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Ausgabe:

1995

Spalte:

972-974

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Altes Testament - Forschung und Wirkung 1995

Rezensent:

Wagner, Siegfried

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971

Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. I I

972

Allgemeines, Festschriften

[Heyer, Friedrich:| Horizonte der Christenheit. Festschrift für
Friedrich Heyer zu seinem 85. Geburtstag, hrsg. von M.
Kohlbacher u. M. Lesinski. Erlangen: Lehrstuhl Tür Geschichte
und Theologie des christlichen Ostens 1994. 629 S.
gr.8° = Oikonomia, 34. ISBN 3-923-119-33-X.

Die beiden Hgg. Kohlbacher, geb. 1959, u. Lesinski. geb. 1965,
Schüler des Jubilars, „nahmen es... trotz anderer Verpflichtung
auf sich, zum 85. Geburtstag von Friedrich Heyer eine Festschrift
zu organisieren", so im Vorwort. Eigentlich hätte es
doch eine Ehre sein müssen, mit einer solchen Aufgabe der
Herausgabe betraut zu sein für einen Jubilar, der wie wenige
Hochschullehrer es v ersteht, erfahrene Wissenschaftler wie Studienanfänger
für die Vielgestaltigkeit der Christenheit und
deren Schätze in ihren Kulturen zu begeistern. Die Mühen
haben sich gelohnt. Ein vielseitiges Buch - in doppeltem Sinn -
ist entstanden, in acht Abschnitten das weite Arbeitsfeld des
Jubilars absteckend. Mit Beiträgen ganz unterschiedlicher Länge
kommen 44 Autoren und 5 Autorinnen zu Wort, deren wissenschaftlicher
Werdegang am Ende (621-629) mit freilich
mancher Ungenauigkeit und Skurilität (626 Nauerth: „mehrfach
arbeitslos") skizziert wird. Erfreulich viele junge Wissenschaftler
sind in der FS vertreten und lassen durch ihre Beiträge für
die Zukunft hoffen.

Friedrich Heyer, geb. am 24.01.1908, ist ein äußerst vielseitiger
Hochschullehrer mit einer bis auf den heutigen Tag ungebrochenen
Schaffenskraft. In der Bibliographie (587-620) sind
591 Publikationen aufgeführt. Ehe er 1967 auf den für ihn eingerichteten
Lehrstuhl für Konfessionskunde in Heidelberg berufen
wurde, hatte er ein Pfarramt inne, war Leiter der Evang.
Akademie Schleswig u. Privatdozent in Kiel. Seine zu Standardwerken
gewordenen Publikationen zeigen, wie umfassend
er Konfessionskunde versteht. 1939 promovierte er über „Der
Kirchenbegriff der Schwärmer", 1953 folgte seine Habilarbeit
über „Die orthodoxe Kirche in der Ukraine von 1917 bis 1945"
(1994 in erweiterter Fassung neu aufgelegt), 1963 seine Studie
„Die katholische Kirche von 1648 bis 1870" (1969 auch englisch
). 1971 war Äthiopien Schwerpunkt mit der Arbeit „Die
Kirche Äthiopiens. Eine Bestandsaufnahme." 1977 folgte seine
„Konfessionskunde", 1978 die Herausgabe von „Die Kirche
Armeniens. Eine Volkskirche zwischen Ost und West." 1984
erschien die „Kirchengeschichte des Heiligen Landes" und
1993 eine Arbeit über die Anthroposophie. Seine Veröffentlichungen
zur armenischen und äthiopischen Kirche, die eine
besondere Liebe zu diesen Kirchen ausdrücken, wurden begleitet
durch die Herausgabe zweier Zeitschriften und der Einrichtung
zweier Trägerschaften. Um die orientalisch-orthodoxen
Kirchen seinen Studenten nahe zu bringen, initiierte er seit
Beginn der 80er Jahre Treffen zwischen hohen Würdenträgern
dieser Kirchen und seinen Studenten. Mittlerweile sind diese
Gespäche als Konsultationen fest in das EKD-Orthodoxiepro-
gramm integriert.

Die FS ist in acht Abschnitte aufgeteilt, die die verschiedenen
Schwerpunkte des Jubilars widerspiegeln. Im 1. Abschnitt: An
den Quellen des Nils: Christen in Äthiopien (15-90) kommen
V. Boll, S. Hable-Selassie, E. Hammerschmidt. M. Kropp, R.
Pankhurst. L. Ricci. K. Stoffregen-Pedersen u. J. Tubach zu
Wort. Im 2. Abschnitt: An den Ufern des Nils: Christen in
Ägypten (91-134) finden sich Aufsätze von B. J. Diebner/Cl.
Nauert, M. Lesinski u. C. D. G. Müller. Rund um den Zion:
Christen im Heiligen Land (135-191) ist der 3. Abschnitt überschrieben
, in dem M. Kohlbacher, M. Lückhoff u. P. Plank zu
Wort kommen. Der 4. Abschnitt: Zwischen Tur "Abdul und

