt, dem insbesondere die Erfahrungen von Freiheit und Liebe zugänglich sind. Die Gesellschaftsdiagnosen der letzten drei Jahrzehnte erkennen, dass Menschen heute vor besonderen Herausforderungen stehen, wenn es gilt, ein eigenes Leben zu führen, das sie als Ausdruck ihrer Freiheit und des Gewährens bzw. Empfangens von Zuwendung verstehen können. Angesichts dessen ist im Blick auf die gegenwärtige Praxis des Christentums kritisch zu fragen, inwieweit sie dem Menschsein des Menschen angemessen Rechnung trägt und Menschen nicht vor die groteske Alternative stellt, gerne Mensch oder religiös zu sein.
Die Tagung »Menschsein und Religion« nimmt jene Ressourcen der Glaubenskultur des Christentums genauer in den Blick, die dem Menschen sich als Mensch zu verstehen geben, ohne von ihm zu fordern, mehr oder anderes als Mensch zu sein. Dazu gehört es, solche Praxisformen des Christentums (bestimmte Gottesdienst- und Predigtkulturen, Spiritualitätsformen usw.) zu analysieren, in denen Mensch zu sein faktisch als Vorwurf zur Sprache kommt. Als nicht minder problematisch erweisen sich jene (meist impliziten) Glaubensempfehlungen, die das Führen eines selbstbestimmten Lebens und die damit verbundenen Aneignung eines eigenen Willens diskreditieren. Entsprechende »Botschaften« zirkulieren im gesamten Zeichenensemble des Christentums (Kunst, Architektur, Gebets- und Ritualkultur, Liedgut usw.). Dabei gerät nicht selten sogar die Wahrung der Würde des Menschen ins Hintertreffen. Als verbindliches Grundprinzip ist ihr jedoch nicht nur bei der ethischen Erörterung medizinischer, pädagogischer oder politischer Vorhaben Aufmerksamkeit zu schenken, sondern auch bei der Gestaltung und Begründung religiöser Praxis.
Das Thema der Tagung lässt eine Vertiefung des Dialogs zwischen (Praktischer) Theologie, (Praktischer) Philosophie, Religionspsychologie und Neurobiologie wünschenswert erscheinen. Die mit dem Thema verbundene Problemanzeige ist selbst aus dem Diskurs hervorgegangen, der zwischen den genannten Disziplinen in den vergangen Jahren geführt worden ist. Es ist Zeit für eine Bilanz.

Vorläufiges Programm (Planungsstand Mai 2013)
Mittwoch, 9. April

Ab 14.00 Uhr Stehkaffee

14.30 Uhr Begrüßung / Eröffnung der Tagung (Prof. Dr. Wilfried Engemann)

15.00–16.15 Uhr Vortrag (1) und Diskussion:
Prof. Dr. Johannes Fischer, Zürich: Religiöse Praxis und Menschenbild. Anthropologische Überlegungen zum Verständnis religiöser Praxis und ihrer Ambivalenzen

Kaffeepause

16.45–18.00 Uhr Vortrag (2) und Diskussion:

Prof. Dr. Isolde Karle, Bochum: Körperlichkeit als Herausforderung für Gottesdienst und Seelsorge

18.30 Uhr Abendessen (Büfett)

Donnerstag, 10. April

9.00–10.15. Uhr Vortrag (3) und Diskussion:
Prof. Dr. Wilhelm Gräb, Berlin: »Religion, eine Angelegenheit des Menschen« (Johannes Spalding, 1798)

Kaffeepause

10.45.–12.00 Uhr Vortrag (4) mit Diskussion:
Prof. Dr. Joachim Bauer, Freiburg: Was ist der Mensch? – Anthropologische Perspektiven aus neurobiologischer Sicht

12.00–14.30 Uhr Mittagspause

15.00–17.00 Uhr Workshops (parallel laufend)
Workshop 1: Prof. Dr. Klaus-Peter Jörns, Berg/Sternberger See: [Thema in Bearbeitung]

Workshop 2: Dipl.-Theol. Annette Müller, Paderborn: »Was will ich, und wie hindere ich mich daran, dies zu erreichen?« Geschichten von Kühnheit und Selbstsabotage
Workshop 3: Dr. Andreas Mussenbrock, Münster: Die Frage nach dem Sinn von Sein neu stellen – Möglichkeiten und Grenzen einer daseinsanalytischen Fragestellung

Kaffeepause

17.15–18.00 Uhr Präsentationen im Plenum

Abendessen (individuell)

20.00 Uhr Theater- oder Konzertbesuch oder etwas Entsprechendes

Freitag, 11. April
9.00–10.15 Uhr Vortrag (5) und Diskussion:
Dr. med. Dr. phil. Dr. phil. h.c. Ronald Grossarth-Maticek, Heidelberg: Gottesbeziehung, Gesundheit und Innovation – Ergebnisse aus prospektiven Interventionsstudien

Kaffeepause

10.45–12.00 Uhr Vortrag (6) und Diskussion:
Prof. Dr. Bent-Flemming Nielsen, Kopenhagen: Körpervergesslichkeit? – eine Frage an protestantisches Religionsverstehen

12.00–14.30 Uhr Mittagspause

14.30–15.45 Uhr Vortrag (7) und Diskussion:
Dr. Gunnar Kristjánsson, Island: Die religiöse Bedeutung der Natur in der lutherischen Glaubenskultur in Island

