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Ausgabe:

1995

Spalte:

150-151

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Myllykoski, Matti

Titel/Untertitel:

Die letzten Tage Jesu; Bd. II 1995

Rezensent:

Vogler, Werner

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Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 2

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und schließlich sein verwandelndes, Gegenwart und Zukunft zu heutigen systematischen Fragestellungen zu diskutieren
übergreifendes Werk (422ff). Der Schlußteil (428-431) ruft (womöglich hätte hier die herkömmliche Diastase von .Funkti-
noch einmal die Etappen der paulinischen Entwicklung in Erin- on' und .Substanz' auch ein Stück weit problematisiert werden
nerung und versucht das Verhältnis von Funktions- und Sub- können). Vielleicht hat er sich gar zu sehr vom Drohwort eines
stanzkategorie zu ermitteln. Denkt der frühe Paulus im IThess Großen, das ihn eigener Angabe zufolge a lergo begleitet hat,
noch weitgehend funktional, so kann er seit seiner Auseinander- abschrecken lassen: „Aber daß mir nun nicht alsbald irgend-
setzung mit den Korinthern auch die substanzhafte Tauftheolo- ein... junger Mann - in der Meinung, er sei der dazu Berufene -
gie rezipieren, freilich unter Abwehrung ihrer „magischen" mit einer flott geschriebenen Broschüre ,Zur Theologie des Heiimplikationen
. Erst die „Angeld"-Vorstellung erlaubt es ihm, ligen Geistes' oder dergl. über den Weg und auf den Markt lau-
'ugleich den Geistbesitz (ein substantiales Moment) wie die fe!" (K.Barth, Nachwort zur Schleiermacher-Auswahl, hg. H.
endzeitliche Ausrichtung (der Geist als Kraft und Norm) einan- Bolli, 1968, 312) (24 A.32)!

der zuzuordnen (430) An Versenen und Druckfehlern ist nur weniges /.u notieren: Griechisch-

p. 'c , j Ii i , „ j „ D-«.~,t-»i„» /w Vf« fehler 67; 69; 290; 413 A.27; Apostolat ist männlich 294; im Literaturvz.

Der Ertrag der Untersuchung (um die Perspektive des Vf.s ^ ^ Schnft ^ m ^ Mjchd ^ m 4 Aufl ^ ? ß ^

aut Paulus nun auf ihn selbst ZU spiegeln) liegt gewiß in der A 22. fragwürdige Formulierungen wie 60 unten (das hell. Judentum ist

Umfassenden, sorgfältig ausgearbeiteten Darstellung eines zen- einem Doppeleinfluß von Hellenismus und Judentum ausgesetzt]; gegen-

tralen Themas der paulinischen Theologie. Wieviel in der Exe- über dem 67 A.l 1 konstatierten Parallelenmanko für Einwohnung des Gei-

gese seit Gunkels Büchlein geschehen ist. wird hier ausgiebig stes im Körper ist auf Eurip., Bacch 300; Herrn §28 zu verweisen.

dokumentiert und umsichtig ausgewertet. Anfragen dürften sich

vor allem dort ergeben, wo die spezifischen Thesen des Vf.s die Bern Samuel Vollenweider
Ausbreitung des Materials steuern. Da ist zunächst einmal die
Evolutionshvpothese zu nennen. Es bleibt weiterhin eine offene

Frage, ob ein so schmales Dokument wie der IThess die Hypo- Myllykoski, Matti: Die letzten Tage Jesu. Markus, Johannes,

these einer .frühpaulinischen' Phase der Theologie zu tragen ihre Traditionen und die historische Frage. Bd. II. Helsinki:

vermag (Vf. bleibt hinsichtlich einer Frühdatierung von IThess Suomalainen Tiedeakatemia 1994. 232 S. gr.8o = Annales

vorsichtig - mit Grund! -. was zur Verteilung von „früh" und Academiae Scientiarum Fennicae, Ser B, 272. ISBN 951-41-

„spät" in den Zeitraum von nur gerade 5-6 Jahren führt...): die 0730-6.
Tragweite des argumentum e silentio wäre grundsätzlicher zu