Kaukasus: Syrische, armenische und georgische Christen (193-
271) beinhaltet Arbeiten von Chr. Burchard, W. Hage, F. v.
Lilienfeld, A. B. Schmidt u. M. Tamcke. Zwischen Ägäis und
Ostsee: Christen in Südost- und Osteuropa (273-385) ist der 5.
und längste Abschnitt überschrieben und enthält Ausführungen
von H. D. Döpmann. M. George. P. Hauptmann. W. Heller, [.-
V. Leb, L. Maier, R. Staats u. N. Thon. Kirchen des Abendlandes
und des Morgenlandes begegnen sich (387-439) lautet der
6. Abschnitt und enthält Beiträge von K. Chr. Felmy, V.Ionija,
Chr. Künkel, B. Plank, K. Schwarz u. E. Chr. Suttner. Im 7.
Abschnitt: Verschiedene Traditionen deuten sich gegenseitig
(441-488) kommen Ph. Harnoncourt, P. Philippi, H. Pitters. A.
M. Ritter u. W. Thiede zu Wort und der letzte Abschnitt (489-
583) mit Beiträgen von H. Gazer, M. Ghattas, H. Goltz, E.
Kraft. G. Krelschmar. W. Reiss u. G. Stricker ist überschrieben
mit: Am Puls der Zeit.

Von den 45 Aufsätzen sind drei in englisch, einer in italienisch
(leider ohne deutsche Zusammenfassung) und die restlichen
in deutsch verfaßt. Den Abhandlungen voraus gehen zwei
neugriechische Gedichte von 1. Kourempeles ohne beigegebene
Übersetzung und eine Predigt von K. Berger.

Die Beiträge bieten eine Fülle von Einzelaspekten zu einzelnen
Kirchen und Kulturen. Insgesamt ist es ein erfreuliches und
spannend zu lesendes Buch, in dem Historie und Gegenwart
dicht beieinander sind. Es ist zu wünschen, daß die FS eine
große Leserschaft findet.

Blaubeuren-Asch Wolfgang Schwaigen

IReventlow, Henning Graf:] Altes Testament - Forschung
und Wirkung. Festschrift für Henning Graf Reventlow,
hrsg. von P. Mommer u. W. Thiel. Frankfurt/M.-Berlin-New
York-Pans-Wien: Lang 1994. XII, 407 S., 1 Porträt 8*'. Lw.
DM 98,-. ISBN 3-631-46609-9.

Zur Vollendung des 65. Lebensjahres ist dem langjährigen Bochumer
Alttestamentler Henning Graf Reventlow eine Festschrift
überreicht worden, für deren Herausgabe Peter Mommer
und Winfried Thiel verantwortlich zeichnen. Sie vereinigt 25
Beiträge namhafter Gelehrter aus dem Freundes-, Schüler- und
Kollegenkreis des Jubilars,

Die Aufsätze sind unter drei thematische Gesichtspunkte
geordnet, die die Hauplarbeitsgebiete des zti Ehrenden berühren
: alttestamentliche Exegese. Theologie sowie Wissenschaftsund
Wirkungsgeschichte. Es handelt sich durchweg um interessante
Fragestellungen, die in den einzelnen Studien aufgegriffen
werden. Die vorgelegten Forschungsergebnisse fördern die
Diskussion zum jeweiligen Gegenstand.

Im Abschnitt „A - Alttestamentliche Exegese" (3-119) begegnen
Arbeiten zu Textkomplexen aus allen drei Kanonteilen.
H.-J. Boecker beschäftig! sich mit Gen 39. der Versuchung
Josephs (3 ff.), während E. Otto über das Heiligkeitsgesetz in
der Pentateuchredaktion handelt (65 ff.). Man könnte die Ausführungen
von H. Seebaß, „Biblisch-theologischer Versuch zu
Num 20.1-13 und 21,4-9" (219 ff.), grundsätzlich auch dem
feil A zuordnen. P. Mommer untersucht an IKön 12 das Verhältnis
von Situation, Tradition und Redaktion zueinander (47
ff.). Zu Problemen des Amosbuches nehmen J. Jeremias und I).
Vieweger Stellung. Ersterer befaßt sich im Zusammenhang von
Am 1,1 mit 2,13-16; 8,8; 9,1-4 und 9,5 f. mit der Erdbebenthematik
, welcher er eine große (auch inhaltliehe), das Buch strukturierende
Bedeutung zumißt (15 ff.). Letzterer wendet sich der
Diskussion um die Echtheit der Völkersprüche unter besonderer
Berücksichtigung des Aramüerspruehes Am 1.3-5 zu (103 ff.).
Der Frage nach der Einheitlichkeit von Psalm I 14 geht L. Rup-
pert nach (81 ff.), während es bei II. Strauß um Gebrauch und