Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1995

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

925

Theologische Literatur/.eitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 10

926

Chung. Sang-kun: Das Christusbild in der Hymne „Morgenopfer an den
Erlöser": mit einigen Bemerkungen zur Frage der Verfasserschaft Hölderlins
(BWKG 92, 1992, 120-135).

Lößl. Josef: Das Religiöse im Werk Joseph Conrads (StZ 119, 1994,
675-686).

Lundgreen-Nielsen. Flemming: Grundtvig's Poetics (In: Allchin, A. M.
u.a. [Ed.]: Heritage and Prophecy. Aarhus: Aarhus University Press 1993.
87-102).

Meißner, Helmuth: Bau- und Ausstattungsmaßnahmen bei evangelischen
Kirchen im Markgrafentum Brandenburg-Kulmbach/Bayreuth während
des Reformationsjahrhunderts (ZBKG 63, 1994, 46-107).

Müller. Ludolf: Wer bist du. Jesus? Die Gestalt Christi in Leben und
Werk Dostojewskijs (ZW 66. 1995. 17-25).

Reuter. Fritz: Da-, Wormser Lutherdenkmal und seine Enthüllung vor
125 Jahren (BPfKG 61. 1994,305-317: III ).

Röper-Vogt, Ursula: Kirchenbauten gegen „Kirchliche Notstände": ein
Beitrag zum Kirchenbau in Berlin unter Friedrich Wilhelm IV. (1840-1850)
(JBBKG 59. 1993, 93-123: III ).

Thiessen. Gesa: Religious Art is Expressionislic (Irish Theological
Quarterly 59, 1993. 302-311).

Tschuggnall. Peter: Ahrahams Opfer - eine anstößige Erzählung Uber
den Glauben? Dichterische Varianten - Philosophische und psychologische
Rezeption - Literaturwissenschaftliche und theologische Befragung (ZRGG
46. 1994, 289-318).

- : Religion - Musik - Alltag. Mozarts eigenwilliges Verhältnis zu Religion
und Kirche (ZKTh 117. 1995. 68-79).

W'anitschke. Matthias, u. Guido Erbrich: .....auf die innere Stimme

hören". Die Frage nach Gott und dem Sinn des Lebens im Werk Vaclav
Havels. Leipzig: Benno 1994. 94 S. 8° = Erfurter theologische Schriften.
23. Kart. DM 19.80. ISBN 3-7462-1056-9.

Systematische Theologie: Ethik

Hausmanninger. Thomas [Hrsg.]: Christliche Sozialethik
zwischen Moderne und Postmoderne. Paderborn-München
-Wien-Zürich: Schöningh 1994. 248 S. gr.8". ISBN 3-
506-73756-2.

Die 1 1 Beiträge des Sammelbandes „Christliche Sozialethik
zwischen Moderne und Postmoderne" stellen Arbeiten von jüngeren
katholischen So/ialethikem vor; nur H. Kreß ist evangelischer
Theologe. Die Beitrage des Bandes geben zugleich die
Möglichkeit, Dissertationen oder andere Publikationen vorzustellen
. Entsprechend der Ortsbestimmung des Bandes „Zwischen
Moderne und Postmoderne" thematisiert die Einleitung
des Hg.s Thomas Haiismanninger als gemeinsamen Nenner das
Projekt Moderne sowie die Krisenphänomene der Moderne und
betont den pluralen Charakter des Werkes.
Gegliedert ist der Band nach 3 Rubriken:

1. „Katholische Sozialverkündigung im Angesicht der Moderne. Vernunft
- Freiheit - Fortschritt" (17-42).

2. „SozialethischeGrundlagenreflexion zwischen Moderne-und Postmoderne
-Konzepten." 7 Beiträge: Thomas Hausmanniger: Christliche Sozialethik
in der späten Moderne. Grundlinien einer modernitätsintegrativen
und -korrektiven Strukturenethik. 45-90; Hans-Joachim Höhn: Soziale Differenzierung
und plurale Vernunft. Komprehensive Rationalität als Basis
einer christlichen Sozialethik. 91-110; Hartmut Kreß: Der ethische Gehalt
theologischer Anthropologie: Überlegungen zu einer protestantischen
Ethik zwischen Moderne und Postmoderne, 111-129; Jean-Pierre Wils.:
Delegitimation. Die Logik der Moderne und die Chancen der christlichen
Ethik. Eine sozialethische Betrachtung, 130-140; Michael Schramm: .Dem
Widerstreit gerecht werden'. Die Herausforderung der theologischen Sozialethik
durch die postmoderne Philosophie Jean-Francois Lyotards. 141-
156; Marianne Heimbach-Steins: .Armut im Geiste' als Signatur christlicher
Sozialethik? Zur Notwendigkeit der Mystik in der Moderne, 157-170;
Franz. Wolfinger: Ein gemeinsames Weltethos? Überlegungen zu einem
aktuellen Streit. 171-185.

