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Ausgabe:

1995

Spalte:

974-975

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Schwinge, Gerhard

Titel/Untertitel:

Wie finde ich theologische Literatur 1995

Rezensent:

W., A.

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973

Theologische Literatur/.eilung 120. Jahrgang 1995 Nr. II

974

Bedeutung der Gottesbezeichnung El in der Hiobdichtung und
der Gesamtkomposition des Hiobbuchcs geht (95 ff.). N. Lohfink
stellt erneut Überlegungen zum Kohelet-Schlußgedicht
(nach seiner Meinung in der Abgrenzung von 11.9-12.8) an und
plädiert für die enge Einbindung desselben in den Text des
Gesamtbuches (gegen Sentenzentheorie; 33 ff.). Zu begrüßen
ist. daß in den einzelnen Beitragen neben den redaktions-, tradi-
tions- und zuweilen kompositionskritischen Analysen der Text-
komplexe auch der Blick auf die Synthese, auf die Kndgestalt
eines Textes oder Buches nicht fehlt.

Teil B faßt unter dem Titel ..Alttestamentliche und Biblische
Theologie" (123-229) sieben Aufsätze zusammen, in denen
auch theologisch-anthropologische und theologisch-ethische
Fragestellungen verhandelt werden. So geht R. Liwak auf
..Menschenrechte und Menschenwürde" im Lichte des Alten
Testaments (139 ff) und W. H. Schmidt auf ..Gotteserfahrung
und .Ich'bewußtsein im Alten Testament" (199 ff.) ein. Neben
den vorstehend genannten mehr grundsätzlichen Ausführungen
zu großen Themen stellt H. Schmid überraschend reiches Be-
legmaterial zur Verhältnisbestimmung von Mutter und Sohn
aus dem Alten Testament zusammen (175 ff.), wobei deutlich
wird, daß der Frau als Mutter eine hohe gesellschaftliche
Bedeutung zukommt. Zur spätalttestamentlichen Ethik äußert
sich M. Oeming anhand von Betrachtungen zu Hiob 31 und
Tobit 4 (159 ff.). Das beständig aktuelle Thema .Israel und die
Kirche- greift J. M. Schmidt auf und bezeichnet es wie der Jubilar
als ein „Hauptproblem der Biblischen Theologie im 20.
Jahrhundert"'. Zugleich muß im Zusammenhang damit die Stellung
der Testamente zueinander erörtert werden (185 tf.). U.
Kellermann folgt dem Gedanken R. Peschs u.a.. wenn er in den
Himmelfahrtsgeschichten des Lukas Elia-Motive aufgenommen
findet. Er vermag über die bisher bekannte Typologie hinaus
weitere Sprach- und Motivparallelen aufzuzeigen (123 ff.). Zur
Studie von H. Seebaß s.o.

Im Teil C folgen zehn Untersuchungen zur altlestamentlichen
..Forschungs- und Wirkungsgeschichte" (233-382). In verschiedenen
Aufsätzen werden Leistungen einzelner Gelehrter akzentuiert
, deren Bedeutung in Vergessenheit geraten ist oder vernachlässigt
wurde. Dazu gehört die Studie über den englischen
Bibel Wissenschaftler "George Stanley Faber (177.3-1854) as Bib-
lieal Interpreter" von R. E. Clements (247 ff), der u.a. herausstellt
, daß sich Faber unter bestimmten Gesichtspunkten für die
Lösung des christlich-jüdischen Problems eingesetzt hatte. Hin/u
tritt die kritische Einschätzung von „Eduard Reuss' Auslegung
des Ezechielbuches in Im Hiblc". die J. M. Vincent vornimmt
(369 ff.). S. Kreuzer kennzeichnet den großen Einfluß, den der
Soziologe Max Weber auf die Erforschung der Frühgeschichte
Israels ausgeübt hat. dargestellt am Beispiel von George E. Mendenhall
und an dem sogenannten Revolutionsniodell für die
.Landnahme" Israels (283 ff). Der allgemeinen Auffassung, daß
Friedrich Nietzsche ein Antisemit gewesen sei. tritt O. Kaiser in
seiner Untersuchung mit dem Titel „Friedrich Nietzsche und das
Judentum: Ein Beitrag zur Rezeptionsgeschichte des Alten
Testaments" entgegen (269 ff.). Den Gründen für die Ablehnung
des Alten Testaments durch Friedrich D. E. Schleiermacher spürt
M. Stiewe („Das Alte Testament im theologischen Denken
Schleiermachers": 329 ff.) nach. Forschungsüberblicke bieten B.
S. Childs und U. Rüterswörden. Ersterer unternimmt den Versuch
, die alttestamentliche Arbeit in Deutschland zwischen den
beiden Weltkriegen aus der Sicht seines eigenen Traditionszusammenhanges
heraus darzustellen und zu werten ("Old Testament
in Germany 1920-1940: The Search for a New Paradigm"
(233 ff). Letzterer widmet sich der neueren Diskussion über den
.Verfassungsentwurf des Deuteronomiums' (313 ff). Mit jüdischer
Auslegungsgeschichte zu Lev 19,16 befaßt sich J. Maier
unter dem Titel .Verleumder oder Verräter' (307 ff). B. Uffen-
heimer stellt Erwägungen zur ersten Mischnah des Traktates

