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Ausgabe:

1995

Spalte:

825-828

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Behrenberg, Peter

Titel/Untertitel:

Endliche Unsterblichkeit 1995

Rezensent:

Stoellger, Philipp

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Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 9

826

Christentum zur reinen Jenseitsreligion machen möchte, aufkommen
. Das Erwarten des Reiches muß für uns zum Wollen des
Verwirklichens desselben in dieser Welt (werden). Gerade dadurch
werden wir Christen im ursprünglichen Sinn". (354)

Man kann dem Herausgeberkreis und dem Verlag nur baldige
Fortschritte und weiterhin eine glückliche Hand bei der Edition
des Nachlaß-Werkes Albert Schweitzers wünschen.

Berlin Hans-Hinrich Jenssen

Barker. H. Gayion: Bonhoeffer. Luther, and Theologica Crucis (Dialog
34. 1995, 10-17).

Bell, Theo M. M. A. C: Bernhard von Clairvaux als Quelle Martin
Luthers (Bijdr. 56, 1995. 2-18).

Berg. Johannes van den: Grotius' Views on Antichrist and Apocalyptic
Thought in England (In: [Meyjes. G. H. M.:| Hugo Grotius - Theologian.
Leiden: Brill 1994. 169-184).

Berndt. Rainer: La theologie ramme Systeme du monde. Sur l'evolution
des Sommes theologiques de Hugues de Saint-Victor a Saint-Thomas
d'Aquin (RSPhTh 78. 1994.555-572).

Boey. K.: Blondel in het licht van Ignatius' Geestelijke Oefeningen;
Blondel and Ignatius' Spiritual Exercises (Bijdr. 55, 1994, 399-411).

Bok. Nico den: In vrijheid voorzien. Een systematisch-theologische ana-
lyse van Augustinus' teksten over voorkennis en wilsvrijheid (Bijdr. 56.
1995.40-60).

-: Wat God wil volvoert Hij: Een systematische analyse van Augustinus'
visie op Gods (verkie/ende) wil in relatie tot de menselijke wilsvrijheid
(NedThT49. 1995. 24-41).

Briese. Olaf: Wie unsterhlich ist der Mensch? Aufklärerische Argumente
für Unsterblichkeit in der Zeit von 1750 bis 1850 (ZRGG47. 1995, 1-16).

Deuser. Hermann: Daß und wiefern es »glaublich« sei. Ferdinand Kat-
tenbuschs historisch-systematische Theologie (ZThK 92. 1995. 54-70).

Kaher. H.: Een nieuw licht op Karl Barth (KeTh 46. 1995, 108-119).

Kalque. Emmanuel: Vision, exces et chair. Essay de lecture phenomeno-
logjque de l'oeuvre de saint Bonaventure (RSPhTh 79. 1995. 3-48).

Heering. Jan Paul: Hugo Grotius' De Veritate Religionis Christianae (In:
[Meyjes. G. H. M.:| Hugo Grotius - Theologian. Leiden: Brill 1994. 41-52).

Jonge. Henk Jan de: Grotius' View of the Gospels and the Evangelists
(In: [Meyjes, G. H. M.:] Hugo Grotius - Theologian. Leiden: Brill 1994.
65-76).

Kelly. Geffrey B.: Dietrich Bonhoeffer's Theology of Liberation (Dialog
34. 1995, 22-29).

Krotke. Wolf: Karl Barths und Dietrich Bonhoeffers Bedeutung für die
Theologie in der DDR (KZG 7. 1995. 279-299).

Mehlhausen. Joachim: Konstitutionalist und Kirchenreformer. Friedrich
Daniel Ernst Schleiermacher (1768-1834) (EK 28. 1995. 40-42).

Pauck. Marion: Reinhold Niebuhr. Wilhelm Pauck and Paul Tillich:
Legend an Myth (Dialog 34, 1995. 44-51).

Keymond. Bernard: Les rituels reformes du bapteme (ETR 70. 1995,
207-227).

Sentis. Laurent: La lumiere dont nous faisons usage. La regle de raison et
la loi divine selon Thomas d'Aquin (RSPhTh 79. 1995. 49-70).

Stolle. Volker: Luther, das „Amt" und die Frauen (LuThK 19. 1995. 2-22).

Thouard, Denis: Schleiermacheret le langage religieux (RScR 82. 1994.
335-360).

Trapman. Johannes: Grotius and Erasmus (In: |Meyjes. G. H. M.:| Hugo
Grotius - Theologian. Leiden: Brill 1994. 77-98).

Yaucelles. Louis de: Theologie politique et doctrines republicaines en
France de 1875 ä 1914 (RScR 82. 1994, 9-38).

Systematische Theologie: Dogmatik

Behrenberg. Peter: Endliche Unsterblichkeit. Studien zur
Theologiekritik Hans Blumenbergs. Würzburg: Königshausen
& Neumann 1994. VIII. 228 S. 8° = Epistemata. Reihe
Philosophie. 148. Kart. DM 48.-. ISBN 3-88479-895-2.

