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Ausgabe:

1995

Spalte:

86

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Aufbruch des zweiten Vatikanischen Konzils heute 1995

Rezensent:

Wohlmuth, Josef

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Seite 1

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85 Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. I 86

ungewollte zweite Karriere). Hier leistete er in Polen, in Kroati- Kremer, Jacob |Hg.|: Aufbruch des Zweiten Vatikanischen
en. mi Banat und in der Tschechoslowakei keine theoretische Konzils heute. Geleitwort von F. Kardinal König. Inns-
Arbeit, sondern erwies einmal mehr in der Leitung konkreter bruck-Wien: Tyrolia 1993. 180 S. 8°. Kart. DM 28,-. ISBN
Projekte seine praktische Begabung. 3-7022-1907-2.

Der Vf. hat Leben und Werk von Carlo Bayer, dem gebürtigen

stem 2 W;,l;llKlm;" R°m-1" a,le: Ausführlichkeit darge- Das ßuch jm Umf V()n ,g() ^ h, auf ^ ^

eh de r T 7ch*r,Cn Pci^nllChkClten in der wc'tre': sung an der Ka.h.-Theol. Fakultät der Universität Wien im

aus de PrCSLHILK 1T R1^ ^würdigt. DAut;h Wintersemester 1992/93 zurück, da sich der Beginn des Zwei-

benn7, PnVa"ebtc;n erwanm dcr VL d,c elnc (xler andere Be8e- ten Vatikanischen Konzils zum 30. Mal jährte.

nncK wie zum Beispiel die „Adoption" Bayers durch den spä- ,n ^ dc|/clti Ph:lse dcs nachkonzüiaren Tauziehens um
£SSrrwdenteB LÜbkC ?i-" !?°' *l die Zukunftsgestalt der kamolischen Kirche ist die Initiative der
zustand ? L'",Cr ^fS^JSfS C,^Cn f u Wi™er Fakultät sehr begrüßenswert. Der zeitliche Abstand von
fftaÄK^^W l2V2^°8)-^ wml «.Cht deut- de„ Konzilsereig„iSSen und das Auftauchen neuer Probleme
an.ri, 7ihr döe,or,ZUno P"V;"C ,' Tu T1 ^mtS" u"d Polnischer Konstellationen haben auch im innerkirchlichen
eineßü h u 'r ;'>C' SL",C' dlensÜlchen Funkl,on Raum das Konzil selbst sehr in den Hintergrund gerückt. Dabei
ues«Tg hU"e,- D'eS 'f k,sich "nSU,d,der AÜtCn gi" d»ch ^ sicher, was einer der letz.enLch lebenden, ganz
wertenIS , Z f°S > x^'T'ZZ'Z V bedeutenden Mitges.alter des Konzils, Kardinal König, im Vorlaßt
c l'um CbCn,allS t,0r' bc,,ndl,chcn H*bw"^' wort schreibt:

ZWri S,7 ^ . ' ' ,r°,Z FÜ"e Ma,enals „Bei einem Rückblick auf das Konzil kann ich die nach vielen Diskussio-

als O „chen: daB Ak,cn WIC Zeitungsberichte unhinterlragt nen fas, elnmütig beschlossenen Texte in der Tat nur als ein Zeugnis für das

tye dienen, und daß - vielleicht dadurch bedingt - das Wirken des Heiligen Geistes in der Gegenwart betrachten." (27)

«entliehe in unzähligen Einzelheiten unterzugehen droht. Kardinal König ist dann auch der prominenteste Zeuge dafür.

daß die verschiedenen Darlegungen der Wiener Theologen

Rothenburg/OL Ulrich Hutter-Wolandt iganz der Grundintention des 2. Vatikanischen Konzils" (9)

entsprechen.

Die Lektüre der einzelnen Beiträge fand ich mindestens in

H0hm mehrfacher Hinsicht als sehr lohnend: I. In allen Beiträgen wird in

^mann, Joachim S.: Der Zölibat. Geschichte und Gegen- gebotener Kürze auf die Vor- bzw. Textgeschichte der entspre-

art eines umstrittenen Gesetzes. Mit einem Anhang wichti- chenden Konzilstexte eingegangen; 2. Aus allen Beiträgen werden

8 r kirchlicher Quellentexte. Frankfurt-Bern: Lang 1993. 413 die innovativen Tendenzen des Konzils klar ersichtlich, ohne de-

' ' m- 1 Abb. 8«. Kart. DM 98,-. ISBN 3-631-45635-2. ren Rückgebundenheit in die kirchliche Gesamttradition zu über-

fjer y, sehen; 3. Alle Beiträge sind trotz ihres hohen Informationswertes

' versucht die Ausbildung der Zölibatsverpflichtung von im Theologischen auch für eine breitere Leserschaft geeignet.

Arie P°ft0liscncn Zeit b'S zum zweiten Vaticanum darzustellen. [m einzelnen finden sich folgende Themen behandelt: Die Konstitution

Jjj Schlossen ist ein Dokumententeil, der - ohne Quellenan- über die göttliche Offenbarung im Spiegel der neuen Exegese (J. Kremer).