Aboth (l.l) an und zeichnet darin den Weg der Entwicklung des
israelitischen Glaubens von der Bibel zum Judentum (5. Jh. v.
Chr. bis Ende des 2. Jh.s n. Chr.) mit den verschiedensten Adaptionen
und Umprägungen der Tradition nach (355 ff.). Last not
least ist der Aufsatz von W. Thiel „Mendelssohns .Elias' und der
biblische Elia" (337 ff.) zu nennen, in welchem sich der Autor in
diffiziler Kleinarbeit mit der Textgrundlage des Oratoriums auseinandersetzt
, um schließlich eine Lanze für Mendelssohns Text-
gestaltung zu brechen.

Es ist in diesem Rahmen nicht möglich, mit den Autoren der
Festschriftbeiträge über den ausgebreiteten Gedankenreichtum
ins Gespräch zu kommen, obwohl das bei jedem ein/einen lohnend
wäre. Dieser Aufsatzband sei darum zur Lektüre nachdrücklich
empfohlen. Für den Jubilar stellt er zweifellos eine
respektable Festgabe dar.

Leipzig Siegfried Wagner

Schwinge, Gerhard: Wie finde ich theologische Literatur. 3.,

völlig neu bearb. Aufl. Berlin: Berlin Verlag 1994. 207 S. 8°.
Kart. DM 38,-. ISBN 3-87061-367-X.

Die vorliegende Publikation (1. Aufl. 1978) will Studierenden
der Theologie und Religionspädagogik Orientierungshilfe zur
Bibliotheksbenutzung sein und sie in den Gebrauch theologischer
Sach- und Literaturauskunftsmittel einführen, wobei es
um Grundkenntnisse zur Literaturermittlung und Literaturbe-
schaffung geht.

Die Kapitel I bis 3 sind als ..Bibliothekskunde für Nichtbi-
bliothekare" gedacht. An dieser Stelle finden sich Informationen
zu theologischer Literatur in Mikroform, zu audiovisuellen
Medien. Karten- und Bildersammlungen. Vor allem aber wer
den Bibliothekssysteme, Leihverkehr und Katalogordnungen
erläutert.

Der Hauptteil. Kap. 4, stellt eine Art „Bücherkunde ausgewählter
theologischer Nachschlagewerke" dar. Hier werden die
wichtigsten Literaturauskunftsmittel (sowohl für evangelische
als auch für katholische Literatur) in systematischer Ordnung
vorgestellt.

Neben allgemeinen und nach Fachbereichen aufgeführten Lexika. Handbüchern
usw. finden sieh Jahrbücher, Adressenverzeichnisse sowie Publikationen
zur Einführung in Studiuni und Literatur der Theologie. In Auswahl
werden auch Informationsquellen zu Grenzgebieten der Theologie (Buchwesen
. Deulsehe Geschichte, Altertumswissenschaft. Philosophie. Pädagogik.
Psychologie. Sozialwissenschaften. Literatur-. Kunst- und Musikwissenschaft
) genannt.

Natürlich dürften konkrete Lrläuterungen ZU einzelnen Titeln auch in dieser
3. Auflage schon wieder Uberholt sein. Das ist das Schicksal solcher
Informationswerke. So ist z.B. schon 1992 Kurt Meier aus dem Herausgeberkreis
für ..Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen" (89) ausgeschieden und
dafür Ulrich Gabler berufen worden. Außerdem ist inzwischen die Konzeption
von drei auf vier Abteilungen (IV. Neueste Zeit) erweitert worden. Änderungen
gibt es seit diesem Jahr auch beim ..Zeitschrifleninhaltsdienst Thcolo-
gie " (129).

Unter der Rubrik ..Laufende Fachbibliographien zur Theologie und Religionswissenschaft
" ist u.a. auch die „Theologische Literaturzeitung" aufgeführt
. An dieser Stelle wäre für eine neuerliche Auflage zu wünschen, daß die
abschließende Bemerkung - „heute fast nur noch Rezensionen, vereinzelt
Peisonalbibliographien" (120) - korrigiert wird. Denn pro Jahr kommen in
der ThLZ neben den Rezensionen immerhin zwischen 15 und 20 Aufsätze.
Sammelrezensionen und Forschungsberichte zum Druck: Titel- und Zeitschriftenschauen
zu einzelnen Sparten haben bis zum heutigen Tag ihren
fetten Platz in jedem Hell, zudem erseheinen neuerdings wieder zweimal
jährlich Fakullätsnachrichten.

Daraufhinzuweisen ist noch, daß die „Theologische Revue" im Gesamtregister
fehlt und im Text nur versteckt (unter dem Absatz „Theologische
Bibliographie". 120) kurz erwähnt wird. Sicherlich wäre es sinnvoll, in einer
evtl. 4. Aufl. einige Sätze zum Rezensionswesen und der Orientierungshilfe,
die es im Umgang mit der steigenden Zahl theologischer Publikationen bietet
, einzufügen.