Kaffeepause

Statements zu anthropologischen Herausforderungen religiöser / kirchlicher Praxis
16.00–16.20 Uhr Statement (I): Bischof Dr. Michael Bünker
16.20–16.40 Uhr Statement (II): Mag.a Christa Schauf
16.45–17.30 Uhr Diskussion über beide Statements

19.00 Uhr Empfang im Rathaus der Stadt Wien

Samstag, 12. April
9.00–10.15 Uhr Vortrag (8) und Diskussion:
Prof. Dr. Wilfried Engemann, Wien: Als Mensch zum Vorschein kommen. Anthropologische Implikationen religiöser Praxis

Kaffeepause

10.45–11.30 Uhr Gründung einer Internationalen interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft Anthropologie und Religion (IAAR)
11.30 Uhr Verabschiedung / Schluss des Kongresses

Referentinnen und Referenten
Univ.-Prof. Dr. med. Joachim Bauer, Facharzt für Innere Medizin, Psychiatrie und Psychosomatische Medizin, Abteilung Psychosomatische Medizin am Uniklinikum Freiburg i. Br. (Deutschland)
Hon.-Prof. Dr. Michael Bünker, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich
Univ.-Prof. Dr. Wilfried Engemann, Professor für Praktische Theologie am Institut für Praktische Theologie und Religionspsychologie der Ev.-Theol. Fakultät der Universität Wien (Österreich)
Prof. Dr. Johannes Fischer, ehemals Professor für Theologische Ethik und Leiter des Instituts für Sozialethik der Theologischen Fakultät der Universität Zürich (Schweiz)
Prof. Dr. Wilhelm Gräb, Professor für Praktische Theologie an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin (Deutschland) und Honorarprofessor an der Universität Stellenbosch, Südafrika
Dr. med. Dr. phil. Dr. h.c. Ronald Grossarth-Maticek, Professor und Direktor für postgraduierte Studien am ECPD (eine zwischenstaatliche Einrichtung für Bildung und Forschung in Belgrad [Serbien])
Prof. Dr. Isolde Karle, Professorin für Praktische Theologie am Lehrstuhl für Praktische Theologie (Homiletik, Liturgik, Poimenik) der Ev.-Theol. Fakultät der Ruhr-Universität Bochum (Deutschland)
Dr. Theol. Gunnar Kristjánsson, Propst in der Lutherischen Volkskirche in Island
Dipl.-Theol. Annette Müller, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kompetenzzentrum Schreiben der Universität Paderborn (Deutschland)
Dr. Andreas Mussenbrock, Philosoph, Philosophische Praxis Hentopan (Deutschland)
Prof. Dr. Bent Flemming Nielsen, Professor für Dogmatik, Sektion für Systematische Theologie der Theologischen Fakultät der Universität Kopenhagen (Dänemark)
Mag.a Christa Schrauf, Rektorin des Evangelischen Diakoniewerkes Gallneukirchen (Österreich)

Parallelveranstaltung Juniorsymposion am 11. April 2014 »RELIGIÖS: empfehlenswert? praktisch?«
Am Freitag, 11. April 2014, findet parallel zur internationalen Tagung »Menschsein und Religion« ein Juniorsymposion zum Thema »RELIGIÖS: empfehlenswert? praktisch?« statt. Das Symposion ist speziell auf die Bedürfnisse von JungwissenschaftlerInnen, DoktorandInnen und Studierenden zugeschnitten und steht in organischer Verbindung zur Haupttagung. Geplant sind fünf vorwiegend theologische Impulsvorträge mit anschließender Diskussion.
Das Ziel dieses Symposions ist der Austausch über aktuelle Forschungs- und Dissertationsprojekte im kleineren Rahmen sowie die Vernetzung und Förderung von NachwuchswissenschaftlerInnen aus dem In- und Ausland.

Anmeldung/Kosten
Die Teilnahme am Juniorsymposion ist kostenlos. Die TeilnehmerInnen sind im Anschluss an das Juniorsymposion zum offiziellen Empfang im Rathaus auf Kosten des Veranstalters eingeladen. Den Vortragenden wird ein Reisekosten- & Nächtigungszuschuss von 300,00 EUR gewährt. Es besteht die Möglichkeit, den Aufenthalt in Wien auch mit Vorträgen und Workshops der Internationalen Tagung – zu den entsprechenden Tarifen – zu verbinden.
Da die Zahl der TeilnehmerInnen beschränkt ist, wird um persönliche Anmeldung bei Herrn Mag. Bernhard Kirchmeier (bernhard.kirchmeier@univie.ac.at) ersucht.

Call for Papers
Wir ermutigen DoktorandInnenen aller Disziplinen, uns einen kurzen Abstract für einen Vortrag (25 Minuten) am Juniorsymposion »RELIGIÖS: empfehlenswert? praktisch?« zukommen zu lassen. Thema und Fragestellung sind frei wählbar. Beiträge zu folgenden Themenbereichen werden jedoch bevorzugt:
– Theologische Anthropologie
– Analyse der Praxisformen des Christentums
– Beiträge zur Erneuerung der protestantischen Predigt- und Glaubenskultur
– Glaubensempfehlungen und ihre Konsequenzen
– Religion und (populäre) Medien


Senden Sie Ihren Abstract mit max. 5000 Zeichen bis zum 31.07.2013 an Herrn Mag. Bernhard Kirchmeier (bernhard.kirchmeier@univie.ac.at). Sie erhalten bis zum 15.08.2013 eine entsprechende Rückmeldung. Den Vortragenden wird ein Reisekosten- & Nächtigungszuschuss von 300,00 EUR gewährt.