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Ausgabe:

1995

Spalte:

878-880

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Kaiser, Otto

Titel/Untertitel:

Grundriß der Einleitung in die kanonischen und deuterokanonischen Schriften des Alten Testaments 1995

Rezensent:

Smend, Rudolf

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877

Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 10

878

Der Hauptteil über die Präposition Kaf ist in 10 Kapitel (A-J)
mit jeweiligen Unterabschnitten geteilt. Kap. „A (11-38) Einleitendes
" behandelt „Voraussetzungen", die sachliche wie methodisch
terminologische Prämissen enthalten. Die „Grundbedeutung
" der Relationspartikel, ein präfigiertcs. einkonsonantiges
Lexem, sechsthäufigste Präp. im AT. steht als Exponent der teilweise
!] Gleichstellung der semantischen Teilmerkmale zweier
Größen.

„Diese Aktualisierung der .Grundbedeutung' je nach den invol-
vierten Kategorien von Korrelaten im einzelnen aufzuzeigen und
zu klassifizieren, ist die Hauptaufgabe der vorliegenden lexikalischen
Untersuchung. " (12) Terminologisch wird das erste Korrelat
, der Ausgangspunkt des Vergleichs, formalisiert als ,x' bzw.
.x-Seite". das /weite Korrelat, das Vergleichsziel. als ,y" oder ,y-
Seite' bezeichnet. Als Wortart bleibt Kaf immer Präp. Auf der paradigmatischen
Ebene gibt es keine Synonyme, sondern nur begriffliche
Umschreibungen durch entsprechende Begriffsverben.
Für die modalen Beziehungen zwischen der x- und der y-Seite
wird nunmehr der Begriff „Rubrik" verwendet, ansonsten werden
die gleichen syntaktischen und semantischen Kategorien gebraucht
. Ziel ist auch hier, alle Vorkommen der Präp. im AT zu
erfassen. Insgesamt sind 3038 prosaische wie poetische Belegstellen
im AT verzeichnet. Als eigene Lexeme werden die Eigennamen
(76x) behandelt, die etymologisch die Präp. enthalten.

Kap. „B. Vergleichbarkeit (Rubrik I)", 39-63: Für die Vergleichbarkeit
wird die Präp. im Prädikatskern eines approximierenden
Nominalsatzes - ohne tertium comparationis - gebraucht
, für die Gleichheit in einer modalen Angabe, die zu
einem ganzen Satz tritt, verwendet. Vergleichbare Größen sind
z.B. Personennamen und Gestalten der Vergangenheit, im Schema
„Vorbild - Nachahmung" dargestellt, oder andere Prototypen
, auch Gottesbezeichnungen und Ortsnamen nach dem Schema
„Typus - Exemplar" ausgedrückt. Unvergleichlichkeitsaussagen
sind negierte Aussagen. Für reziproke Angleichung wird die
Präp. doppelt gesetzt. Es dominieren auch Statusbezeichnungen,
die zumeist aus dem Rechtsbereich stammen.

Kap. „C. Gleichartigkeit (Rubrik 2)", 64-83: Das tertium
comparationis wird durch das Prädikat des Hauptsatzes gebildet
. Die Ausgangsgröße x ist im gleichen Zustand oder Vorgang
begriffen wie das Vergleichsziel y. Es geht um Vergleiche
bei Sanierungen. Klassifizierungen. Qualifizierungen und das
mit Zustandsverben. Vergleichsverben, Vorgangsverben oder
Orts(veränderungs)verben. Mehrgliedrige und gleichnishafte
Vergleiche gehören dazu, die auf der x-Seite die Sachebene im
Hauptsatz, dagegen die Bildebene auf der y-Seite im Vergleichssatz
ohne genaue Entsprechungen zwischen den einzelnen
Gliedern haben. Das tertium comparationis der Vergleiche
ist reduziert, wenn es um die Übereinstimmung zweier Sätze im
Zeitpunkt bzw. in quantitativer Hinsicht geht.

Kap. „D. Nachahmung (Rubrik 3)", 84-103: Diese Gruppe
mit etwa 500 Belegen hat zum allgemeinen Schema Vergleiche
mit konkret-transitiver Handlung im Hauptsatz, im Nebensatz
aber mit jeweils verschiedenem Subjekt. „X handelt wie Y handelt
", also Nachahmung wie das Vorbild.

Kap. „E. Wiederholung (Rubrik 4)", 104-116: Es geht hier um
Vergleiche mit gleichem Subjekt im Haupt- und Nebensatz. „X
ist prädiziert wie Y". Subjekt und Prädikation bleiben unverändert
. Der Unterschied liegt im Zeitbezug und im Objekt. Der
Vergleichssatz meint frühere Zustände, Vorgänge, Handlungen.

Kap. „F. Verwirklichung (Rubrik 5)", 117-124: Es sind Vergleiche
von Wirklichkeit und Vorstellung, die mentale Tätigkeiten
meinen wie Wahrnehmen. Beurteilen, Wollen. Der Vergleich
kontrastiert die Gleichheit des Vorstellungsinhalts und
der abgebildeten Situation, beläßt jedoch die Ungleichheit im
Wirklichkeitsbezug und im Zeitpunkt.

