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1995

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 1

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mterpetieren ist, sondern eine eigenständige philosophiege- vor, in denen je drei repräsentative Einzelkonzeptionen von

schichtliche Größe darstellt, deren Theologie - unabhängig Theologen der Reformationszeit bzw. des 20. Jh.s vorgestellt

vom späten Kant - zu begegnen lohnt. Auf diese theologische werden; es folgt ein gegenwartsorientierter systematischer

Relevanz des gewiß nicht leicht geschriebenen Buches sei hin- Schlußteil. Nachdem B. bereits im Vorwort hervorgehoben hat-

gewiesen. te, daß wissenschaftstheoretische Fragen nie rein formal, d.h.

unabhängig von material-dogmatischen Entscheidungen behan-
Marburg Günther Keil delt werden könnten (vgl. 15), ist es nur konsequent, daß es ihm
_ auch in den historischen Partien nie nur um distanziertes Referat
, sondern immer auch um konkrete Auseinandersetzung über
(Nzstm' Marios: Die ReligionsPhilos°Pnie in Griechenland (1916-1986) die .Sache' geht (vgl. programmatisch 15f.). Dabei verschrän-
Br^- •^ k!"3' 2i5"229)- ken sich kunstvoll die Weise der Darstellung - Auslegung von

^^^2^^^!^^" Tlxtenin ,hrer vielfalt ,und °TratheiVvgl- '51" ,und der

Breton, Stanislas: Supcrlatif et Negation. Comment dirc la Transcendan- dabel vorausgesetzte und im Vollzug explizierte Theologie^-

ce.'tRsPhTh 78, 1994. 193-202). griff: Theologie als Sprach- und Formenlehre der Heiligen

Coreth. Emerich: Philosophische Grundlagen der Theologie Karl Rah- Schrift (vgl. 404f. U.Ö.).
ners (S,z i iy , m 525.536). Eine Art ,Vorbegriff von Theologie entwickelt B. in dem

haltvm,"8! KlaUN:,."Spiclereicn- vcrdeck,em KrnM vermischt" Unter- „Hauptmomente der Geschichte des Theologieverständnisses"

uuaine fonnen literarischer Wissenvennittlung hei Diogenes von Sinope , ... ,. . c. , ., . .. . ,-,„-,0? ,^ ... .

I""1 den frühen Kynikern (In: Kulmann. W.. u J. Althoff [Hg.]: Vermin- betitelten kurzen Einleitungskap.tel (20-32): Die christliche

wng und Tradierung von Wissen in der griechischen Kultur. Tubingen: Kirche erbt mit der Übernahme des Terminus „Theologie" aus

Narr 1993. 337-352). der griechischen Antike dessen Stellung „zwischen Metaphysik

t. .t*"va1' Andre: Aux origines de la Revue des Sciences philosophiques et und Mythologie" (21), Übernimmt dabei zwar die philosophi-

otogiques (RsPhTh 78. 1994. 31-44). sche Kritik an der Verendlichung des Unendlichen im Mythos,

«0Kfc& m"^ ^^f* in ,d" MmMchkeh als Ausdruck w,s- v0||zieht aber aufgrund des Inkarnationsdogmas die metaphysi-

^nattlicher Methode bei Aristoteles (In: Kulhnann. W., u. .1. Altholl , , . ° _ , . 0 „r *. f .

Wg.l: Vermittlung und Tradierung von Wissen in der griechischen Kultur. sche Abstraktion des Gottesgedankens von aller Welthaftigkeit

'Uhingen: Narr 1993. 263-280). ur>d Geschichtlichkeit nicht mit: Christliche Theologie ist wie

1994 2jB' Francis: Descartes ä Recherche de la Certitude (RSPhTh 78. der Mythos vergegenwärtigende Nacherzählung, nun aber nicht

' ~ beliebiger phantastischer Göttergeschichten, sondern der einen,

Medium7 dj.etrich: Uas doppelte Absolute. Reflexion und Religion im m der Heiligen Schrift bezeugten konkreten Geschichte des
wjuium des Geistes (NZSTh 35, 1993.28-56). , , r ^ ■ > a n 1 ... . ■ ■

Lacoste 1... v 1 .. . .. menschgewordenen Gottes Jesus Christus. Außerdem ist chnst-

' J(-an-Yves: F-.xpenence et Absolu. Questiona disputees sur ,. 0 , . , ,

23omaniM * l'homme. Paris: Presses Umvenritaire de France 1994. IV, llche Theologie von Anfang an und von Grund auf bestimmt

, "° = Kpinieihee. Kart. fFr 168.-. ISBN 2-13-046179-4. durch die Spannung zwischen Glauben und Wissen oder - wie

sehe ' ' '1Ull: Anl;'"L' schuf Gott": natunvissenschaftspbilosophi- B. typologisierend formuliert (vgl. 29-31) - zwischen Monasti-

Ewigktius|zllSbi0l0gi8Che "m] theologi8che überlesu"gen zu Zeit und schem und Scholastischem. Während in I loch- und Spätmittel-

Matthaa t 1.' I9^4;477'488)- alter nach Bayer monastische und scholastische Theologie in

' s> Joachim: Säkularisierung als Prozeß und Deutungsmuster (LM . .J. ... , , . . . c .. . ,

