Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1995

Spalte:

128-130

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Alles Qatal - oder was? 1995

Rezensent:

Bartelmus, Rüdiger

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

127

Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 2

128

in den Anmerkungen fast durchweg nicht unterschieden. Da der
Autor auch keinen Gebrauch von Sammelanmerkungen und
üblichen Abkürzungen (a.a.O., ebd.) macht, erscheinen die
Anmerkungsteile zudem oft künstlich aufgebläht (z.B. 49). Der
Glaubenslehre des UL werden die „Glaubenslehre"!!) der Theosophie
, der Anthroposophie und des Christentums gegenübergestellt
, und am Schluß des Kapitels nimmt der Vf. einen „Vergleich
und Bewertung" vor. Die „Fundamente christlicher
Glaubenslehre" (1.4.) werden „in erster Linie", das heißt nahezu
ausschließlich, auf der Grundlage des „Katholischen Erwachsenenkatechismus
" dargestellt (99). Das führt nicht nur zu großen
Einseitigkeiten, sondern auch zu bedenklichem Verkürzen, z.B.
daß in 4.6. „Eschatologie" der von der Gesamtthematik her interessante
Begriff des „Fegefeuers" bzw. eines nachtodlichen
Läuterungszustandes überhaupt nicht vorkommt.

Nach dem Prinzip von Teil I wird in Teil II „Pädagogik" verfahren
. Hier werden als Vergleichssysteme die Pädagogik
Friedrich Fröbels und Maria Montessoris, die Waldorf-Pädagogik
und die „christliche Pädagogik" gewählt. Zur Begründung
dieser Auswahl und der folgenden Vergleiche heißt es mit Blick
auf Fröbel: „Da das UL ebenfalls in besonderer Weise im
Bereich der Kleinkindpädagogik tätig ist, legt sich der Vergleich
beider Ansätze schon von hier aus nahe. Er legt sich insbesondere
auch deshalb nahe, weil das spekulativ-idealistische,
in gewisser Weise anti-aufklärerische System Fröbels in Kosmologie
und Anthropologie deutliche Berührungsstellen mit
entsprechenden Grundaussagen des UL aufweist" (158).

Die Montessori-Pädagogik wird mit der bemerkenswerten
Begründung herangezogen, daß sie zwar „nicht aus der Theosophie
alleine herleitbar ist", aber in „grundsätzlichen Fragen
augenfällige Übereinstimmungen" bestehen (173). Daß die
Waldorf-Pädagogik berücksichtigt wird, bedarf keiner ausführlichen
Erklärung, bei der „christlichen Pädagogik" beschränkt
sich der Vf. wohlweislich auf „Grundlagen christlicher Pädagogik
" (211).

Neben interessanten, ja impulsgebenden Hinweisen kommt
es bei dem abschließenden „Vergleich" und der „Bewertung"
zu vereinfachenden Feststellungen wie der: „In weltanschaulichen
Grundlagenfragen stimmen Montessori und UL erkennbar
überein" (235). Ein solches, an vordergrundigen Parallelen festgemachtes
Urteil muß sorgfältiger belegt werden, in dieser
Form ist es unerträglich.

Im III. Teil der Arbeit wird die „Heilkunde im Universellen
Leben" vorgestellt. Als heilkundliche Vergleichssysteme werden
die Homöopathie, die anthroposophische Medizin, die
anthropologische Medizin Viktor von Weizsäckers sowie medizinische
Überlegungen Thorwald Dethlefsens, durch den zum
ersten Mal auch ein der New-Age-Bewegung zuzurechnender
Autor in den Blick tritt, herangezogen. Abschließend auch hier
wieder die Beurteilung „vom christlichen Standpunkt" aus,
wobei „Grundlinien christlicher Ethik der Medizin entwickelt
und dargelegt werden" und eine „Besinnung auf die Heilkunde
des NT" erfolgt (300).

Es war erklärtes Ziel der Arbeit, zwei zentrale Fragen zu
beantworten, die nach der Christlichkeit und nach der Originalität
des „Universellen Lebens" (vgl. 1 I).

Am Schluß der Arbeit, in „Zusammenfassung und Ausblick",
wird folgendes Fazit gezogen: Das UL erweist sich entgegen
seinen Ansprüchen auf den untersuchten Gebieten als „wenig
originell" (318), seine Anhänger bezeichnen sich „völlig zu
Unrecht als .Urchristen"'. „seinem Wesen nach" kann es „keineswegs
als christliche Gruppe bezeichnet werden" (319).

