05.12.2018

Einladung zur Tagung des Theologischen Forums Judentum – Christentum in Verbindung mit dem Zentrum für Religion und Gesellschaft (ZERG) an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn: »Sünde in Christentum und Judentum. Historische Perspektiven«, vom 19.–21. Februar 2019 im Arbeitnehmer-Zentrum Königswinter, Johannes-Albers-Allee 3, 53639 Königswinter

Sünde
In der Bestimmung dessen, was Sünde ist, stimmen Judentum und Christentum zunächst grundsätzlich überein: Sünde ist ein Verstoß gegen Gottes Willen.
Bei der Beschäftigung mit der anthropologischen Frage nach dem Ursprung und der Manifestation von Sünde bieten jüdische und christliche Autorinnen und Autoren aller Epochen dann aber eine Vielzahl von Antworten, die nicht notwendigerweise durch spezifische konfessionelle oder religiöse Abgrenzungen bestimmt sind.
Erhebliche Unterschiede zwischen Judentum und Christentum bestehen jedoch vor allem in der Bestimmung der religiösen Normen, deren Überschreitung Sünde ausmacht. Zudem sind Judentum und Christentum in ihrer Geschichte theologisch, rituell und gesellschaftlich mit dem Phänomen unterschiedlich umgegangen.
In dieser Hinsicht weisen die christlichen Konfessionen auch untereinander markante Differenzen auf: Sünde kann als ein Verstoß gegen Einzelnormen betrachtet werden, der durch geeignete rituelle Akte (Beichte) gesühnt werden kann, oder sie kann als ein religiöser Grunddefekt gesehen werden, dessen Behebung menschlicherseits überhaupt nicht möglich ist, sondern allein Gottes Gnade überlassen wird.
Im antiken Judentum werden ähnliche Themen entlang anderer Kategorien verhandelt. So stellte man die Frage, ob der Verstoß gegen ein bestimmtes Gebot Gottes zum Ausschluss aus dem Volk Israel führte, was schließlich verneint wurde. Außerdem diskutieren die rabbinischen Texte explizit und implizit (nämlich anhand der verschiedensten religionsgesetzlichen Regelungen), wie die in der hebräischen Bibel angesetzten Strafen und Konsequenzen für die Missachtung von Geboten und die Übertretung von Verboten in späteren Zeiten verstanden und u. U. transformiert werden können oder müssen.

Folgenden Fragen möchte die Tagung besonders nachgehen:

– Wie hat man in Judentum und Christentum »Sünden« im Einzelnen beurteilt? Wie wurden sie »gewichtet«?

– Wie hat man Sünde zu vermeiden gesucht, und wie ist man damit umgegangen, wenn sie eingetreten war?

– Wer entschied, wann »Sünde« vorlag? Bedurfte es dazu legitimierter religiöser Instanzen?

– Welche religiösen, sozialen und rechtlichen Folgen hatten die Vergehen für die »Sünder«?

– War »Sünde« etwas, das vollständig »beseitigt« oder »aufgehoben« werden konnte, oder blieb sie ein lebenslanger Makel, vielleicht sogar ein Fehltritt, der im »Jenseits« gravierende Konsequenzen hatte?

Der Tradition der Tagungen entsprechend soll zunächst der historische Zugang im Vordergrund stehen. Zum Abschluss werden dann aber die Linien auch hin zur gegenwärtigen theologischen Beurteilung und rituellen Praxis gezogen.



Tagungsprogramm

Dienstag, 19. Februar 2019

ab 15:00 Uhr:
Anmeldung

18:00 Uhr:
Abendessen

19:30 Uhr:
Eröffnung (Rainer Kampling, Berlin)

Sünde als Widerfahrnis und Aufgabe. Beobachtungen zu Gen 4 und einigen Psalmen (Johannes Schnocks, Münster)


Mittwoch, 20. Februar 2019

9:30 Uhr:
Juden, Christen und die Überschreitung der Torah (Cornelis de Vos, Münster)

10:30 Uhr:
Kaffeepause

11:00 Uhr:
Arbeitsgruppen

I. Das Thema der Sünden und Sündhaftigkeit in jüdischen und christlichen Liturgien (Clemens Leonhard, Münster)

II. Bußkonzepte im mittelalterlichen Sefer Chassidim (Susanne Talabardon, Bamberg)

III. »Menschentötung« im spätantiken und frühmittelalterlichen Christentum (Julia Winnebeck, Bonn)

12:30 Uhr:
Mittagessen

14:00 Uhr:
Apostasie als Sünde in der Alten Kirche (Christian Hornung, Bonn)

15:00 Uhr:
Kaffeepause

15:30 Uhr:
Der Konflikt zwischen lurianischer und chassidischer Bußpraxis (Ada Rapoport-Albert, London)

16:30 Uhr:
Kaffeepause

17:00 Uhr:
Sünde und Vergebung? Das Gleichnis vom verlorenen Sohn und sein Themenkreis in der spätmittelalterlichen Kunst (Harald Wolter-von dem Knesebeck, Bonn)

18:00 Uhr:
Abendessen


Donnerstag, 21. Februar 2019

9:30 Uhr:
Sünde als Thema des Konzils von Trient (Markus Thurau, Potsdam)

10:30 Uhr:
Kaffeepause

11:00 Uhr:
Sünde als Entzauberung der Welt (Michael Roth, Mainz)

im Anschluss Abschlussdiskussion mit den Referentinnen und Referenten (Moderation: Wolfram Kinzig, Bonn)

13:00 Uhr:
Mittagessen, anschließend Abreise



Die Tagung wird gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung, dem Zentrum für Religion und Gesellschaft (ZERG) und der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn.



Kontakt
Prof. Dr. Wolfgang Kinzig
Evangelisch-Theologisches Seminar
Abteilung für Kirchengeschichte
Universität Bonn
Am Hof 1
53113 Bonn
alte-kirchengeschichte.uni-bonn.de


Informationen und Anmeldung über
theologischesforum@gmail.com