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Ausgabe:

1995

Spalte:

162-165

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Schmetterer, Eva

Titel/Untertitel:

"Was ist die Frau, daß du ihrer gedenkst" 1995

Rezensent:

Janowski, Johanna Christine

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Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 2

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Der vermittelnden Position des Vf.S entspricht sein Anliegen,
den nicht geleugneten theologischen Pluralismus durch die Entwicklung
von „Modellen" systematisch transparent zu gestalten
. Dieses Konzept ist für ihn gegründet im Glauben und in der
aktuellen Praxis von Theologie. Keinesfalls sollen die Vertreter
einzelner Modelle in Schubfacher eingeordnet werden, sondern
es soll ein adäquates Maß an Generalisierung bewirkt werden,
um systematische Übersicht in der schier uferlosen Vielfalt zu
erreichen. Eine Gefahr des Relativismus (und Agnostizismus)
durch die faktisch vollzogene Anerkenntnis des Pluralismus in
der Theologie sieht er sehr wohl, hält es aber ebenso für unumgänglich
, sich auch dadurch der Begrenztheit aller Erkenntnis
des Absoluten bewußt zu bleiben. D. bekennt sich dazu, daß im
20. Jh. nicht einfach die Dominanz eines einzigen theologischen
Systems fortgeschrieben werden kann. Darum schreibt er seinerseits
, den Wurzeln der eigenen Tradition verpflichtet, im
Wissen um den Modellcharakter aller theologischen Aussagen.

Diese Einsichten ermöglichen ihm eine ökumenische Ge-
sprächsbereitschaft. die er offenbar auch innerkatholisch angewendet
sehen möchte, wie es nur zu begrüßen ist.

Rostock Jens Langer

Frauenforschungsprojekt zur Geschichte der Theologinnen,
Göttingen |Hg.|: „Darum wagt es, Schwestern...". Zur
Geschichte evangelischer Theologinnen in Deutschland. Mit
Beiträgen von A. Bieler u.a. Neukirchen-Vluyn: Neukirche-
ner Verlag 1994. VIII, 526 S. 8° = Historisch-Theologische
Studien zum 19. u. 20. Jahrhundert, 7. Pp. DM 43,20. ISBN
3-7887-1477-8.

Mit dieser Arbeit bietet das Frauenforschungsprojekt Göttingen
den ersten Gesamtüberblick über die Geschichte deutscher
Theologinnen. Aufmerksam geworden durch den Umstand, daß
auf der Feier des 250jährigen Jubiläums der Göttinger Universität
1987 Frauen fast gänzlich unerwähnt blieben, fanden sich
etwa 15 Studentinnen mit Professorin Dr. Hannelore Erhart zu
dem Projekt zusammen. Als Forschungsgegenstand bildete sich
die Geschichte der auf akademischem Weg theologisch ausgebildeten
evangelischen Frauen in Deutschland heraus.

In dem im Frühjahr 1994 veröffentlichten Buch .„Darum
wagt es Schwestern...'. Zur Geschichte evangelischer Theologinnen
in Deutschland" befassen sich Einzelaufsätze, die in
inhaltlicher Kontinuität stehen, schwerpunktmäßig mit der Situation
von Theologinnen in der Zeit des Kaiserreiches, der
Weimarer Republik, und des Nationalsozialismus; auf die Entwicklung
des Theologinnenamtes nach 1945 wird in einem
Ausblick verwiesen.

Jede dieser Perioden wird in einem Dreischritt behandelt: Um
der Spannung von Kirchengeschtchts-, feministischer und profaner
Geschichtsschreibung, die der Forschungsgegenstand mit
sieh bringt, angemessen zu begegnen, wird jeweils ein Überblick
über die allgemeine politische, ökonomische und soziale Situation
von Frauen vorangestellt, worauf die kirchenpolitischen Verhältnisse
und theologischen Diskussionen erörtert werden, denen
ein Einblick in konkrete Arbeitsfelder von Theologinnen folgt.