■w, 1994,33-36) begriftslose Mystik und abstrakten Formalismus auseinander

M"ik, Otto: Heidegger und Karl Rahner (ZKTh 116,1994, 257-269). fielen (die Behandlung dieser Epoche ist allerdings, wohl auf-

whiteh'Cn' Pa'myre M F" Lijden als vraag naar God: Een D"drage vanuit grund des Schemas der Reihe, bedauerlich knapp), hat Luther

Ru !ead filosone <TTh ^4- |<W4- 246-268). nach Bayers Überzeugung in einzigartiger und exemplarischer

und -eridij Edmund' u- ,osef Qultteren Handlungsbeschreibungen Weise eine Synthese beider Aspekte vollzogen, nach der das

l994.32|J32n|)en' E'"e Herausforderun« fUrden Na,uralismufi <ZKTh 116- monastische Moment (oder die „Glaubenserfahrung", 29) die

sonhChÜSSl^ Werner: Das Gebet im Horizont des Verhältnisses von Philo- Theologie „konstituiert", während das scholastische Moment

P'111-' und Religion (TThZ 103. 1994.92-112). (oder die „Glaubenserkenntnis", 29) sie „reguliert" (18); diese

Jer /,"d,nRcr' Hugo: Ohne Gott kann die Welt nicht verstanden werden: Synthese sei bereits in der Altprotestantischen Orthodoxie,

Stroh w"' VOt dcr WahrheitsfraSe (ZW 65, 1994, 85-95). besonders aber in der Neuzeit /erbrochen (vgl. 301'.). Das aus-

k<-'n v„„Zu„ "er: Vom Sein /um Andertn- Extremer Humanismus im Den- führliche Luther-Kapitel (35-126) hat deshalb grundlegende

»Ci^rT'^'^l -m 7 , Bedeutung für die gesamte Konzeption,
der u, u rS War Parmenides ein schlechter Dichter? Oder: Zur Porm . fc , e . , ,

W ^Vermittlung in der frühgriechischen Philosophie (In: Kulhnann. In eindringenden Textin.erpretationen entfaltet B Luthers monastische

chi's 'hJ AItho,fIHg.l: Vermittlung und Tradierung von Wissen in der grie- Theologie", die er als seelsorgerhchen Schnttgebrauch" charakterisiert

'"sehen Kultur. Tühinaetv 1993 167 180) (36). Gegenstand der Theologie ist nicht abstrakt Gott, sondern „Deus uisti-

ficans et homo peccator" (36-42). Da der Sünder auch als Gerechtfertigter
nicht noetisch von seinem Sünder-Sein abstrahieren kann, ist und bleibt er
auf das Zeugnis von der in der Gestalt und Geschichte Jesu Christi geschehenen
Versöhnung Gottes mit den Menschen angewiesen: In konstitutiver
und radikaler Passivität empfängt der Sünder Vergebung im konkret-worthaften
Zuspruch des in der Heiligen Schritt wirklich inkarnierten (und nicht
nur bezeugten) Gotteswortes. Mit dem Gedanken der vita passiva (vgl. 42-
g„ 49) zerbricht Luther nach B. das aristotelische (und neuzeitliche) Zweier-
-er' Oswald: Theologie Gütersloh' Gütersloher Verlags- schema von Handeln und Erkennen und wehrt dadurch ebenso einer Moralins
,1994- 548 S. gr.80 = Handbuch Syst. Theologie, 1. Kart. «erung wie einer Theore.isierung des Glaubens: von Schleiermachers
UM 128,- ISBN 3S7Q lUQI 1 C) schlechthinnigem Abhängigkeitsgefühl unterscheidet Luther sich dadurch.

-'-J/y-lWV I 1-y. daß dje passjvjtät keine anthropologische Fundamentalstruktur darstellt.

Der Tübin c sondern je neu im konkreten Wortgeschehen konstituiert wird. Dementspre-

•Handb u SyMe™*tikei Oswald Bayer hat in der Reihe chen(J entsteht Theologie, indem der Mensch sich in oratio, tentatio und

17 r,;. , 'dr Systematische Theologie", von deren geplanten meditatio dem Schriflwort aussetzt (vgl. 55-106). Der Ort dafür ist die Kir-

anden mittlerweile elf erschienen sind den Band 1 „Theo- che (vgl. I05f.): die Anleitung zum Leben im Licht des Wortes bieten die

Prtw V°r8elegl- Dieser Band kann aufgrund seiner Stellung Katechismen (vgl. 106-115). Aufgrund der Sünde kann die Glaubenser-

lJ|(>granimaiis,.t,„ n ■ „ . u kenntnis freilich weder die Gestalt eines 111 sich abgerundeten Systems

eher,; zucle h Bedeutun8 lur das Gesamtwerk beanspru- anncnmen noch kann die Theologie „das Verhältnis von allgemeiner und

'altung (J, 'St °r aher- wie B- selhst betonl (v?'- I7)- als Ent" christlicher Humanität" (117) als ausgeglichene Harmonie wahrnehmen:

che a . er eigenen Position des Autors zu lesen. Die einheitli- Theologie ist ..Konfliktwissenschaft" (126 u.ö.). „Luther endet nicht in

nn|age der Reihe sieht zwei historisch-darstellende Teile einer Totalvermittlung, sondern hält Spannungen aus" (121).

Syst

ematische Theologie: Dogmatik