Der methodische Weg, auf dem der Vf. zu diesen und anderen
Aussagen kommt, muß gerade im Interesse einer kritischen
Auseinandersetzung mit dem Universellem Leben angefragt
werden. So beweist das Aufzeigen von Parallelen noch keine
Abhängigkeit, heißt noch lange nicht, daß tatsächliche historische
Einflüsse vorhanden sind. („Im Bereich der Pädagogik lassen
sich Einflüsse Fröbels, Montessoris und Steiners feststellen
" 1318]). Die Arbeit ist so umfassend angelegt, der Stoff so
gewaltig und zugleich diffizil, daß jeweils nur Übersichten
möglich sind, die sich auf eine nur sehr schmale Quellenbasis
stützen können. Daß angesichts der großen methodischen Probleme
, von denen die Frage der Vergleichssysteme und der zu
großen Komprimierung des umfangreichen Materials hier nur
erwähnt werden soll, die Arbeit dennoch informativ ist, muß
wohl vor allem der Fähigkeit des Vf.s zugeschrieben werden,
überblickhaft auch schwierige Gedankengänge zu erfassen und
in kurzen, klaren Sätzen darstellen zu können.

Die Arbeit vermag nach verschiedenen Seiten hin und aus oft
vernachlässigten Blickwinkeln anzuregen.

Halle (Saale) Helmut Obst

Altes Testament

Goßmann, Hans-Christoph, u. Wolfgang Schneider [Hg.]: Alles
Qatal - oder was? Beiträge zur Didaktik des Hebräischunterrichts
. Münster-New York: Waxmann 1994. VIII, 122 S. 8«.
Kart. DM 38,-. ISBN 3-89325-201-0.

Hinter dem für Nicht-Hebraisten vermutlich ausgesprochen änig-
matisch wirkenden Titel: „Alles Qatal - oder was?" verbirgt sich
der Versuch, fachdidaktische Konzepte zum Hebräischunterricht
vorzustellen, die derzeit in den Niederlanden, in der Schweiz und
v.a. in Deutschland aktuell sind. Ob freilich der gewählte Titel
der guten Absicht der Hgg. förderlich ist. die Diskussion fachdidaktischer
Fragen einem breiteren Publikum außerhalb des engeren
Zirkels der Hebräisch-Lehrer und Dozenten nahezubringen,
sei dahingestellt - in jedem Fall haben sich die beiden Hgg. und
die zehn „Beiträger" (sie. V) einer zentralen, aber nichtsdestoweniger
in der gegenwärtigen Diskussion um die Konzeption des
Theologiestudiums zu Unrecht weitgehend vernachlässigten Fragestellung
angenommen, wenn auch auf unterschiedlichem -
vom jeweiligen Wirkungsbereich der Autoren und Autorinnen
geprägten - Reflexionsniveau.

Die Auswahl der Beiträge scheint allerdings mehr oder weniger
zufällig, jedenfalls ohne Interesse an einem einigermaßen
repräsentativen Überblick über den gegenwärtigen Stand fachdidaktischer
Überlegungen erfolgt zu sein, was im Blick auf das
angestrebte Ziel zu bedauern ist: Im deutschsprachigen Raum
stammen nun einmal - sieht man von den zahlreichen wichtigen
Veröffentlichungen von E. Jenni und H.-P. Müller ab - die meisten
neueren Arbeiten zur wissenschaftlichen Hebraistik aus
dem näheren und weiteren Umfeld des „Münchner Kreises" um
Wolfgang Richter, und der in ihnen vertretene Ansatz einer von
der allzu engen Bindung an die Theologie befreiten, sprachwissenschaftlich
verantworteten Hebraistik wird denn auch an vielen
Universitäten praktisch vertreten. Wenn nun unbeschadet
dieses Umstands kein einziger Vertreter dieser - in der internationalen
Wissenschaft ausgesprochen positiv rezipierten - Forschungsposition
in dem Büchlein zu Worte kommt, liegt ein
echter Mangel vor. Offen bleibt darüber hinaus aber auch, welche
fachdidaktischen Folgerungen aus der - zwar weniger verbreiteten
, aber doch ebenso gewichtigen - Position H.-P. Müllers
zu ziehen sind. Ja, bei genauerer Betrachtung fällt auf, daß
von den maßgeblichen Forschungspositionen der neueren Hebraistik
im deutschsprachigen Raum allein die E. Jennis in
einem Beitrag von Ina Willi-Plein eine angemessene Berücksichtigung
gefunden hat1. Nähere Auskünfte über die hinter die-