19.01.2017

Interdisziplinärer Workshop »Gott und die Physik. Göttliches Handeln und menschliches Erkennen in der Schöpfung«, Samstag, 4. März 2017, Institut für Hermeneutik und Religionsphilosophie, Universität Zürich

Die Physik beschreibt uns die Welt als ein von strikten Gesetzmäßigkeiten geregeltes System. Gleichzeitig spricht die jüdisch-christliche Tradition von einem Handeln Gottes in bzw. an der Welt, das solchen Gesetzmäßigkeiten nicht in jedem Fall unterworfen ist, sondern diese erst ermöglicht. Auch nimmt der Mensch gewöhnlich seine Umwelt nicht als bloße Anhäufung von physikalischen Sachverhalten wahr, sondern sieht sich von ihr in verschiedener Weise als Person angesprochen. Ziel des Workshops ist es, dieses Spannungsverhältnis zwischen naturwissenschaftlichem, theologischem und persönlichem Blick auf die Welt zu untersuchen.
Eine zentrale Rolle kommt hierbei dem Schöpfungsbegriff zu. Je nachdem, wie das Verhältnis Gottes zur geschaffenen Welt verstanden wird, könnte nämlich schon die Frage nach der Vereinbarkeit dieser verschiedenen Zugangsweisen falsch gestellt sein. Ausgehend von zwei Referaten soll ein Schöpfungsverständnis entwickelt werden, in dem Naturgesetze, göttliches Handeln und persönliches Erleben gleichermaßen ihren Platz finden.

Tagungsprogramm

09:00 Uhr: Begrüßung durch M. Wüthrich, IHR
09:15 Uhr: Astrophysik und Schöpfung: Wahrnehmung des Universums durch Wissenschaft und Teilnahme (A. Benz)

10:00 Uhr: Rückfragen & Diskussion
10:30 Uhr: Pause
11:00 Uhr: Kein »Physikalismus-plus-Gott«: Schöpfung als Grundlage für Gottes Handeln in der Welt
 (L. Jaeger)
11:45 Uhr: Rückfragen & Diskussion
12:15 Uhr: Mittagspause
14:15 Uhr: Ansätze zu einem umfassenden Schöpfungsverständnis – Diskussion, eingeleitet durch einen Kommentar zu den Vorträgen des Vormittags (M. Egg)
Spätestens 17:00 Uhr: Schluss des Workshops
***
18:00 Uhr: Abendessen im Restaurant »Karl der Grosse«

Referate
Astrophysik und Schöpfung: Wahrnehmung des Universums durch Wissenschaft und Teilnahme (Arnold Benz)
Unser Weltbild hat sich von einem statischen Kosmos zu einem dynamischen Universum gewandelt, wo immer wieder Neues entsteht. Das Neue ist nicht voraussagbar und überrascht. Die Naturwissenschaften erklären die Entwicklung im Nachhinein als kausal oder zufällig. Im eigenen Leben empfinden wir das Neue jedoch anders, zum Beispiel als kontingent und sinnvoll. Wie verhält sich die naturwissenschaftliche zur allgemein menschlichen Erkenntnis der Welt? Der Ausgangspunkt ist die Wirklichkeit, welche jedoch auf verschiedene Arten wahrgenommen werden kann, die zu verschiedenen Erkenntnissen führen. Schöpfung wird durch teilnehmendes Wahrnehmen erkannt. Wie geschieht dies und welchen Stellenwert hat solches religiöses Wahrnehmen?

Kein »Physikalismus-plus-Gott«:
 Schöpfung als Grundlage für Gottes Handeln in der Welt (Lydia Jaeger)
Viele zeitgenössische Modelle für menschliches und göttliches Handeln in der Welt verwenden entscheidend den Indeterminismus der zeitgenössischen Physik. Der Vortrag zeigt auf, dass ein solches Verständnis menschlicher und göttlicher Freiheit physikalisch, philosophisch und theologisch unbefriedigend ist. Stattdessen gilt es, die Grundvoraussetzung des Physikalismus in Frage zu stellen, i. e. dass die Physik eine vollständige Beschreibung der Kausalzusammenhänge in der Natur leistet. Ausgehend von Einsichten Herman Dooyeweerds und Henri Blochers entwickle ich in diesem Vortrag einen alternativen Ansatz, um Gottes Handeln in der Welt zu verstehen. Er führt zu einem nicht-reduktionistischen, vieldimensionalen Wirklichkeitsbild.

Referierende
Dr. Lydia Jaeger ist Dozentin und Studiendekanin am Institut Biblique de Nogent-sur-Marne (F). Nach Studien in Physik, Mathematik und Theologie promovierte sie an der Sorbonne (Paris) in Philosophie. Ihre Forschungstätigkeit umfasst zahlreiche Themen im Grenzbereich von Theologie, Philosophie und Naturwissenschaft.

Prof. Dr. Arnold Benz ist emeritierter Professor für Astrophysik an der ETH Zürich. Neben seiner umfangreichen naturwissenschaftlichen Tätigkeit publizierte er zahlreiche Beiträge zum Dialog von Naturwissenschaft und Religion, für die ihm die Universität Zürich 2011 die Ehrendoktorwürde verlieh. 


Dr. Matthias Egg ist Assistent für Wissenschaftsphilosophie an der Universität Bern. Er studierte theoretische Physik, promovierte anschließend in Philosophie und forscht momentan zu Interpretationsfragen der fundamentalen Physik. 



Veranstalter
Institut für Hermeneutik und Religionsphilosophie (IHR)
,Theologische Fakultät Zürich, www.hermes.uzh.ch
in Kooperation mit foχs
, forum christliche studien | forum for christian studies, www.foxs.ch

Veranstaltungsort
Theologische Fakultät Kirchgasse 9, CH-8001 Zürich, 2. Stock, Raum 200
 (Tram 4 bis Helmhaus)

Die Tagung ist allen Interessierten kostenlos zugänglich.

Kontaktadresse
PD Dr. Johannes Corrodi Johannes.Corrodi@access.uzh.ch

Anmeldungen werden erbeten unter: hermes@theol.uzh.ch