12.10.2017

Die Dietrich-Bonhoeffer-Forschungsstelle für Öffentliche Theologie an der Universität Bamberg lädt ein zur Tagung: »Zwischen Diskurs und Affekt. Vergemeinschaftung und Urteilsbildung in der Perspektive öffentlicher Theologie«, Donnerstag 16.11.2017 – Samstag 18.11.2017

Eine Wahl wird zur Anti-Wahl gegen das »politische Establishment«. Populistische Parteien und Bewegungen innerhalb und außerhalb Europas erstarken. Neologismen wie »Wutbürger« und Selbstzuschreibungen wie »besorgte Bürger« sind ein Hinweis darauf, dass dabei eher ein diffuses Unbehagen im Hintergrund steht als ein klares politisches Programm. Diese und ähnliche aktuelle Entwicklungen zeigen: Überzeugungen, die politisch relevant werden, entstehen vielfach schon im Vorfeld diskursiven Argumentierens. Eine interdisziplinäre Tagung mit Fachvertretern aus evangelischer und katholischer Theologie, Philosophie, Soziologie und Politikwissenschaft folgt diesem Hinweis und fragt, wie das Zusammenspiel diskursiver und affektiver Komponenten im Kontext von Formen öffentlicher Versammlung und Vergemeinschaftung zum Entstehen und zur Vermittlung moralischer und politischer Überzeugungen beiträgt. Die affektive Dimension eines Gemeinschaftsgefühls wirkt sich dabei – so ist zu vermuten – auf ambivalente Weise aus. Als Quelle moralischer und politischer Überzeugung kann sie motivierend und handlungsleitend sein; wegen ihrer Ideologieanfälligkeit bedarf sie aber stets der Reflexion und Kanalisierung.
Das Projekt folgt der Annahme, dass in den Gründen, die zu einem bestimmten Handeln angeführt werden, unmittelbar affektiv erfahrene, soziokulturell eingebettete und sprachlich reflektierte Artikulationsformen vielfach miteinander verflochten sind. Für die christliche Theologie birgt eine solche nichtdiskursive Dimension moralischer Selbstverständigung in einer freiheitlichen Gesellschaft ein wichtiges Potential, das bisher nur wenig reflektiert wurde. So wird etwa der gesellschaftliche Einfluss der Kirche in der Öffentlichkeit nicht lediglich über offizielle Verlautbarungen wahrgenommen, sondern auch in der inszenatorischen Kraft, mit der der öffentliche Raum bespielt und gestaltet wird. Dies hat eine implizit politische Dimension. Wie werden gemeinschaftlich erzeugte Gefühle für die Entwicklung moralischen Bewusstseins prägnant? Kann die religiöse Transformation von Gefühlen die Kultivierung moralischen Bewusstseins beeinflussen? Welche Rolle spielen dabei die Bilder, die eine Gemeinschaft von sich entwirft?
Zum Mitdenken über diese Fragen laden wir herzlich ein!

Das detaillierte Programm folgt in Kürze und kann unter https://www.uni-bamberg.de/fs-oet/ abgerufen werden.

Anmeldung bitte bis 01.11.2017 an dbfoet.fs-oet@uni-bamberg.de