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Ausgabe:

1995

Spalte:

915-916

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Rempel, John D.

Titel/Untertitel:

The Lord's supper in anabaptism 1995

Rezensent:

Koch, Ernst

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915

Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 10

916

(118). Unter Superintendent Josef Braun war der evangelistische
Elan relativ erfolgreich. Der Austrofaschismus (1933-
1938) beengte die in den Anfangsjahren der Ersten Republik de
facto möglichen evangelistischen Aktivitäten, wie er ja auch der
gesetzlich anerkannten Evangelischen Kirche empfindliche
Nadelstiche versetzte. So wurde der „Anschluß" von Adventi-
sten emphatisch begrüßt und die Zeit des Zweiten Weltkrieges
durch Arrangements mit dem NS-Regime relativ gut überstanden
. Der große Hunger nach einer wegweisenden Wortverkündigung
, einer konservativen Werteethik und einer glaubhaft
gelebten Sinngebung führte in der Zeit nach 1945 wie in der
Evangelischen Kirche auch in der Adventmission zu einem
neuen Aufschwung. 1949 konnte in Bogenhofen (Oberösterreich
) ein kleines Seminar errichtet werden, zu dessen Lehrkörper
der Vf. zählt. In den 60er Jahren nahm auch die Adventmission
ihren Anfang, deren strikte Lebensführung zunehmend
nicht mehr ausschließlich durch eine eschatologische, sondern
durch eine flexiblere Haltung geprägt ist und auch auf soziale
Anfragen einer säkularisierten Welt eingeht. Es ist nur bedauerlich
, daß der Vf. seine anschauliche Darstellung nicht zumindest
mit einem Anhang über die weitere Entwicklung des österreichischen
Adventismus versehen hat. Doch fehlen wichtige
Beilagen nicht.

Das methodisch gekonnte, übersichtlich aufgebaute Werk
stellt eine gute Einführung in die Geschichte einer kleinen - den
großen Kirchen weithin fremden Religionsgemeinschaft im
Kontext eines größeren kirchenhistorischen Rahmens dar,
wobei der Vf. seiner theologischen Grundposition durchaus treu
bleibt, wie seine Schlußsätze (174) zeigen: "The Lord of missi-
on must grant wisdom to differentiate between universals that
must be proclaimed worldwide and the optional variables of
local culture. Seventh-day Adventism, therefore, must continue
as a movement with a changeless message for a changing
world."

Wien Peter F. Barton

Rempel, John D.: The Lord's Supper in Anabaptism. A Study
in the Christology of Balthasar Hubmaier, Pilgram Mar-
peck, and Dirk Philips. Foreword by H.-J. Goertz. Waterloo.
Ont.-Scottdale,Penn.: Herald Press 1993. 270 S. gr.8« = Stu-
dies in Anabaptist and Mennonite History. geb. $ 29.95.
ISBN 0-8361-3112-6.

Dieses Buch versteht sich als eine Art Ortsanweisung für men-
nonitische Sakramentstheologie im ökumenischen Kontext des
20. Jh.s, beschrieben im Feld zwischen Christologie, Abendmahlslehre
und Ekklesiologie. Auf einen solchen speziellen
Beitrag hin werden die drei im Titel genannten Sprecher der
Täuferbewegung des 16. Jh.s untersucht, deren Werk als fundamental
und exemplarisch für mennonitische Theologie und
mennonitisches Gemeindeleben verstanden wird (39). Dies
geschieht, indem ihre jeweilige Herkunft erkundet und ihr
Abendmahlsverständnis im Kontext der Christologie erfragt
wird. Dabei tritt besonders die Verwurzelung in der dogmatisch
-theologischen Tradition in das Blickfeld des Vf.s Für Pilgram
Marpeck, dessen Position eine besonders differenzierende
Behandlung erfährt, bedeutet das, daß er in Spannung zu Caspar
Schwenckfeld, Hans Denck und Menno Simons geriet - hier
machten sich Kontroversen auf der Grundlage des gleichen
Ausgangspunktes, nämlich einer johanneisch geprägten Theologie
, bemerkbar. Den Grund dafür findet R. in der unauflösbaren
ontologischen und temporalen Einheit von Galube und Sakrament
, die Marpeck auch die ontologische Barriere zwischen
Geist und Materie durchbrechen läßt (1441.). Zu bedauern ist.
daß die Arbeit diese Erkenntnis nicht mit der Theologie der

Wittenberger Reformation ins Gespräch bringt - selbst die Verweise
auf Luther im Register des Buches kann ich im Text nur
teilweise verifizieren (macht sich hier ein Schritt in der Bearbeitung
des Textes bemerkbar, der in das Register keinen Eingang
gefunden hat?).