?' e ~ die wichtigsten Aussagen des kirchlichen Lehramtes die Liturgiereform (H. J. Auf der Maur), das erneuerte Kirchen- und Prie-

Öer den Zölibat von der Synode von Elvira bis zur Gegenwart sterverständnis (R. Schulte), die spirituellen Impulse der Pastoralkonstituti-

v°rlei>t Plio f ii ■ l. /-■ r-. i on „Gaudium et Spes" (J. Weismayer), die Gewissensfrage (G. Virti und

r» tl-uie guellentexte sind weithin wort ich aus G. Denzler, ,,. .... , . ., ' ' t c „ .

Uas p.._ ,, schließlich das Okumcnismusdekret (h. Ch. Suttner).

d.,n , p Ulm UI™ der Amtszölibat (1973) entnommen, ohne . . .

uaß (iim n,.„ii ml • , o • . , . . „f Zwar spurte ich bei der Lektüre, daß die Autoren hintergrun-

uit Quelle erwähnt wird. Seine Arbeit entwertet der Vf. p. ' . „ . 6.

uurch VnmH i ■ ,, ,, o • i~ j i . . dig das Ringen um die Rezeption des Konzi s in ostcrreichi-

d«o , vorurteile und Unterstellungen. Seine Forderung lautet, f , , » u u ■ ■ u ■

uaß der 7Ai«k . <> ■ »«.-. r . sehen Landen vor Augen haben und insofern auch apologeti-

ULr'-olibat außer Krall gesetzt wird. Mit Erstaunen liest fr , .. ... V •

uan ciniHP a „"■.„. ~. . „ . sehe Absichten kundtun, aber die derzeitige europäische Situa-

tlr»ge Aussagen, so z.B. daß das Priesteramt neu dehnten . ,. fc ... F ...

werden m;;.. ».f.- ■■ ■ . .. i- , ■■ tum. zumal im deutschsprachigen Raum, durfte gar nicht so

wi müsse. Wortlich schreibt er: ..Kaplanc konnten wun- ' . „ ,. ~, *", ■ .... ... ,.

(-rien u/f> ..: rx- . ", v,,. .,, ..... , - verschieden sein, daß die I hcologie lur die innovativen Relor-

h,.L ' Slc Dienst tuen möchten. Die Geistlichkeit konnte u d . ■ c «.

uekanaKtroff . , mimpulse des Konzils nicht auch Partei ergreilen mußte.

h-.i. lslrellen und Diozesanversamm ungen gemeinsam ab- ' . . f . ... ...

"'ilten iin,i r , , . .■ Insofern mochte ich dem kleinen Band eine weite Verbrei-

. u"u txerzitien getrennt". So che I-ormuherungen zeigen, __.__„ . „.......... ,, , , .,

Ic wenig s ichkund > d* A g wünschen. Er kann sehr gut dazu beitragen, bereits Verden
7nük .. . ? cr , . ,..„ . r. gessenes zu erinnern und schon Gewußtes zu vertiefen. Die

». '-oiihat bezeichnet ei 'als inncrkirch ichen Mißstand. Das ° _ ._ -rM . , ... .

^enschenr..,.k. vi. ■ , , , rt„,.. ., . . Schatze des Zweiten Vatikanums sind langst noch nicht alle

'n*n e a widerspreche.dem Zölibat. Zustimmend p Mj( Rcch( mcim j Kremer jn J^. Bc ^

Schcn Kirch ^""f TCf SPD-A^m- dlc der k;',h- Jesus-Bestseller der jüngsten Zeit hätten keine solche I lochkon-

Chen f*™* ^ Anerkennung als Korperschal, des oMenth- r ^ ^ Bibe|wisscnschaflcn, dic im Konzil ihren

Vcr^agen wiMS ^ Vcrs,oßes *e*en d,CSe Grundrech,c ihncn zukommenden Stellenwert erhielten, samt ihren Ergeb-

Das ,,1.,;,.. ' ... ... ii ki nissen im Volk Gottes mehr zur Kenntnis genommen worden

Unv«llkon 1C VT ZC,g' S'ch aULh r 1*nde5n S1,C"?' NUr wären. In allen Beiträgen, zumal sie jeweils auch die derzeitige

Vertrauj D i" Vt' m" hls,or,schcm Handwerkszeug mabMc^ wir(] deutlich, daß das Zweite Va.ikani-

Bcispie, n ™U,r wird mch< ,ach«erech, f8efl,h5 Nure,n sche Konzil in begründeter theologischer Reflexion und nicht

conon, ivT hd,,u,n von G- AlbcriP"- Conciliorum Oecumeni- aus Q ismus die Weichen für das kirchlicbe Leben neu

Verleg-, , !" ' W'rd n'Chl dcm Hg- sondcm "a' ,T gestellt hat. Dies gilt für die Frage der Ökumene ebenso wie für

3(*. S IBi D,e Synodc von Hlvira wlrd S' 20 m da" Jahr die der Wcltverantwortung (um nur diese besonders hervorzu-

betrgehXl 1 Jahr 324 Verlep'- DiC /an' Druck,ehler,st heben). Freilich erkennt man das Neue jeweils nur, wenn man

"nnötij, v, i e"le Anrührlln^ würde den Umfang der Rezension ^ voriconzi|iare Situation bezüglich der hier behandelten zen-

die Getehi i"lgrn' S° iS' dUS BUCh Ci" m,^lückter Versuch- [ralen Themen mitbedenkt. Daß dies alles so prägnant und über-

<e des Zölibats aufzuzeichnen. schaubar zugleich geschieht, macht das Büchlein so wertvoll.

Biburg Remigius Büumcr

„ Josef Wohlnnilh

Bonn