Kap. „G. Bewahrheitung (Rubrik 6)". 125-129: Im Vergleichssatzgefüge
ist eine darauf bezogene Sprechhandlung positiv verglichen
. Der Nebensatz ist mit einem verbum dicendi und der
Präp. eingeleitet: „wie er gesagt hatte", „gemäß seinem Wort".

Kap. „H. Befolgung (Rubrik 7)", 130-139: Der Hauptsatz als
Handlungssatz mit einer Aufforderung zur Handlung wird im
Nebensatz verglichen. Auffordernde Sprechhandlungen sind
Befehl, Bitte, Gewährung, Verabredung.

Kap. „I. Gleichzeitigkeit (Rubrik 8)", 140-156: Waren bisher
beiden Vergleichsgrößen gemeinsame Bedeutungsmerkmale im
Prädikat des Hauptsatzes als tertium comparationis vorausgesetzt
- der Vergleich fiel inhaltlich qualitativ aus -, so bedeutet
zeitliche Vergleichbarkeit nicht Gleichzeitigkeit, sondern unmittelbare
Aufeinanderfolge, wohl zeitliche Berührung. Gleiche
Bedeutung und ungleicher Zeitbezug im Haupt- und Nebensatz
kommt im Vergleichssatz etwa 500 mal vor, dagegen unabhängige
Bedeutung und vergleichbarer Zeitbezug steht im Temporalsatz
etwa 70 Mal. Die temporale Bedeutung wird oft durch
einen Tempusmarker unterstrichen, während er bei Vergleichssätzen
fehlt.

Kap. „J. Maßgleichheit (Rubrik 9)". 157-165: Hier geht es
um qualitative Vergleiche mit Zahl- und Mengenangaben, die
keine wirkliche, genaue Anzahl meinen wollen.

Wie der erste Band so ist auch der zweite Band der hebräischen
Präpositionen mit großer Akribie vorzüglich erarbeitet
und gestaltet. Vf. und Verlag sei dafür Dank!

Jena Jutta Körner

Kaiser, Otto: Grundriß der Einleitung in die kanonischen
und deuterokanonischen Schriften des Alten Testaments.

1.: Die erzählenden Werke. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus
Gerd Mohn 1992. 180 S. 8°. Pp. DM 48,-. 2.: Die prophetischen
Werke. Ebd. 1994. 198 S. Pp. DM 68,-. 3: Die
poetischen und weisheitlichen Werke. Ebd. 1994. 163 S. Pp.
DM 68,-.

Es ist eine Rarität, daß ein Gelehrter nacheinander zwei Lehrbücher
über ein und dasselbe Gebiet schreibt. Von O. Kaisei
gab es seit 1969 eine „Einleitung in das Alte Testament", die
1984 ihre „grundlegend neubearbeitete" 5. Autlage erlebte.
Statt einer 6. Auflage ist ihr nun ein ganz neues Buch gefolgt,
das der Autor im Vorwort des ersten Bandes den „kleinen Bruder
" seines Vorgängers nennt. Aber nimmt man die drei Bände
zusammen - zunächst waren nur zwei vorgesehen -, dann steht
der „Grundriß der Einleitung" hinter der „Einführung in ihre
Ergebnisse und Probleme" - so der Untertitel des älteren
Buches wohl in Analogie zu dem wesentlich weniger gehaltvollen
neutestamentliehen Parallel werk von W. Marxsen im gleichen
Verlag - schon an Umfang nicht zurück. Beidemale handelt
es sich, trotz „Einführung" und „Grundriß", um vollwertige
„Einleitungen".

Martin Noth sagte gelegentlich, der Verlust seiner Manuskripte
im zerstörten Königsberg habe für ihn die durchaus heilsame
Folge gehabt, daß er gezwungen worden sei, seine Vorlesungen
neu auszuarbeiten und dabei alles frisch zu durchdenken und teils
bewußt, teils unbewußt mancherlei Ballast abzuwerfen. Otto
Kaisers temperamentvolle Lern-, Wandlungs- und Darstellungsfreudigkeit
bedarf keines äußeren Zwanges, um ständig zu Metamorphosen
zu führen. Man ist bei ihm immer up to date, ist aber
zugleich immer bei Otto Kaiser. Sein Weg begann einst bei Artur
Weiser, dem noch alle Auflagen der „Einleitung" gewidmet
waren (die fünfte gemeinsam mit Karl Elliger), hat sich aber weit
von diesem Ausgangspunkt entfernt und dem Autor schließlich
hohe Ehren eingetragen, von denen die Widmungen der drei
Bände des „Grundrisses" Kunde geben.

Kaiser ist ein passionierter und überaus erfolgreicher Pädagoge
. Als solcher hat er jeden Paragraphen des „Grundrisses" in