reflektieren Wieviel darf man daraus schließen, daß im IThess Nachdem der Band I dieser Dissertation damit schloß, daß ihr
nicht explizit vom Geist Christi die Rede ist. während Phil den- Vf. mit dem Bemühen einsetzte, durch hterarkntische Untersuselben
- lediglich ein einziges Mal - benennt? Selbst wenn man chungen von Mk 14 und Jo 18 drei Etappen der Entstehung des
eine Sonderstellung des IThess einräumt, die sich nicht nur im markinischen Passionsberichtes nachzuweisen (vgl. ThLZ 117,
Hinblick auf seine Rezeptionssituation erklären läßt, bleiben die 1992. 4320, bringt M. dieses Unternehmen in dem nunmehr
innerhalb der Hauptbriefe gezogenen Entwicklungslinien pro- vorliegenden Band II seiner Arbeit zunächst zum Abschluß,
blematisch (just den Ertrag", die Angeld-Vorstellung bezeugt Durch die Analyse von Mk 15,1 -16,8 und Jo 19,1 -20,23 in den
Ja bereits 2Kor) Die Rekonstruktion der urchnstlichen Theolo- Kapiteln Jesus vor Pilatus" (9-71) und „Das Ende der Passi-
giegeschichte wird enorm erschwert, wenn man nicht vom Be- onsgeschichte" (73-136) macht er für den von ihm bisher eru-
wußtsein der Glaubenden, bereits jetzt kraft der Taufe vom end- ierten „alten Pass.onsber.cht (PB)" jetzt noch aus: Mk 15,1.3.2.
Zeitlichen Geist Gottes begabt zu sein, und von der Perichorese 15b. 19a.22a.24a.26. für d.e von ihm aufgespürte „erweiterte
ww Geist und Christus, ausgehen kann, sondern hierin späte Pass.onsgeschichte (PC)' hingegen noch. Mk 15,6-15a. 16-18.
Reflexionsgebilde erkennen will. Es bleibt einleuchtender, die !9b.24b.27.29a.30.34.36a.40.42-47. Im JoEv w.rd die erwe.ter-
ohnehin nicht tiefgreifenden Differenzen im Vorstellungsgut te PG dagegen nur noch sichtbar in: 19,1.3b; 20,1.11b. 12...
der paulinischen Briefe pragmatisch verständlich zu machen, 19ac.20.22-23. Doch gerade diese wenigen zusätzlichen
statt sie in einen Evolutionsprozeß zu zwingen (warum soll z.B. Bestandte.le der erweiterten PG lassen den finnischen Exegeten
eine hypostatische Vorstellung des Geistes erst spätpaulinisch zu dem Schluß kommen, daß hier d.e ursprüngliche Erzählung
sein?) vom ,eeren Grab bewahrt ist, mithin Markus „das Ende der
Überhaupt ist zu fragen, inwieweit der Vf. seiner anfängli- erweiterten PG absichtlich beseitigt und durch eine andere Traden
Regelung, der „Interdependenz von Wahrnehmung und d.t.on vom leeren Grab ersetzt hat (93) Mk 16.1-2.4a.5.8a
Interpretation in der Erfahrung" nachzuspüren, nicht bereits schreibt der Vf dagegen- Rammen mit 14,51-52 dem Stundort
untreu wird, wo aus ihr aufgrund der exegetischen Analy- denschema ,n 15,25.33a 33b und den übernatürlichen Zeichen
sen die „Behauptung des Geistbesitzes pnmär [als] eine theore- beim Sterben Jesu (15.33.34a [37] 38) - einem „fremden Passivische
Folgerung urchristlicher Theologie" (15; vgl. 89) er- onsbencht als einer dntten Quelle der Markuspass.on zu.
schlössen wird Wird derart die attackierte Sichtweise einer Pri- Hat M. damit die Diskussion über die Entstehung der Passivität
der Erfahrung gegenüber der Theologie nicht einlach in onsgesch.chte durch einen weiteren Rekonstruktionsversuch
ihr Gegenteil verkehrt ' Daß solches „keiner Begründung be- bereichert so ist er im folgenden davon geleitet, dessen Ergebdarf
- ,o4), mag jedenfalls nicht allen Lesern einleuchten, zumal n.sse noch zu erharten. In Die Passion Jesu vor Markus und

Han„ j■ u i u d „c„„,rh„no Hrs Geistbesitzes Johannes (137-174) nimmt er eine zusammenfassende Darstel-

uann. wenn die christliche Beanspruchung ües ueisioesuzo ..... .... . DD . . . .._„ rw-,

in,., , . . , r ... ,. . „,„.u -|s annlnpetische ung zunächst des ältesten PB, danach der erweiterten PG vor.

'••ihr habt den Geist empfangen ) auch noch als apoiogeusuic b

a..o . ..... K.nnnnmaHpscrlnschenen Dabei stellt er im Blick auf ersteren fest: „Das chnstologische

Aussage „im Gegenüber zum judischen Dogma des eriostnencii . . ., . ... . 6

. .. ■ . , „.,„h T»>mnpl7erstörune und Interesse und sein Verhältnis zur historischen Grundinformati-

<->eistes das sich seinerseits erst nach 1 empeizersiorung uuu ... . ...

pflc,i . .' . ■ v™vW.TninH peschoben hat on dominieren den Bericht, der überraschend kurz ist und keine

Festlegung des at . Kanons in den Vordergruna gescnoocn u«,_____ ___

36) erscheint (64) Man fräst sich ob es nicht zuletzt die Ent- besondere Entfaltung anderer theologischer Themen aufze.gt

wi.u u , . g T , „ine die Tragweite der (154). Als dessen Trägerkreis vermutet der Vf. - auf Grund der

wicklungshypothese ist, die dazu zwingt, die iragweue uci ' j>

Geisterfahrungen des frühen Christentums so erheblich einzu- von ihm bewahrten Tempelknt.k Jesu. - die sog. Hellenisten,

sehr k TV die diesen zwar alten, jedoch von keinem Augenzeugen ge-

sThn|ieem,(chglisl.ldem Bedauern darüber Ausdruck zu geben. formten apologetisch geprägten PB tai ihrer Miss.onsarbeit

daß es der Vf üerack bei diesem Thema in gar keiner Weise verwendeten Anders dagegen M s Urteil über die erweiterte

unternimm, Asp^ e pau in eher Pneuma.olog.e im Verhältnis PG. die sich durch eine - über e.nen längeren Ze.traum erfolgte