Seinen methodischen Ansatz beschreibt das Fraucnfor-
sehungsproiekt als kritische Frauengeschichtsforschung in feministisch
-befreiungstheologischer Perspektive. Von Interesse
ist dabei erfahrene, verhinderte, ermöglichte und mögliche Befreiung
von Frauen aus gesellschaftlichen, ökonomischen, ideologischen
und kirchlichen Zwängen, wobei Fragen auch immer
zugleich In-Frage-Stellungen bedeuten. Für das Projekt wurden
sowohl ältere Theologinnen als Zeitzeuginnen befragt als auch
umfangreiches, teilweise bisher unveröffentlichtes Material aus

verschiedenen Archiven und Privatbeständen gesichtet. Zur
Auswertung dieser Quellen und Dokumente wurden Ansätze
aus verschiedenen Wissenschaftszweigen, vor allem sozialwis-
senschaftliche und profangeschichtliche Fragestellungen, einbezogen
und damit eine Verklammerung von historischer und
methodisch-theoretischer Arbeit erzielt, die der Tatsache Rechnung
trägt, daß aus der konkreten Arbeit an historischem Material
methodische und theoretische Rückfragen erwachsen.

Das Frauenforschungsprojekt leistet mit diesem Buch einen
sehr guten und überzeugenden Beitrag zur Schließung einer
Forschungslücke, zu deren Behandlung dringender Bedarf besteht
, insbesondere da die Zeit genutzt werden muß, in der noch
Zeitzeuginnen und Zeitzeugen befragt werden können.

Dieses Buch befriedigt auch, aber nicht nur, historisches
Interesse. Gerade Frauen, die heute in der Theologie zu Hause
sein wollen, können hier Einsicht in die Wurzeln. Genese und
Zusammenhänge von Strukturen und Ansichten gewinnen, die
sich in der Gegenwart in einem hohen Maße auf ihre Lebenssituation
als Theologinnen auswirken.

Das Werk übernimmt das Verständnis von Geschlecht als
soziale Kategorie und wendet sie auf die Untersuchung von
Position, Tätigkeit und Selbstverständnis von Theologinnen an;
es kommt so zu dem Schluß, daß das evangelische Pfarramt lange
Zeit an die biologische Qualität des Mannseins gebunden
war. Es wird deutlich, daß die Mehrheit der Theologen, auch
innerhalb der Bekennenden Kirche, als Kinder ihrer Zeit und
Geschichte verstanden werden müssen, die in pfarrherrlichen
und patriarchalen Anschauungen kirchlich-lutherischer Tradition
verankert waren.

Neben der Darlegung von Argumentationsmustem, die in der
Diskussion um die Frau im Pfarramt sich in biblizistischer Interpretation
auf die bekannten Bibelstellen berufen und bis in
die Gegenwart vernommen werden können, erscheint mir als
besonders aufschlußreich die Erkenntnis, daß eine Änderung in
der Gesetzgebung zum Pfarramt für Frauen überwiegend von
einem praktischen Bedarf herrührte und erst nachträglich eine
inhaltliche oder theologische Diskussion und Rechtfertigung
folgte. Dieses läßt den Verdacht entstehen, daß eine theologische
Argumentation zu diesen Amisfragen nur standhielt, solange
keine praktischen Einwände dagegen sprachen, womit die
theologischen Inhalte als der Praktikabilität untergeordnet verstanden
werden müssen (so z.B. im Krieg, als Theologinnen die
Betreuung von ganzen Pfarrstellen übernehmen konnten, weil
viele Pastoren einberufen, gefallen oder verhaftet waren; so
führte auch in den 60er Jahren der akute Pfarrermangel zum
Überdenken der eingefahrenen männlichen Positionen und zur
Revision der Gesetzgebung). Dieses Problem ist auch als Anfrage
an die Kirche heute zu sehen.

Das Buch liest sich sowohl für Theologinnen und Theologen
als auch für Laien spannend und erschließt wichtige Zusammenhänge
in einem bisher nur schwer einsehbaren Bereich. Ich
halte dieses Buch für einen sehr wertvollen, notwendigen und
hervorragend gelungenen Anfang in der Bearbeitung einer Thematik
, deren Erforschung noch lange nicht abgeschlossen ist
und das auf weitere Beiträge hoffen läßt.

Kiel Maike Lauther-Pohl

Schmetterer, Eva: „Was ist die Frau, daß du ihrer gedenkst".

Eine systematisch-dogmatische Untersuchung zum hermc-
neutischen Ansatz Feministischer Theologie. Frankfurt/M.:
Athenäum 1989. 261 S. gr.8° = Athenäum Monografien.
Theologie. 3. geb. DM 58,-.

Diese an der katholischen Fakultät der Universität Wien entstandene
systematische Untersuchung, die sich auf femini-