3. „Politisch-kirchliche Praxis zwischen Moderne und Postmoderne -
kirchliches Handeln im wellanschaulich pluralen Kontext". Edmund Arens:
Kirche im Anspruch kommunikativer Rationalität. 189-202; Ottmar John:
Zur Frage nach dem Subjekt kirchlicher Praxis angesichts der modern-postmodernen
Situation. 203-224; Peter Rottländer: Ethik der Solidarität im
Spannungsfeld von Postmoderne und Kommunitarismus, 225-245.

Symptomatisch für die Diskussionslage unter jüngeren katholischen
Theologen ist, daß nur ein Beitrag auf die offizielle kirchliche
Sozialverkündigung eingeht: U. Nothelle-Wildfeuer, die in
dem monumentalen Werk „Duplex ordo cognitionis", 1991, die
Grundlegung katholischer Soziallehre breit dokumentiert und
erörtert hat. Hier werden päpstliche Stellungnahmen zum wissenschaftlich
-technischen Fortschritt und damit Modernitätskritik
- Korrektur als Vorgriff auf die Postmoderne - ausgelegt.

Reichhaltiger und divergenter sind die „Konzepte", die Anknüpfungspunkte
und Anschlußmöglichkeiten der sozialethischen
Grundlagenreflexion suchen. Hier bleibt die offizielle
Soziallehre beiseite. Man bekommt Einblick in Suchbewegungen
nach allen Seiten hin. Gemeinsam ist den Studien das Bestreben
, am zeitdiagnostischen Diskurs teilzunehmen. Th. Hausmanninger
, der über Medienethik publiziert hatte, legt den Entwurf
einer Strukturenethik vor, welche das Projekt Moderne
über eine bloße instrumenteile Rationalität hinausführen und
die Autonomie der Person bewahren soll. H. J. Höhn argumentiert
handlungstheoretisch und fordert eine komprehensive
Vernunft, eine Grenzen übersteigende Rationalität. J. P. Wils
reflektiert in einer sehr abstrakten Überlegung „Zeit- und Raumwahrnehmung
als anthropologische Falle" und bezieht den Zeitfaktor
auf Max Webers Rationalitätsverständnis. M. Schramm
greift Lyotards ethische Konzeption mit ihrer Pluralisierung der
Vernunft auf. M. Heimbach-Steins deutet mystische Erfahrung
der „Armut im Geiste" als Potential des „Anderen der Vernunft
", also als Angebot an die Postinoderne. Mystik ist Krisenerfahrung
. F. Wolfinger diskutiert H. Küngs Projekt Weltethos.
Der evangelische Beitrag von H. Kreß rehabilitiert die
Anthropologie als theologisches Thema und erweist deren Aktualität
in heutigen Debatten (Individualität, Lebensrecht des
Einzelnen); Kreß optiert nachdrücklich für die Neuzeit oder
Moderne.

Die 3 Beiträge zur „politisch-kirchlichen Praxis" thematisieren
das kirchliche (katholische) Selbstverständnis und den Ort
der Kirche in der pluralistischen Gesellschaft. E. Arens plädiert
für Habermas' „kommunikatives Handeln" als Beitrag für eine
vernünftige innerkirchliche Willensbildung. Auch O. John tritt
für eine kommunikative Kirche ein. Er betont den Communio-
Gedanken des 2. Vatikanischen Konzils und die Mündigkeit der
Kirchenglieder gegenüber einem autoritativen Lehramt. P. Rottländer
bringt den Kommunitarismus in die ekklesiologische
Debatte ein und verbindet ihn mit der Option für die Armen.

Die Spannweite der Themen und Positionen ist groß. Die
Gegensätze zwischen den Autoren werden nicht wegretuschiert.
Der Band vertritt kein inhaltliches Programm (vgl. 12). Der
„Passepartoutbegriff' Postmoderne ist daher eher irreführend.
Ausgangspunkt sind Krisenerfahrungen der Moderne. Drei Fragestellungen
eint die Vff.: (1) Ein durchgängiges Motiv ist die
Auseinandersetzung mit dem Vernunftbegriff der Moderne,
wenn auch von unterschiedlichen Positionen her und mit verschiedenartigen
Argumenten. Einig ist man sich freilich, daß
ein Rückfall hinter Aufklärung und Rationalität nicht möglich
ist. (2) Ein heimliches Leitthema, das in den letzten drei Beiträgen
explizit aufgegriffen wird, ist das Kirchenverständnis. Eine
kommunikative Auffassung von Kirche steht, indirekt, gegen
eine autoritäre, hierarchische Kirchenstruktur; diese Fragestellung
ist katholisch. (3) Die Distanzierung von neoscholastischer
Philosophie und zeitloser Metaphysik löst die Nachfrage nach
anderen Denkweisen und nach rationaler Zeitdiagnose aus. Die
philosophischen Ansätze sind pluralistisch. Der Eindruck innovativer
Absicht und experimentierenden Denkens stellt sich ein;
manches ist mehr Programm als anwendungsfähige Anleitung;
der Anspruch auf Praxisrelevanz ist da, aber nicht immer durchgängig
erkennbar.