Weist R. bei Hubmaier besonders auf dessen Biblizismus
hin, so findet er den Schlüssel zum theologischen Verständnis
von Dirk Philips in dessen Christologie, die vom Gegensatz
zwischen caro und Spiritus geprägt ist: Weil die von Sünde
gezeichnete Natur des Menschen unfähig ist, die Gnade aufzunehmen
, hat Christus sein Fleisch vom Himmel auf die Erde
bringen müssen, jedoch ist seine Menschheit nicht Medium des
Heils; heilsvermittelnd ist Christus, sofern er Geist ist. Das
bedeutet, daß die sakramentale Kommunion mit Christus paradigmatisch
zeichenhaft die außersakramentale Kommunion mit
dem heilbringenden Geist darstellt.

Als gemeinsames Erbe der drei dargestellten Vertreter der
Täuferbewegung betont R. die sichtbare Form des Lebens einer
Gemeinde einschließlich ritueller Bereiche. Ihre johanneisch
geprägte Theologie formt auch eine eigen geprägte Trinitätstheo-
logie, die die Eigenart der zweiten und dritten Person der Trinität
kaum noch beschreibbar macht. Das wiederum bedeutet, daß ihre
Eucharistietheologie eher als pneumatologisch denn als christo-
logisch zu charakterisieren ist. Ein eigener Abschnitt beschreibt
die Wirkungsgeschichte dieser Ansätze in der Geschichte men-
nonitischer Lehre und Praxis (201-210), fragt nach Möglichkeiten
einer Überschreitung ihrer defizienten Bereiche in Christologie
und Abendmahlstheologie im gegenwärtigen ökumenischen
Kontext (210-220), formuliert eine systematische Kritik der täu-
ferisch-mennonitischen Abendmahlslehre (220-225) und bringt
sie am Schluß knapp ins Gespräch mit dem Accra-Papier von
Faith and Order von 1982 (2251.). Offenbar mißt R. den einzelnen
von ihm untersuchten Theologen unterschiedliche Chancen
für einen konstruktiven Beitrag zum gegenwärtigen ökumenischen
Gespräch zu. So bleibt neben dem Gewinn einer historisch
-systematisch orientierten Untersuchung wichtiger Quellen
mennonitischer Theologie die Frage zurück, ob sich Christen
dieser Tradition in den aufgezeigten Konsequenzen dieser Untersuchung
verstanden fühlen werden.

R. weist gelegentlich selbst auf Schwierigkeiten im Verständnis
der Texte hin, die er verarbeitet hat (so z.B. 55). In der Tat ist
zweifelhaft, ob etwa der Terminus „widergedechtnüß" bei Hubmayer
mit dem identisch ist, was gegenwärtige Theologie mit
„anamnetisch" umschreibt. Die Übersetzung oberdeutsch-frühneuzeitlicher
Texte ins Englische bleibt eine schwierige Aufgabe
. - Störend ist, daß Erich Hertzsch konsequent als „Hertzsche"
zitiert wird.

Leipzig Ernst Koch

Carlotti. Paolo: La famiglia comunione di persone: alcune considerazio-
ni sulla Lettera alle Famiglie di Giovanni Paolo II (Sal. 56, 1994, 717-740).

Caviglia, Giovanni: Gesü Christo, „punto l'ocale de desideri dclla storia e
della civilitä" (Gaudium et spes 45): incontro misterioso e affascinante tra
eternitä e tempo (Sal. 54, 1992, 41-78).

Hauptmann. Peter: Das Konkordienbuch für die Obersorben (LuThK
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Kolb, Robert: Luthers Auslegung des ersten Gebots als Impuls für ein
lutherisches Bekenntnis heute (LuThK 19, 1995, 50-60).

Merlo, Paolo: Una morale „teologica": tratti teonomici e cristonomici
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Murphy. George L.: The Science-Theology dialogue and theological
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Rayappan. Mary John: The problem of caste and catechesis in India: a
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Schütz, Eduard: Das leidige Gespräch mit den Baptisten über die Taufe
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Semeraro, Cosimo: II clero in Italia fra Restaurazione e primo Novecen-
to: all'intrasigenza alla consapevolezza del ruolo (Sal. 55, 1993. 663-691).