In seiner bei J. B. Metz geschriebenen und 1993 von der Katholisch
-Theologischen Fakultät der Universität Münster angenommenen
Dissertation stellt der Vf. „Endliche Unsterblichkeit als

das Thema der Philosophie Blumenbergs" dar, die einen ..Lebensentwurf
" entfalte, der „auf die zentrale Fragestellung Kants,
was der Mensch sei. eine Antwort zu geben versucht" (183).
Dagegen stellt der Vf. von vornherein in erstaunlicher Entschiedenheit
seine eigene These: „...wo der Philosoph Hans Blumenberg
die Passion Jesu in ihrer Wirklichkeit als die unausge-
standene Klage an Gott aus dem Leid verwirft und statt dessen
aus der Provokation heraus, die unschuldiges Leid hervorruft, die
Freisetzung dichterischer Phantasie ableitet - da muß Theologie,
mit dem Bilderverbot im Hintergrund, auf einer letzten Unversöhntheit
beharren. Gerade weil Bilder vom Ende einer Leidensgeschichte
... über ihre ästhetische Darstellung hinausdrängen als
ein praktischer Aufruf zur Beendigung von Leid, sind sie für die
Aufgabe einer Identitätsbildung durch Kunst untauglich" (VII.
vgl. aber 127f). Mit dieser Entgegensetzung distanziert sich der
Vf. von Blumenbergs „Versuch einer Stärkung des neuzeitlichen
Subjekts", die mit Nietzsche in einer „ästhetischen Existenz" die
menschliche Daseinssorge zu bewältigen suche (3); aber der
„Trost, den dieses Leben benötigt" reduziere sich in dieser Perspektive
auf „pure Selbstbestätigung jenseits eines verbindenden
und verbindlichen Wahrheitsbegriffs" (4).

Auf dem Hintergrund dieses Horizontgegensatzes entfaltet
der Vf. im ersten Teil „Grundzüge der Philosophie Blumenbergs
" unter den Aspekten „Der Wirklichkeitsbegriff der Neuzeit
" (6ff), „Anthropologie: Der bedürftige Mensch" (3 III) und
Phänomenologie der (Christentums-^Geschichte" (57ff). Die
Darstellung des Wirklichkeitsbegriffs setzt ein bei der Abkehr
von der Seinsgeschichte" (6ff), d.h. der Heidegger-Auseinandersetzung
Blumenbergs in seinen unveröffentlichten akademischen
Arbeiten, in denen der Vf. bereits die Anfänge der
Phänomenologie der Geschichte findet (8f). „Lebenswelt und
Realität sind Grenzbegriffe, die einen Spielraum eröffnen, innerhalb
dessen Geschichte stattfindet" (I8f), reformuliert er die
Pointe eines Aufsatzes von 1972, womit sich zeigt, daß er den
jungen Blumenberg aus der Perspektive seiner späteren Entwicklung
rekonstruiert. Die erhellende Konsistenz des ersten
Teils geht damit zu Lasten der hermeneutisch widerständigen
Faktizität, d.h. der erst allmählichen Genese von Blumenbergs
Phänomenologie der rhetorischen Formen als einer Phänomenologie
der Geschichte.

Da Geschichte zwischen Lebenswelt und Realität spiele, sei
erstere nach Blumenberg immer schon verlassen (18-25), was
das Mängelwesen Mensch dazu nötige, Realität allererst herzustellen
kraft seiner Imagination, so daß der Wirklichkeitsbegriff
im Horizont der Ästhetik verortet sei (25ff) - wodurch indes
das Verhältnis von imaginierter und absolutistischer Wirklichkeit
in der Darstellung unklar bleibt. P. Valerys „Poetik der Selbstbehauptung
... vermag exakt - in Blumenbergs Interpretation -
diejenige Distanzierungsleistung zu erbringen, die notwendig ist,
um Mensch, Welt und Wirklichkeit erneut einander anzunähein
[?], ohne die gewonnene Freiheit [?] nach dem Verlassen der
Lebenswelt preisgeben zu müssen" (30) - bringt jedoch das Verlassen
der Lebenswelt nach Blumenberg Freiheit oder allererst
die Imagination angesichts dieses Verlustes, die dann befreiende
Distanz verschafft gegenüber der absolutistischen Wirklichkeit?

Die Anthropologie des Mangels stellt der Vf. dar anhand von
Blumenbergs Geschichte der kopernikanischen Wende, an der
exemplarisch sichtbar werde, wie die Rhetorik dem Menschen
als .Überlebenskunst' diene (33. 40ff): „Mit Hilfe der Rhetorik
erfaßt sich der Mensch in seiner Situation nach dein Zerbrechen
der lebensweltlichen Selbstverständlichkeiten" (42). Als Paradigma
für rhetorische resp. poetische Selbstbehauptung diene
Goethe, besonders dessen Rezeption des Prometheusmythos,
sofern in seiner Biographie „das Grundprinzip des Mythos
exemplarisch zur Erfüllung gelangt" (47).

Die Konsequenzen der .rhetorischen Selbstbehauptung' verfolgt der Vf.
bis in Blumenbergs (anti-)politische Philosophie (5()ff. vgl. 99ff). Gut vor